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Eisleben Eisleben: Altes Fachwerk entdeckt

Von jörg müller 17.02.2012, 18:37

eisleben/MZ. - "So ein altes Gebäude hält immer Überraschungen parat", sagt Thomas Bechstein. Das Gebäude, von dem der Mitarbeiter der Stiftung Luthergedenkstätten spricht, ist Luthers Sterbehaus in Eisleben, das derzeit saniert und durch einen Museumsneubau erweitert wird. Und eine der aktuellen Überraschungen ist bauhistorisch äußerst interessant: eine Fachwerkwand, die im sogenannten Sterbezimmer hinter der Holzverkleidung gefunden worden ist.

Die Wand, die höchstwahrscheinlich aus der Bauzeit des Hauses im 16. Jahrhundert stammt, war allerdings durch eindringendes Regenwasser sowie Holzschädlinge schwer in Mitleidenschaft gezogen und konnte nur in Teilen erhalten werden. Besonders bemerkenswert sei, so Bechstein, dass die Schäden bereits beim Umbau des Hauses im 19. Jahrhundert deutlich erkennbar gewesen sein müssten. Die Holzverkleidung - entworfen von dem Nürnberger Künstler Friedrich Wanderer - sei einfach davorgebaut worden. Ein Grund dafür könnten die Kosten gewesen sein: "Die hatten damals ständig Geldprobleme", so Bechstein. Deshalb sei das Haus, das der preußische Staat 1863 erworben hatte, zunächst auch nur äußerlich hergerichtet worden. Die Innenausstattung sei erst 30 Jahre später hineingekommen.

Die Fachwerkwand wurde entdeckt, als im Zuge der Dachstuhl-Sanierung die Holzverkleidung im Sterbezimmer abgenommen wurde. Zum Glück, so Christian Philipsen, Leiter der Eisleber Luthergedenkstätten, sei die marode Wand bereits seit dem Umbau im 19. Jahrhundert nicht mehr tragend gewesen. "Hinter der Fachwerkwand befindet sich massives Mauerwerk, und darauf liegt die Last." Ein weiterer interessanter Befund, der sich in diesem Zusammenhang ergeben hat: Die markante Holzdecke im Sterbezimmer, die aus einem Eisleber Bürgerhaus stammt und 1865 eingebaut wurde, ist nicht mit dem Mauerwerk verankert, sondern liegt nur auf den Seitenbalken auf und ist außerdem am Dachstuhl aufgehängt. All dies seien neue Erkenntnisse: "Vieles ist hier nicht dokumentiert worden", so Philipsen.

Mittlerweile ist die Sanierung des Dachstuhls abgeschlossen. "Der größte Teil der originalen Balken konnte erhalten werden", so Bechstein. Allerdings habe man die Konstruktion an vielen Stellen verstärken müssen. Derzeit werden im Altbau unter anderem die Installationen eingebaut. Auch am Neubau wird - nach der Frostpause - wieder gearbeitet. Nachdem die Fundamente und das Kellergeschoss fertiggestellt sind, gehe es nun in die Höhe, so Bechstein.