Ed ist der Neue im "Singvogel" Ed ist der Neue im "Singvogel": Was den 40-Jährigen mit "Elsterglanz" verbindet

Eisleben - Es ist das älteste erhaltene Wohnhaus der Lutherstadt. Wer im Breiten Weg genau hinschaut, kann unter dem Paradieserker die Jahreszahl erkennen: 1574. Und die Gaststätte darin gibt es mittlerweile schon seit 1875.
„Ich habe noch alte Fotos“, sagt Ed, der eigentlich Thomas heißt. „In meinem Freundeskreis gibt es so viele mit dem Namen Thomas. Da hat jeder einen Spitznamen. Meiner ist eben Ed. Das reicht auch vollkommen aus. Da weiß jeder gleich Bescheid“, sagt der Eisleber. Seit April ist er Wirt im „Singvogel“, wie die Gaststätte im Breiten Weg heißt.
Wirt Ed war als Veranstaltungstechniker unter anderem für „Elsterglanz“, „Rammstein“ und „Metallica“ tätig
Zehn Jahre hat der gelernte Anlagenmechaniker nebenberuflich als Veranstaltungstechniker gearbeitet. Für „Elsterglanz“, „Rammstein“, „Metallica“, Koch Steffen Henssler oder den Komiker Ralf Schmitz. „Aber irgendwann willst du nicht mehr rumziehen“, sagt er. Und hat sich mit 40 selbstständig gemacht. Viel Zeit zum Überlegen hat er sich nicht gegönnt, nachdem Henriette Walther, seit der Wende führte sie den „Singvogel“, ihn fragte.
Gut einen Monat habe er gebraucht, bis er alle Genehmigungen zusammen hatte. Erfahrungen als Gastwirt sammelte er bei Freunden. „Da habe ich immer mal mit hinter dem Tresen gestanden. Und vor drei Jahren habe ich schon mal einen Lehrgang besucht“, erzählt der 40-Jährige.
Deshalb sieht er sich gut gerüstet, zumal die Stammkundschaft geblieben sei und neue Gäste hinzugekommen sind. Wohl auch wegen Eds unkomplizierter Art. „Ich biete zwar keine Speisen an. Aber wer Hunger hat, kann sich drüben was im Pizzahaus holen und hier essen.“
Was es mit dem „Moonshine“ in der Kult-Gaststätte „Singvogel“ auf sich hat
Investiert hat er aber trotzdem in die historischen Mauern. Die Wände zeigen sich jetzt in einem warmen Grünton und viele Bilder zieren die selbigen. Wer möchte, könne sich auch ein großes Schraubglas, gefüllt mit Likör, bei ihm kaufen. „Da schreibe ich dann den Namen dran und stelle es ins Regal“, beschreibt er das Prozedere um den „Moonshine“. So nannten die Farmer während der Prohibition in den USA ihren Schwarzgebrannten, den sie nachts in Einmachgläsern schmuggelten .
Apropos nachts. „Ich habe ja früher auch am Abend und in der Nacht gearbeitet. Da hat sich also nicht so viel geändert. Nur, dass ich eben jetzt nicht mehr über Land fahren muss“, sagt Ed. Während der „Singvogel“, als er noch „Konsumgaststätte Bräcklein“ hieß , für sein Bauernfrühstück gerühmt wurde, hat die „Oldskool Kneipe“, so wird auf Aufklebern geworben, längst überregionale Bekanntheit erlangt.
„Elsterglanz“ drehte in der Gaststätte „Singvogel“ Szenen für beide Filme
Denn für beide Filmen des Duos „Elsterglanz“ wurden dort Szenen gedreht. Und viele der Akteure gehören nicht erst seit den Streifen zu den Kunden, sondern waren es vorher schon. „Wir sind wie eine große Familie“, sagt der Wirt, der unbedingt noch die Abwurflinie beim Darts erneuern will. Hinter dem Haus, dort stand bis in die 1920er-Jahre eine Brauerei, hat er schon einen Biergarten mit Stehtischen eingerichtet und einen zweiten Raum für seine Gäste möbliert.
Silvester indes bleibt zu. Dann zieht Ed mit seinem Kumpel Schred in eine andere Lokalität und lässt einen DJ unter dem Motto „Hardrock vs Retroschlager“ auflegen. Ganz mansfeldisch gibt es keinen Champagner, sondern Fettbemme und als Zugabe Bockwurst. (mz)