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"Dornröschen" im Theater Eisleben "Dornröschen" im Theater Eisleben: Witzig spritzig unterhaltsam

Von Detlef Liedmann 28.11.2015, 08:42
Patrick Oliver Schulz (rechts) und Markus Lingstädt halten die 13. Fee (Anette Baldin) in Schach.
Patrick Oliver Schulz (rechts) und Markus Lingstädt halten die 13. Fee (Anette Baldin) in Schach. Detlef Liedmann Lizenz

Eisleben - Das Wort Glücksgriff wird gern bemüht, wenn Trainer kurz vor Schluss einen Spieler einwechseln, der das entscheidende Tor erzielt. Passt aber auch im Theater. Denn Robert Strauß’ Fassung des Grimm'schen Märchens „Dornröschen“ ist ein Glücksgriff.

Robert Strauß, geboren 1962 in Plauen (Vogtland), studierte Theaterwissenschaft an der Theaterhochschule Leipzig. Nach einem ersten Engagement am Volkstheater Rostock arbeitete er als Dramaturg und Regisseur an verschiedenen Bühnen. Er war Oberspielleiter am Eduard-von-Winterstein-Theater in Annaberg-Buchholz. Strauß erlag am 18. August 2003 einem Krebsleiden.

Respektive die Entscheidung der Eisleber Theaterleitung, auf eben jene Fassung zurückzugreifen. Witzig, spritzig, unterhaltsam kommt die Inszenierung von Regisseurin Ann-Kathrin Hanss daher, ins rechte Bild gesetzt durch Barbara Schiffner und die von ihr erdachten teils quietschbunten Kostüme und Kulissen. Selbst große Häuser könnten eine Rundumbesetzung des Märchens kaum bewerkstelligen. Woher 13 Feen nehmen. Also wird gestrichen, was das Zeug hält. Diese Arbeit kann sich Regisseurin Hanns sparen. Denn Strauß hat den Grimm'schen Stoff bereits für Bühnen mit kleinem Ensemble bearbeitet. Hanss und ihren Mitstreitern kommt der Verdienst zu, diese Fassung am Donnerstag zur Uraufführung gebracht zu haben. Denn Strauß ist seit 2003 tot. 41 Jahre alt ist er geworden, bevor er einem Krebsleiden erlag. So lange schlummerte Rosa.

Denn so heißt die Prinzessin (Almut Liedke), die überhaupt kein Dornröschen sein will und schon gar nicht an ihrem 15. Geburtstag.

Da haben Küchenjunge Max (Patrick Oliver Schulz) und Prinz Jonas (Markus Lingstädt) längst die Rollen getauscht. Dass sich Rosa aber doch an der Spindel sticht und, wie es die 13. Fee (Annette Baldin) vorausgesagt hat, in einen tiefen Schlaf fällt, können beide nicht verhindern. Freilich, die Kinder im zur Premiere ausverkauften großen Saal wissen, wie es ausgehen wird. Schließlich ist das Märchen nicht nur im deutschsprachigen Raum eines der bekanntesten.

Nur so erfrischend erzählt wird es selten. Was können sich die Kinder ausschütten vor Lachen über den König (Oliver Beck) und seinen Minister (Andreas Brendel als Gast). Und wie staunen sie über die rotierenden goldenen Teller, die Lingstädt in Zirkusmanier auf biegsamen Stäben jongliert. Da gibt es sogar Szenenapplaus. Nie kommt Langeweile auf bei der Geschichte über das Erwachsenwerden. Und das ist gut so. Denn Langeweile ist der Tod jeder Inszenierung. Hier aber darf Dornröschen auch mal im Stehen schlafen, die Fee Roller fahren und der Prinz mit dem Drachenblutschwert, dass seinen Besitzer unbesiegbar macht, rumfuchteln. Am Ende bekommt er seine Prinzessin. „Willst Du mich heiraten?“, fragt sie. „Ja“, antwortet er. „Warum?“ „Weil es mit Dir bestimmt nie langweilig wird.“ Recht hat er. Nach einigen Abstechern stehen ab 7. Dezember vorerst 17 Vorstellungen auf dem Spielplan des Hauses. Rund 4000 Karten sollen bereits vorbestellt worden sein. Ein echter Glücksgriff am Theater also in dieser Vorweihnachtszeit. (mz)

Rosa (Almut Liedke) schläft als Dornröschen.
Rosa (Almut Liedke) schläft als Dornröschen.
Detlef Liedmann Lizenz