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Denkmal in Eisleben Denkmal in Eisleben: Der Siegesläufer glänzt wieder

Von wolfram bahn 03.09.2015, 13:51
Wolfgang Conrad bei den letzten Pinselstrichen am erneuerten Siegessymbol des Marathonläufers.
Wolfgang Conrad bei den letzten Pinselstrichen am erneuerten Siegessymbol des Marathonläufers. klaus winterfeld Lizenz

eisleben - Der Marathonläufer am Schlossplatz in Eisleben ist wieder ein Hingucker. Wolfgang Conrad hat der Statue in dieser Woche den alten Kupfer-Glanz verliehen.

Der Marathonläufer wird um 11 Uhr nach der Restaurierung wieder offiziell der Öffentlichkeit übergeben. Oberbürgermeisterin Jutta Fischer (SPD), will dabei auch den Sponsoren danken, die das Vorhaben unterstützt haben. Den Großteil der Kosten bestreitet die Stadt. Sie hatte das Denkmal im Jahre 1927 als Geschenk vom damaligen Lehrerseminar zum 100-jährigen Bestehen der Einrichtung erhalten. 1990 sollte das Denkmal renoviert werden. Beim Abnehmen wurde es jedoch beschädigt und zerfiel in mehrere Einzelteile. Im Jahr 1993 erklärte sich die Volks- und Raiffeisenbank in Eisleben bereit, die anfallenden Reparaturkosten zu übernehmen.

Die Figur besteht eigentlich aus Zinkguss und ist nur mit einem Kupferüberzug versehen, den Conrad erneuert hat. „Es ist ja für mich ein schönes Wiedersehen mit der Lutherstadt“, sagte der 68-jährige Metallrestaurator, der heute in Ismaning bei München wohnt, der MZ. Fast sein ganzes Leben hat der Experte für Metalllegierungen, der früher beim VEB Korrosionsschutz in Eisleben gearbeitet hat, in der Lutherstadt verbracht, ehe er vor einigen Jahren nach Bayern zog. Der Kontakt nach Eisleben ist nie abgerissen. Und so brauchte die Stadt auch nicht lange zu suchen, um jemanden zu finden, der die bekannte Figur restauriert. Sie ist eine Nachbildung der Statue „Der Siegesbote von Marathon“, die der Bildhauer Max Kruse im Jahr 1881 schuf. Das Original steht in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Der Eisleber Marathonläufer, wie er im Volksmund genannt wird, ist vor zwei Jahren Zeit beschädigt worden. Der Lorbeerzweig in der Hand des Läufern wurde abgesägt. Das fehlende Siegessymbol wurde jetzt in der Gießerei Gebrüder Ihle in Dresden nachgegossen und zu Wochenbeginn wieder an der ausgestreckten Hand angebracht. Im Zuge dieser Reparatur hat Conrad der Statue eine Applikation der altkupfernen Farbfassung verpasst. Der Experte löste die Aufgabe in gewohnter Qualität. Er hatte die Statue schon einmal Mitte der 1990er Jahre restauriert. Damals gab es kaum Erfahrungen beim Umgang mit Zinkgussfiguren und deren Neuanstrich. „Wir mussten selber nach Lösungen suchen“, erinnert er sich an die damalige Herausforderung. Inzwischen ist eine Menge Fachliteratur dazu erschienen. Und auch Wolfgang Conrad hat sein nicht unerhebliches Scherflein dazu beigetragen. Gerade hat eine Fachzeitschrift damit begonnen, eine sechsteilige Serie mit Beiträgen von ihm über die Restaurierung von Metallfiguren zu veröffentlichen. „Ich habe jetzt als Ruheständler mehr Zeit zu schreiben“, berichtet Conrad, der im Januar sein Büro aufgegeben hat. Zuvor war er seit 2006 in Stolzenfels am Rhein im Einsatz. Dort leitete er die Fachberatung bei der Restaurierung des Schlosses. Auch im Mansfelder Land hat er seine Spuren hinterlassen. Conrad restaurierte beispielsweise das Lutherdenkmal auf dem Eisleber Markt, die Apollo-Büste im Rosarium in Sangerhausen sowie die Germaniafiguren an der gleichnamigen Apotheke in Allstedt und am Kreisel in Mansfeld. Beide sind übrigens auch wie der Läufer aus Zinkguss. Außerdem hat er das legendäre „Lenindenkmal von Eisleben“ zur Jahrtausendwende aufwändig restauriert, ehe die Lutherstadt die Bronze-Statue als Dauerleihgabe ins Deutsche Historische Museum nach Berlin gegeben hat. (mz)