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Bahnhofsgenossenschaft Bahnhofsgenossenschaft: Modell aus der Lutherstadt ist Vorbild für andere Städte

Von Detlef Liedmann 15.11.2017, 08:00
Blick auf den Bahnhof in Eisleben
Blick auf den Bahnhof in Eisleben Maik Schumann

Eisleben - Zahlen hatte Peter Panitz jede Menge parat. Der Leiter des Geschäftsbereichs Verkehr und Infrastruktur der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH (NASA) präsentierte sie vor wenigen Tagen im Bahnhof Eisleben.

Nüchtern und ernüchternd. Denn auch im Landkreis Mansfeld-Südharz gehen Betreibern von Bahnen und Bussen aufgrund des Bevölkerungsrückgangs immer mehr potenzielle Fahrgäste verloren. „Dem können sie nur mit attraktiven Angeboten entgegensteuern“, so Panitz.

Bahnhofsgenossenschaft Eisleben wertet das Bahnhofsgebäude in der Lutherstadt auf

Und bezüglich der Attraktivität hat sich dank der Bahnhofsgenossenschaft jede Menge getan in Eisleben. „Dazu kann ich sie nur beglückwünschen und hoffe, dass sich Nachahmer finden“, so Panitz.

Unumwunden gab er zu, dass auch in Magdeburg erst einmal Denkhürden übersprungen werden mussten, um das Eisleber Projekt zu fördern. „Das war und ist das bisher einzige Mal, dass das Land eine Genossenschaft gefördert hat.“

Und es sei unter Umständen die einzige Möglichkeit gewesen, dem Bahnhof der Lutherstadt wieder Leben einzuhauchen. Fotos von heruntergekommenen Haltepunkten und Bahnhöfen, deren leere Fensterhöhlen mit Blechplatten verrammelt sind, hatte er genug dabei.

Bahnhof Eisleben hat noch Nachholebedarf in Sachen Barrierefreiheit

Freilich sei auch in Eisleben nicht alles Gold, was glänzt. Ein Blick auf die Bahnsteige genüge. „Mit Abellio haben wir einen Betreiber, der moderne Züge einsetzt. Aber am Hausbahnsteig gibt es eine einzige Stelle, wo die Rampe für Rollstuhlfahrer sicher aufliegt. Am Mittelbahnsteig geht das überhaupt nicht“, so Panitz.

Nur falle die Lösung dieses Problems wieder in die Zuständigkeit der DB AG. Panitz glaubt nicht, dass sich hier vor 2020 etwas tun wird. Das hänge auch mit der Umstellung der Strecke auf elektronische Stellwerkstechnik zusammen. Genau wie die so genannte Flügelung von Zügen in Sangerhausen. „Und wann kommt die S-Bahn nach Leipzig?“, fragte eine Besucherin der Informationsveranstaltung. Wohl nie, wie der Antwort durch Panitz zu entnehmen war. Ohne Umsteigen in Halle werde es wohl auch künftig nicht gehen.

Unter anderem, weil sowohl der Bahnhof in Halle als auch der City-Tunnel in Leipzig nur eine bestimmte Anzahl Züge aufnehmen können und aus Sicherheitsgründen dürfen. Vor allem zurzeit, wo am Hauptbahnhof in Halle wegen umfangreicher Bauarbeiten nur eine begrenzte Anzahl Gleise zur Verfügung steht.

Mansfeld-Südharz gehört derzeit keinem Verkehrsverbund an - das bedauert die Nasa

Das bedinge auch die mitunter schwer nachvollziehbaren Abfahrtszeiten aus Eisleben Richtung Saalestadt im Abstand von knapp 20 Minuten zwischen zwei Zügen, während dann fast 45 Minuten auf die nächste Bahn gewartet werden muss. Dennoch: „Sie haben in der Woche einen engen Takt bei Bahn und Bussen“, so Panitz.

Andere Regionen seien da nicht so gut aufgestellt. Und obwohl die Zahl der Einwohner abgenommen hat, ist die Zahl der Bahnreisenden zuletzt wieder leicht angestiegen.

Und wieder war von Attraktivität die Rede. Dazu gehört laut Panitz neben Zügen und Stationen auch die Reisezeit. Perspektivisch soll die zwischen Halle und Sangerhausen im Regionalexpress nur noch 40 Minuten betragen. Mit dem Auto kaum zu schaffen.

Zudem warb Panitz für Verkehrsverbünde. Mansfeld-Südharz gehört keinem an. Vorteile? „Sie könnten dann zum Beispiel mit einem Ticket von Siersleben mit dem Bus bis Eisleben, per Zug weiter nach Halle und dort mit der Straßenbahn in die Heide.“ (mz)