1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Ausstellung in Eisleben: Ausstellung in Eisleben: Gab es Vulkane im Mansfelder Land?

Ausstellung in Eisleben Ausstellung in Eisleben: Gab es Vulkane im Mansfelder Land?

Von Jörg Müller 10.06.2016, 12:00
Martin Wöllenstein in seiner Vulkan-Ausstellung im Eisleber Stadtarchiv, die noch bis Montag zu sehen ist.
Martin Wöllenstein in seiner Vulkan-Ausstellung im Eisleber Stadtarchiv, die noch bis Montag zu sehen ist. Jürgen Lukaschek

Eisleben - Vulkane im Mansfelder Land? Warum hat man davon noch nie etwas gehört? Ganz einfach: Weil Martin Wöllenstein sie erst jetzt entdeckt hat. „Sensationelle Funde deuten darauf hin, dass es im Mansfelder Land an der Stelle der heutigen Kegelhalden des Fortschrittschachts, des Otto-Brosowski-Schachts und des Ernst-Thälmann-Schachts drei Vulkane gegeben hat.“ So kündigt der 25-jährige Student der Kunsthochschule Burg Giebichenstein in Halle seine Ausstellung „Die Vulkane im Mansfelder Land“ an, die noch bis Montag, 13. Juni, täglich von 14 bis 18 Uhr, im Eisleber Stadtarchiv, Andreaskirchplatz 10, zu sehen ist.

Enge Verbindung zu Vulkanen

Vulkane im Mansfelder Land - das wäre tatsächlich eine Sensation. Laut Wöllenstein habe der Vulkanismus über viele Jahrhunderte das Leben in der Region bestimmt - bis er in Vergessenheit geraten beziehungsweise bewusst unterdrückt worden sei. Nicht nur der Bergbau gehe auf Vulkane zurück, auch in Wissenschaft und Kunst, Kultur und Traditionen habe es enge Verbindungen zu den feuerspeienden Bergen gegeben. Selbst das Dreckschweinfest, ein Ur-Mansfelder Brauch, sei ursprünglich ein „Vulkanfest“ gewesen - mit einem rituellen Bad im „Krater“. Auch bei den Mystikerinnen im Kloster Helfta und bei Martin Luther findet Wöllenstein vulkanische Bezüge - und nicht zuletzt in der „Internationalen“ mit der Zeile: „das Recht wie Glut im Kraterherde“.

1636 der letzte Ausbruch?

Wöllenstein kennt auch das Jahr des letzten Vulkanausbruchs im Mansfelder Land: 1636. Ebenso wenig ist heute noch bekannt, dass bis 1969 in Eisleben ein „Mansfelder Vulkan-Observatorium“ existiert habe, wie der Künstler mit einem Schwarz-Weiß-Foto belegen will.

Umfangreich recherchiert

So wunderlich sich das alles anhört - Wöllenstein fabuliert nicht einfach nur so herum. Seine ansprechend gestalteten Schautafeln zeigen, dass er umfangreich recherchiert hat. Sogar ein Buch „Die Vulkane im Mansfelder Land“ hat er im Eigenverlag produziert. Das Kunstprojekt sei seine Diplomarbeit, so der gebürtige Marburger, der heute in Leipzig lebt und sich nach eigenen Angaben mit „Konzeptkunst“ befasst.

Nach anderem Zugang gesucht

Auf das Thema sei er gekommen, weil er regelmäßig durch das Mansfelder Land gefahren sei. Und warum Vulkane? „Ich möchte die Leute zur Beschäftigung mit lokaler Geschichte anregen“, so der 25-Jährige. „Und es geht mir auch um Fragen der Geschichtsschreibung.“ Als Künstler habe er einen anderen Zugang zu den überlieferten Bergbau-Traditionen gesucht. „Ein Vulkan ist auch eine gute Metapher für schlummernde Energie.“

"Grenzwertiges" Projekt

Aus wissenschaftlicher Sicht hält der Geologe Gregor Borg von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg das Projekt allerdings für „grenzwertig“. „Das Problem ist, dass es keinen Hinweis gibt, dass es sich um ein Kunstprojekt handelt“, so der Professor für Petrologie und Lagerstättenforschung zur MZ. Wöllenstein habe historische Abbildungen verändert und Originalquellen angegeben. Auch seien die Texte in einem wissenschaftlichen Ton gehalten. „Ein Künstler kann das vielleicht so machen, als Wissenschaftler finde ich das nicht lustig.“ Und was sagt der Experte zum Thema Vulkane im Mansfelder Land? „Das ist natürlich absoluter Blödsinn.“ Es habe zwar in Deutschland Vulkane gegeben, die meisten seien aber vor Millionen Jahren aktiv gewesen.

Horst Dammköhler, Vorsitzender des Mansfelder Berg- und Hüttenleute-Vereins, sagte der MZ, dass der Künstler im Vorfeld mit ihm gesprochen habe. „Wir hatten uns etwas mehr erhofft“, so Dammköhler nach der Ausstellungseröffnung. „Wir hatten gedacht, dass er den Bergbau von der Warte des Künstlers aus darstellen will.“ Die Vulkanismus-Theorie widerspreche allen geologischen Erkenntnissen.

Auch Jürgen Colawo, Amtmann der Pfingstgesellschaft Hergisdorf, hat mit dem Künstler Kontakt gehabt. „Er hat sich über das Dreckschweinfest informiert.“ Wie er allerdings auf die Idee gekommen sei, es habe seinen Ursprung in einem „Vulkanfest“, „das verstehe ich nicht“. (mz)