1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Eisleben
  6. >
  7. Annenkloster in Eisleben: Annenkloster in Eisleben: Einblicke in originale Mönchszellen aus der Lutherzeit

Annenkloster in Eisleben Annenkloster in Eisleben: Einblicke in originale Mönchszellen aus der Lutherzeit

Von Jörg Müller 21.09.2016, 17:00
Joachim Rost (rechts im Bild) zeigt Besuchern die Mönchszellen im Dachgeschoss.
Joachim Rost (rechts im Bild) zeigt Besuchern die Mönchszellen im Dachgeschoss. Lukaschek

Eisleben - Neue Attraktion im ehemaligen Annenkloster in der Eisleber Neustadt: Die originalen Mönchszellen aus der Lutherzeit sind jetzt für Besucher zugänglich. Im Rahmen des zweiten Bauabschnitts der Sanierung ist eine neue Treppe vom ersten Obergeschoss ins Dachgeschoss gebaut worden.

Balken der Mönchzellen aus dem Jahr 1515/16

Dort befinden sich die beiden berühmten Mönchszellen, deren Alter anhand der Balken nachgewiesen werden konnte: Das Holz ist 1515/16 geschlagen worden, wie wissenschaftliche Untersuchungen vor einigen Jahren ergeben haben. Martin Luther, der sich als Distriktsvikar des Augustiner-Eremiten-Ordens mehrfach in dem Kloster aufhielt, dürfte allerdings nicht in den kargen Zellen, sondern im repräsentativen ersten Obergeschoss übernachtet haben.

Gleichwohl sind die Mönchszellen einzigartig in Mitteldeutschland - weder in Wittenberg noch in Erfurt sind ähnliche Räume original erhalten. Deshalb verspricht sich die Kirchengemeinde St. Annen einiges von der neuen Sehenswürdigkeit. Ständig geöffnet sind die Mönchszellen aber noch nicht. „Wir können auf Anfrage kleine Gruppen durch das Dachgeschoss führen“, so Gemeindekirchenrats-Vorsitzender Joachim Rost zur MZ.

Die Kirche St. Annen und das Kloster wurden nach der Gründung der Neustadt (1511) von Graf Albrecht von Mansfeld-Hinterort gestiftet. Das Kloster löste sich bereits 1522/23 im Zuge der Reformation wieder auf. Zu den Sehenswürdigkeiten in der Renaissancekirche gehören die Steinbilderbibel (1585), die Kanzel mit Mose und die Kassettendecke. (jm)

Die Annenkirche und das Kloster können bis Anfang November täglich von 10 bis 16 Uhr besichtigt werden. In den Wintermonaten ist montags bis freitags von 10 bis 14 Uhr sowie sonntags nach dem Gottesdienst geöffnet.

Der Grund für die vorläufige Beschränkung: Derzeit fehlt noch die geplante zweite Treppe, die als Abgang dienen wird. Sie wird auf das Dach des neuen Sanitärtraktes im Hof führen. Der Bau der Treppe ist Teil des dritten Bauabschnitts, mit dem die Sanierung und Neugestaltung des Annenklosters vollendet werden soll. „Die Finanzierung ist aber noch nicht gesichert“, so Rost.

Neben der Treppe gehören Arbeiten im ersten Obergeschoss, wo Gemeinde- und Besucherräume entstehen, sowie im Dachgeschoss und an der Fassade zum dritten Bauabschnitt. Die Sanierung des Klosters hat 2013 begonnen.

An den Mönchszellen selbst sind laut Rost keine Sanierungsmaßnahmen notwendig gewesen. „Sie sollen so bleiben, wie sie sind.“ Lediglich eine Balkenkonstruktion ist neu gebaut worden, die auf eine weitere, heute nicht mehr erhaltene Mönchszelle hinweist. Geplant sind außerdem noch einige Informationstafeln.

Zwei alte Türgewände bei Arbeiten im Obergeschoss des Annenklosters entdeckt

Wie Rost weiter sagt, sind bei den Arbeiten im ersten Obergeschoss unter dem Putz zwei alte Türgewände entdeckt worden. Eine mögliche Erklärung wäre, dass sich auch dort noch Mönchszellen befunden haben könnten. „In so einem Gebäude ist doch immer wieder etwas Interessantes zu finden“, so der Gemeindekirchenrats-Vorsitzende.

Er freut sich auch, dass im Rinckart-Saal im Erdgeschoss jetzt zwölf Tafelbilder der Eisleber Malerin Mariana Lepadus einen angemessenen Platz gefunden haben. Die Gemälde zeigen „Frauen der Reformation“, darunter zum Beispiel Florentina von Oberweimar, Ottilie von Gersen, Anna von Mansfeld, Catharina von Stolberg und Catharina Mosbach. Die Werke sind im Auftrag der „Evangelischen Frauen in Mitteldeutschland“ für eine Wanderausstellung entstanden. „Die Frauen haben uns die Bilder als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt“, sagt Rost. (mz)

Außenansicht des Annenkloster 
Außenansicht des Annenkloster 
Lukaschek
Im Rinckart-Saal im Erdgeschoss des Klosters hängen jetzt Mariana Lepadus’ Bilder.
Im Rinckart-Saal im Erdgeschoss des Klosters hängen jetzt Mariana Lepadus’ Bilder.
Lukaschek