Andreaskirche in Eisleben Andreaskirche in Eisleben: Dramatische Holzschäden

Eisleben/MZ - Außer dem Baugerüst an der Eisleber Andreaskirche ist von der gerade begonnenen Dachsanierung nicht viel zu sehen. Und das wird auch so bleiben, wie der Bauingenieur Sixtus Hermanns sagt, der die Arbeiten im Auftrag der evangelischen Kirchengemeinde St. Andreas-Nicolai-Petri leitet. „Wir setzen die Sanierung der Dachkonstruktion des Kirchenschiffs fort“, so Hermanns. Die Neueindeckung mit Schiefer werde im nächsten Bauabschnitt folgen. „Wir hoffen jetzt erst einmal, dass wir innen bis zum Ostgiebel fertig werden.“
Dringend saniert werden muss auch die berühmte Lutherkanzel, auf der der Reformator seine letzten vier Predigten gehalten hat. Restauratoren vom Atelier Peter Schöne aus Halle sind derzeit dabei, die Schäden an der Kanzel zu erfassen und ein Sanierungskonzept zu erarbeiten. Auf Grundlage der dabei ermittelten Kosten will die Kirchengemeinde dann Fördermittel beantragen. Die Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffene Kanzel gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten für Luther-Touristen in Eisleben. (jm)
Die gewaltige Holzkonstruktion über den Gewölben der Andreaskirche sei etwas ganz Besonderes, sagt der Bau- und Denkmalpflege-Experte Hermanns. Allein schon deshalb, weil sie „im Kern 500 Jahre alt ist“. Was andererseits heute natürlich auch Teil des Problems ist. Denn viele Holzbalken sind nicht nur durch Fäulnis, Schwamm oder Insekten „dramatisch geschädigt“. Auch frühere Instandsetzungen haben Spuren hinterlassen. „Die Konstruktion ist immer wieder überformt worden“, so der Ingenieur. „Das bereitet uns große Probleme.“ Die Balken seien zum Teil extrem verformt. Auch die Mauerkronen - dort liegen die Dachbalken auf - sind an vielen Stellen marode und müssen saniert werden.
So viel Originalmaterial wie möglich
Aus denkmalpflegerischen Gründen soll so viel originales Material wie möglich erhalten bleiben. „Wir sehen uns jeden einzelnen Balken genau an“, sagt Hermanns. Je nach Zustand werde entschieden, ob der Balken ganz oder teilweise erhalten werden kann oder ersetzt werden muss. Oberste Priorität habe natürlich, dass das Dach statisch sicher sei. „Wir haben da auch Verantwortung für künftige Generationen, weil die Holzkonstruktion nicht bei jeder Dachsanierung instand gesetzt wird, sondern nur etwa alle hundert Jahre.“
Eine besondere Herausforderung sei auch, eine Technologie für die Sanierung zu finden. „Wir müssen aufpassen, dass das Dach nicht einseitig belastet wird“, so Hermanns. Zudem müsse in dem mehr als 20 Meter hohen Dachstuhl auch noch ein Innengerüst aufgebaut werden. „Das wird alles sehr spannend“, sagt der Bauingenieur.
2011 ist bereits ein erster Abschnitt der Dachkonstruktion saniert und danach provisorisch mit Dachpappe abgedeckt worden. Pfarrerin Iris Hellmich hofft, dass es diesmal nicht drei Jahre bis zum nächsten Bauabschnitt dauert. „Die Mittel sind bereits beantragt“, so Hellmich. „Es wäre wichtig, dass es zügig weitergehen kann.“ Die laufende Baumaßnahme hat einen Umfang von 275.000 Euro. Die Mittel kommen von Bund und Land, Lotto-Toto sowie vom Kirchenkreis und der Kirchengemeinde.
