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Alles nur geklaut? Alles nur geklaut?: Ärger um eintägige "Titanic"-Ausstellung in Eisleben

Von Wladimir Kleschtschow 11.01.2016, 12:40

eisleben - Die „Titanic“ ist untergegangen - diesmal im Wiesenhaus in Eisleben. Eine Wanderausstellung, die die berühmteste Schiffskatastrophe in Erinnerung bringt, machte am Sonntag Halt in der Lutherstadt. Zahlreiche Plakate warben Wochen vorher um die Schau. Versprochen wurde eine „spannende Ausstellung mit authentischen Rekonstruktionen“.

Vorwürfe gegen Veranstalter

Für zusätzliche Spannung sorgte ein Schreiben von Malte Fiebing-Petersen, Vorsitzender des Deutschen „Titanic“-Vereins, das in der Stadtverwaltung und bei der MZ einging. Darin wird dem Veranstalter von „Europas einziger mobilen ,Titanic’-Ausstellung“ - so lautet die Eigenwerbung - vorgeworfen, Inhalte der Schau bei anderweitigen Ausstellungen in Berlin, Kiel und Wiesbaden illegal fotokopiert zu haben. Fiebing-Peterson meint auch, dass die Werbung für die Veranstaltung in Eisleben den Eindruck erwecke, der Verein stecke dahinter. „Wir haben mit der Ausstellung nichts zu tun“, betont er.

Kopiert oder nicht - Besucher am Sonntag im Wiesenhaus waren keine Experten, um darüber zu urteilen. Für sie wurde der spektakuläre Untergang des Luxusdampfers samt Vor- und Nachgeschichte zum einen durch Fotos, Textinformationen und Vitrinen mit Gegenständen aus der damaligen Zeit vergegenwärtigt. Zugleich lief im Saal ein Film, in dem über die Katastrophe und ihre Vorgeschichte sowie über Forschungen am Untergangsort informiert wurde.

Keine Originalstücke der Titanic

Wer gehofft hat, Originalgegenstände von der „Titanic“ zu sehen, wird enttäuscht gewesen sein. Als Originalteile wurden etwa ein Kabinen-Fenster oder ein Holzsockel von einer Treppe in der 1. Klasse präsentiert. Im Text hieß es, sie seien bereits verbaut gewesen, müssten jedoch wegen entdeckter Mängel ausgewechselt werden. Es gab auch „Originalmusikinstrumente“, allerdings nicht von der „Titanic“, sondern allgemein von 1910. Ähnlich verhielt es sich mit Zahlungsmitteln, einem Spazierstock, einem Schirm oder einem Essbesteck. Aber immerhin vermittelten die Exponate die Atmosphäre jener Zeit.

Besucher schienen trotz allem meist zufrieden zu sein. Till Klaube (12) und seine Mutter Stefanie Klaube aus Eisleben fanden die Ausstellung informativ. Die Familien Ambrosius und Sandig aus Wansleben haben ebenfalls manches erfahren, was sie nicht wussten. Es sei klar gewesen, dass keine richtigen Gegenstände von der „Titanic“ zu sehen sind, lautete die Antwort der Wanslebener. Ein Exponat könnte Fiebing-Petersen als Beweis für seine Vorwürfe dienen. Es ist eine Fotokopie seines eigenen Artikels „Titanic - Einladung zu einer Zeitreise“. Illegal verwendet? Der Veranstalter der Wanderausstellung, Mario Sperlich, war vor Ort nicht anzutreffen. Unter der von ihm angegebenen Handy-Nummer lautete die automatische Antwort des Betreibers: „Diese Rufnummer ist uns nicht bekannt“. (mz)