Abzocke und Bedrohung Abzocke und Bedrohung: Vermeintliche Dachdecker wollen schnell Kasse machen

Helbra - Die Masche ist fast immer die gleiche: Zwei seriös wirkende Männer klingeln vornehmlich an Haustüren von Einfamilienhäusern und machen die Besitzer auf angebliche Schäden am Hausdach, an Garage oder Carport aufmerksam. Dann bieten sie eine kostenlose Dachüberprüfung oder ein vermeintlich günstiges Komplettangebot für die Reparatur an. Dann drängen die vermeintlichen Handwerker auf eine schnelle Unterschrift des Bauvertrages, der oftmals nur eine verlockend geringe Auftragshöhe ausweist. Doch wer unterschrieben hat, ist nun in den Fängen der so genannten „Dachhaie“, weiß Steffi Schwan. Die Sprecherin des Polizeireviers Mansfeld-Südharz kennt die zwielichtigen Methoden der raffinierten Betrüger, die sich teils in einer juristischen Grauzone bewegen. Denn das ist noch nicht strafbar.
Fall in Mansfeld-Südharz: Dubiose Dachdecker tauchen bei Ehepaar in Helbra auf
Im Landkreis Mansfeld-Südharz sind die dubiosen Dachdecker am Montag erstmals in Erscheinung getreten. „Wir ermitteln jetzt wegen versuchten Betruges“, sagt Schwan. Demnach hatte die Bande ein älteres Ehepaar in Helbra im Visier. Mehrere Arbeiter, die gebrochen Deutsch sprachen, hatten das Garagendach der Senioren mit Aluminiumplatten gedeckt. Anschließend forderten sie statt der vorab vereinbarten 350 plötzlich 1.400 Euro. Als sich die Helbraer weigerten, den höheren Betrag zu zahlen, suchten die vermeintlichen Fachkräfte das Weite.
Dass die Ganoven mittlerweile mit viel krimineller Energie vorgehen, zeigt ein ähnliches Beispiel aus dem benachbarten Kyffhäuserkreis. Dort wurde ein älteres Ehepaar mit einer überaus preiswerten Reparatur an ihrem Carport geködert. Wenig später stand auch schon ein Kleintransporter mit mehreren Arbeitern vor der Tür und deckte das Dach ab. Dann seien die Arbeiten plötzlich eingestellt und dem Ehepaar mitgeteilt worden, dass die Reparatur statt 250 jetzt 2.500 Euro kosten würde, berichtet ein Familienmitglied gegenüber der MZ. Als die Senioren sich zunächst weigerten, habe man unter anderem damit gedroht, die Arbeiten abzubrechen und im Haus Feuer zu legen. Aus Angst haben die Rentner die geforderte Summe gezahlt. Eine Anzeige bei der Polizei wurde jedoch aus Scham, auf einen Betrug hereingefallen zu sein, nicht erstattet.
Das ist für Schwan jedoch nichts Ungewöhnliches. „Davon hören wir immer wieder“, sagt die Beamtin und appelliert an Betroffene, den Weg zur Polizei nicht zu scheuen. Denn nur so könne man den gut organisierten Banden auch auf die Schliche kommen.
Dachdeckerinnung kennt Betrugsmasche und warnt vor Haustürgeschäften
Die Betrugsmasche ist auch Carsten Wieprich, Obermeister der Dachdeckerinnung im Landkreis Mansfeld-Südharz, nicht unbekannt. Der Sangerhäuser rät deshalb dringend davon ab, Haustürgeschäfte einzugehen. „Am besten ist es, Sie fragen den Dachdecker um die Ecke nach einem Angebot“, sagt Wieprich. Auch wenn am Dach nur kleine Reparaturen notwendig sind oder in der nächsten Zeit eine Sanierung ansteht, sollte niemals sofort und übereilt ein Auftrag erteilt werden, rät der Fachmann. Zuerst sollte ein detailliertes Angebot mit Aufmaß und Einzelpositionen erstellt werden.
Für die Helbraer kommen diese Tipps zu spät. Im Gegenteil, das vermeintliche Schnäppchen entpuppt sich nunmehr als teure Erfahrung. Denn die Platten seien unsachgemäß verlegt worden, stellte ein einheimischer Dachdeckerbetrieb bei einer Begutachtung der Arbeiten fest, berichtet Schwan. (mz)