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Erinnerung an das Meisterstück 60 Jahre Goldschmied: Wie der Eisleber Gundolf Kellner zu seinem Beruf gekommen ist

Seit 60 Jahren ist Gundolf Kellner Goldschmied. Wie er zu seinem Beruf gekommen ist und was seine wertvollste Anfertigung war.

Von Babett Gumbrecht Aktualisiert: 23.01.2022, 10:13
Für 60 Jahre  als Goldschmiedemeister ist der  Eisleber Gundolf Kellner, hier  in seinem Geschäft am Andreaskirchplatz, mit dem Diamantenen Meisterbrief geehrt worden.
Für 60 Jahre als Goldschmiedemeister ist der Eisleber Gundolf Kellner, hier in seinem Geschäft am Andreaskirchplatz, mit dem Diamantenen Meisterbrief geehrt worden. (Foto: Jürgen Lukaschek)

Eisleben/MZ - Den goldenen Anhänger hütet Gundolf Kellner gut, und das seit 60 Jahren. Es ist sein Meisterstück, das er zur Prüfung zum Goldschmiedemeister angefertigt hat. „Damals hatte ich zwei Wochen Zeit, ein vorher entworfenes Schmuckstück zu erarbeiten“, sagt der gebürtige Hallenser.

Schummeln sei nicht möglich gewesen: „Wir wurden den kompletten Zeitraum überwacht, damit uns nicht doch vielleicht jemand anders helfen konnte“, so Kellner. Zum Zeitpunkt der Prüfung war er 23 Jahre alt. Im vergangenen Jahr hat er zum 60-jährigen Meisterjubiläum den Diamantenen Meisterbrief erhalten.

Handwerk des Goldschmiedes liegt in der Familie

Das Handwerk des Goldschmiedes liege schon lange in der Familie. Sein Urgroßvater und auch sein Vater hätten diesen Beruf ausgeübt. Sein Vater sei jedoch im Zweiten Weltkrieg gefallen, weshalb er in dessen Fußstapfen getreten ist, um den Familienbetrieb weiterzuführen. Gelernt habe er in Halle. Drei Jahre ging die handwerkliche Ausbildung.

Danach habe er noch fünf Jahre in einem Betrieb in der Händelstadt gearbeitet. Bis es ihn dann in das 35 Kilometer entfernte Eisleben verschlagen hat. Das war 1962. „Damals gab es in der Lutherstadt noch kein Goldschmiedegeschäft“, so Kellner. Zuerst war sein Laden im heutigen Jüdenhof. Seit 1992 befinde er sich nun am Andreaskirchplatz. Und die Anbindung sei gut, er habe Kunden aus Sangerhausen, Querfurt und dem Saalekreis.

Nachwuchsprobleme im Handwerk

Früher habe das Handwerk noch einen anderen Stellenwert gehabt, die Nachfrage sei größer gewesen. Aber mit der Öffnung der Grenzen habe sich auch der Handel mit Schmuckstücken verstärkt. „Von zwölf Goldschmieden in Halle mit jeweils etlichen Beschäftigten sind heute nur noch zwei kleine Handwerksbetriebe übrig“, erzählt der 83-Jährige.

Händler gebe es natürlich noch deutlich mehr. Auch er betreibe nun überwiegend Handel statt Handwerk. Aber ein, zwei besondere Schmuckstücke stelle er dann doch noch selber her. Wie den Trauring von Martin Luthers Ehefrau Katharina von Bora. Das Muster für den historischen Trauring stamme noch aus dem Besitz seiner Großeltern, erzählt der Meister. Er bietet den Ring in Gold oder Silber an.

Als Schmuckstein trägt er einen Granat. Er beziehe den Rohling, der nach dem Muster hergestellt wird, und fertigt daraus den Ring. Das sei schon noch echte Handarbeit, die immer seltener werde. Genauso wie der Nachwuchs für den Beruf des Goldschmieds.

Keine Pflicht zur Meisterprüfung

Ein Grund für das Aussterben des Berufs sei zum Beispiel, dass eine Meisterprüfung nicht mehr Pflicht ist, diese wiederum aber Voraussetzung sei, um auszubilden. Gundolf Kellner habe mit seinem Meisterbrief diese Möglichkeit gehabt. Und seine Lehrlinge waren ganz besondere Menschen: „Tatsächlich habe ich meine Tochter und Frau zu Goldschmieden ausgebildet“, erzählt der 83-Jährige.

Noch stehe er aber selber im Geschäft. Ob seine Tochter mal den Laden am Andreaskirchplatz übernimmt, sei noch Zukunftsmusik und solange führe er noch das Geschäft weiter. „Wenn ich nicht im Landen stünde, tja, dann würde ich wohl am Fenster gucken, und davon würde mir auch nur der Nacken schmerzen“, erzählt der 83-Jährige lachend.