21. Hörbühne am Eisleber Theater 21. Hörbühne am Eisleber Theater: "Weihnachten in Damaskus" steht auf dem Programm

Eisleben - Razan Charina glaubt nicht an Gott. Aber Weihnachten feiert ihre Familie dennoch wie die Mehrheit der Deutschen: Mit Weihnachtsbaum, Geschenken und festlichem Essen. Seit gut einem Jahr lebt die 18-Jährige mit ihren Eltern und drei Geschwistern in Eisleben.
Razan Charina unterstützte das Theater in Eisleben bei den Vorbereitungen
Freilich würde sie das Fest viel lieber in Damaskus feiern. Doch in der syrischen Hauptstadt konnte die Familie ob der Repressalien des Regimes und des Bürgerkrieges nicht mehr bleiben. Da ist die Hörbühne an diesem Donnerstag im Foyer des Eisleber Theaters nur ein schwacher Trost. Auch wenn sie den Titel trägt: „Weihnachten in Damaskus“. „Ja, ich werde hingehen“, sagt die junge Frau und ein Lächeln huscht über ihr Gesicht. Zurzeit absolviert sie ein Praktikum am Eisleber Theater, vermittelt von Antje Mindl-Mohr, bei welcher Razan Charina Deutsch lernt.
„Razan hat uns bei der Vorbereitung der Hörbühne unterstützt“, sagt Dramaturgin Ann-Kathrin Hanns, die für die Auswahl der Texte und die szenische Einrichtung verantwortlich zeichnet. Zum mittlerweile 21. Mal. An die erste Hörbühne im Dezember 2011 erinnert sich Ann-Kathrin Hanns noch gut. Vor allem auch wegen der von ihr zubereiteten Erdnusssuppe, die Intendant Ulrich Fischer legendär nennt. Er habe von Anfang an hinter der Idee gestanden. „Man muss immer mal was Neues ausprobieren. Früher hatten wir Matineen und Ausstellungen, teilweise garniert mit hochkarätiger Musik. Aber aus Kosten- und Platzgründen haben wir dann Abstand davon genommen“, erinnert sich Fischer.
Geld soll an Verein Schams, der syrische Kinder und Jugendliche unterstützt, gehen
Die Hörbühne biete verschiedene Möglichkeiten und Chancen. „Da können sich Schauspieler auch mal in einem andere Genre ausprobieren. Denn Texte lernen oder sie vom Blatt vorzutragen, sind schon zwei verschiedene Paar Schuhe“, so der Intendant. „Und wir erreichen ein anderes Publikum. Zumindest teilweise“, ergänzt Dramaturgin Hanns.
Was nicht funktioniert habe, sei, den Buchverkauf in Eisleben anzukurbeln. Also Büchertisch weg, Spendendose her. Nachdem im Vorjahr mit Hilfe des Eisleber Publikums zwei Eselsbibliotheken, mit denen entfernte Regionen in Äthiopien erreicht werden, finanziert worden sind, geht das Geld am Donnerstag an den Verein Schams, der syrische Kinder und Jugendliche unterstützt. Einer der Förderer ist der deutsch-syrische Autor Rafik Shami, aus dessen Roman „Sophia oder der Anfang aller Geschichten“ sich die Eisleber bei ihrer aktuellen Hörbühne bedienen. Und damit die Schauspieler bei der Aussprache der Namen nicht ins Schlingern geraten, hat sie Razan Charina bei den Proben wortreich unterstützt.
Die Hörbühne findet am 15. Dezember um 20 Uhr statt
Die 18-jährige Syrerin tanzt für ihr Leben gern. Modernes Ballett, nennt sie es selbst. Und im nächsten Jahr möchte sie ihr Abitur machen. „Ich weiß aber noch nicht, ob das klappt.“ Klappen wird es am Donnerstag in jedem Fall mit einem Tabule-Salat, der zum Weihnachtsfest traditionell durch viele syrische Familien zubereitet wird. (mz)
Hörbühne am Donnerstag, 15. Dezember. Beginn ist 20 Uhr.