Tabuthema bei der Bundeswehr Zwischenstopp in Dessau: Soldat Alexander Sedlak läuft 750 Kilometer für seine Kameraden

Dessau - Dessau zu erkunden, hat sich Alexander Sedlak verkniffen. Eine Dusche, Abendbrot, während der Nachtruhe neue Kräfte sammeln. Dessau war für Sedlak im tatsächlichen Wortsinn nur eine Durchgangsstation.
Begleitet vom Rottweiler-Rüden Bruno, ist Sedlak nach Berlin unterwegs. Ausschließlich auf Schusters Rappen. Als er in Dessau anlangte, hatte er 650 von 750 Kilometern hinter sich.
„750 Kilometer für das Gedenken und gegen das Vergessen“
„Inzwischen habe ich das zweite Paar Trekkingschuhe an den Füßen. Beim ersten hat sich das Profil schon völlig glatt geschliffen“, erzählte er. Gestartet war der 27-Jährige am 17. April in Freiburg im Breisgau. Berlin möchte er am 26. Mai erreichen.
Der Bund Deutscher EinsatzVeteranen will ihn am Bundestag empfangen. Sein wichtigstes Ziel ist aber die zentrale Gedenkfeier im sogenannten „Wald der Erinnerung“ am 27. Mai nahe Potsdam am Standort des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr.
Der „Wald der Erinnerung“ erinnert an die Bundeswehrangehörigen, die im Einsatz und im regulären Dienst ihr Leben verloren. „750 Kilometer für das Gedenken und gegen das Vergessen“ lautet deshalb das Motto des Marsches. Sedlak ist Stabsgefreiter und war 2011/2012 in Afghanistan im Einsatz.
Alexander Sedlak leidet selbst unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung
Seit Oktober 2015 weiß er erst, dass er unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) leidet. Mit dem Lauf will er als ein direkt Betroffener für dieses Thema sensibilisieren. Denn PTBS ist nicht anhand äußerlicher Verletzungen erkennbar.
„In der Bundeswehr ist eine solche Diagnose mittlerweile kein Tabu mehr. Doch in der breiten Öffentlichkeit wird darüber nicht ausführlich gesprochen.“
Spenden als Überbrückungshilfe für Antragsverfahren der Soldaten
Vor dem Start zum Schlussspurt in Richtung Hauptstadt nutzte er die Chance, mit Mitgliedern der Dessauer Reservistenkameradschaft „Hugo Junkers“ ins Gespräch zu kommen. Die gesammelten Spenden sollen einsatzgeschädigten Kameraden als Überbrückungshilfe dienen, bis ihre Anträge auf Unterstützung bewilligt sind.
Ein solches Verfahren kann bis zu zwei Jahre in Anspruch nehmen. Bei Sedlak selbst waren es fünf Monate. (mz)