Zwischen Love Parade und Böhsen Onkelz Zwischen Love Parade und Böhsen Onkelz: Pommes und Burger mit einem Kulturspagat
Dessau/MZ. - Am Sonntagmorgen aber fand es statt: das Treffen der Kulturen. So ungewollt wie ungewöhnlich. Das Schnellrestaurant McDonalds an der Autobahnabfahrt Dessau-Ost wurde zum Schmelztiegel. Und das in vielerlei Hinsicht. Möglich machte dies eine Laune des Party-Kalenders. Die am Sonnabend in Berlin statt findende Love Parade und die beiden Konzerte der "Onkelz" in Ferropolis am Sonnabend und Sonntag produzierten sie: Hungrige in vier Varianten. Da waren zum einen die Rückkehrer aus Berlin. Müde und abgekämpft wie Jenny und Andrea aus München, legten sie einen "Burger"-Zwischenstopp auf dem Weg nach Hause ein. "Riesen-Party, tolle Nacht, völlig fertig", meinte Andrea knapp, bevor sie sich auf den Beifahrersitz schwang. Jenny dagegen, nach zwei Bechern Kaffee wieder hergestellt, wunderte sich über die vielen schwarzen T-Shirts auf dem Parkplatz: "Das riecht nach Konzert oder Party."
Sie lag damit vollkommen richtig, spätestens gegen zehn Uhr waren die Stellplätze fest in der Hand der Onkelz-Fans. Während die einen das Konzert in Ferropolis bereits hinter sich hatten, trafen die anderen gerade ein, um sich vorher noch einmal zu stärken. Die Bandbreite der Autokennzeichen reichte von Bremen bis Zittau, als Inneneinrichtung fielen neben Schlafutensilien aller Art auch Notstromaggregate und Sonnenschirme auf.
"Ein Onkelz-Konzert endet nicht mit dem letzten Lied", hauchte Jörg aus Salzwedel heiser, "wir sind eine große Gemeinde, die weiß, wie man feiert." Auch im Frühstückssaal des Etap-Hotels herrschte großer Betrieb. "Gestern und heute Nacht waren wir ausgebucht", meinte Geschäftsführer Henry Gollan. Während am Freitag alle Betten mit "Love Parade"-Fahrern auf Zwischenstopp belegt waren, wollten sich am Sonnabend viele Onkelz-Fans eine ruhige Nacht gönnen. "Wir haben etliche Liter Kaffee benötigt", lacht Gollan.
Ein Hungriger aber, die Nummer vier der Liste, der stand am Sonntagmorgen ganz abseits. Jens aus Zwickau befand sich im kulturellen Spagat. Am Sonnabend war er zur Love Parade gefahren, hatte in Berlin auf der Straße getanzt. Natürlich mit freiem Oberkörper, den nun ein tiefschwarzes T-Shirt bedeckte. "Danke für nichts", stand darauf, ein Slogan der "Böhsen Onkelz". Jens war auf dem Weg nach Ferropolis. "Vielleicht ist diese Mischung ein wenig extrem", lachte er, "aber so ein Partywochenende, das gibt es nur einmal."