Zuwachs für Cemag-Familie
Dessau/MZ. - "Ende August", nickt Lutz Skupin, Chef der Cemag, "wird die Anhaltische Philharmonie hier spielen." Seit ein paar Jahren zieht es die Dessauer Musiker immer wieder in alte und neue Werkhallen, an "unerhörte Orte" eben. Der Bau auf dem Flugplatz aber ist eine neue Dimension. Für die Musiker. Für die Cemag.
Gewaltige Maschinen
Im Mai 2007 wurde die Cemag SBBZ GmbH gegründet, wobei SBBZ das Kürzel für ein Stahl- und Blechbearbeitungszentrum ist. Im Juli 2008 schreiten Skupin und Frank Lennicke, Technischer Leiter des neuen Schwesterunternehmens, durch die neue Produktionsstätte, die sich langsam mit Maschinen füllt. Eine 16-Meter-Kantbank ist installiert. "So eine", mutmaßt Lennicke, "ist schon außergewöhnlich in Deutschland." Eine 130-Millimeter-Walzbiegemaschine steht bereit, auch zwei moderne Laser- und Plasma-Brennschneider mit enormen Abmessungen. Zwei 80-Tonnen-Kräne können auch schwerste Produkte bewegen. "Das Echo der Kundschaft ist positiv. Viele sind überrascht, solche Maschinen so konzentriert an einem Platz zu finden", sagt Lennicke. Und dabei sind noch längst nicht alle Maschinen eingetroffen.
"Wir hängen zwei Monate im Zeitplan", bestätigt Lennicke, der nach 18 Jahren bei Stahlbau Dessau im vorigen Jahr zur Cemag SBBZ kam. Die Nachfrage nach Maschinen ist riesig. Weltweit. "Zwei Jahre und mehr sind die Wartezeiten." Erst im Herbst 2009 wird die Cemag SBBZ GmbH komplett ausgestattet sein. Gewartet wird darauf nicht. "Wir haben gerade angefangen, die ersten Aufträge abzuarbeiten." 30 Mitarbeiter sind eingestellt. Im Herbst sollen es 45 sein, 2009 immerhin schon 120.
Im August 2001 wurde die Cemag GmbH in Dessau gegründet. Memari Fard, Chef der im niedersächsischen Hameln ansässigen Cemag-Holding, ein gebürtiger Iraner, der schon zu DDR-Zeiten mit dem Dessauer Zementanlagenbauer zusammenarbeitete, reaktivierte das brach liegende Know-How. Was mit einem kleinen Ingenieurbüro in der Erich-Köckert-Straße begann, ist heute ein ausgewachsenes Unternehmen mit 70 Mitarbeitern, das seinen drei Millionen Euro teuren Firmensitz auf dem Flugplatzgelände hat. 2003 war man hier mit der erste Investor. 2008 werden die eigenen Pläne immer größer. "Wir sind einst angetreten mit dem Versprechen, den Zementanlagenbau zurück nach Dessau zu holen", sagt Skupin. "Ich denke, das haben wir geschafft."
Die Cemag GmbH baut und projektiert Zementwerke in aller Welt. "Für die nächsten zwei Jahre sind wir ausgelastet. Mindestens", überschlägt Skupin. Die Nachfrage ist riesig. "Alle Welt schreit nach Zementanlagen. Wir können gar nicht jeden Auftrag annehmen." 70 Millionen Euro machte die Cemag GmbH 2007. Ähnlich wird es 2008 sein. "Wir haben unsere Kapazitätsgrenzen erreicht."
Die Cemag SBBZ GmbH soll künftig die Maschinen- und Anlagentechnik für diese Zementwerke herstellen, aber auch Schweißkonstruktionen und Komponenten der Förder- und Baumaschinen, Silos und Behälter. "Bislang haben wir das alles eingekauft", sagt Skupin. "Jetzt wollen wir den Wertschöpfungsprozess in der eigenen Holding erhöhen." Mindestens 30 Prozent der Aufträge sichert die Cemag. "Wir wollen vor allem den Vorteil nutzen, dass Konstruktion und Produktion eng beieinander sitzen. Damit können wir am Markt komplette Lösungen anbieten."
30 Millionen Euro hat die Cemag Holding in die neue Firma investiert - und noch viel mehr vor. Eine Tankstelle samt Kantine soll auf dem Flugplatzgelände gegenüber entstehen. Für die beiden Cemag-Firmen. Aber auch für die Geyer Gruppe, die gleich nebenan Schaltschränke baut. "Es wäre Schwesterfirma Nummer 3 in Dessau", sagt Skupin. Die Familienplanungen sind damit noch nicht abgeschlossen. Ab 2010 ist der Bau einer Verzinkerei und Weißblech- und Edelstahlproduktion geplant. 20 Millionen Euro sollen noch einmal investiert werden, 160 Arbeitsplätze entstehen. "Wir sehen dafür einen Markt", sagt Skupin, nicht zuletzt, weil die Cemag diese Aufträge bislang nach außen vergibt.
Stadt ist gefordert
Die Expansion hängt an Politik und Stadt. Das Gewerbegebiet Flugplatz ist zwar riesig - und hat noch viel Platz. Doch ausgerechnet neben den neuen Cemag-Produktionshallen, dort wo man bauen will, führt ein Radweg lang, ist eine Ausgleichsfläche angelegt. Klar ist bislang nur: Der Bebauungsplan muss deshalb teuer geändert werden. Gerade erst wurde dafür eine 10 000 Euro teure Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben. Skupin vertraut darauf, dass das klappt. "Oberbürgermeister und Baudezernent haben uns versichert, dass die Probleme bis 2010 ausgeräumt sind. Zwei Jahre müssen dafür eigentlich ausreichen."