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Zeugnisübergabe in der Marienkirche Zeugnisübergabe in der Marienkirche: Mit Kanzler auf dem Abi-Foto

Von Carla Hanus 26.03.2002, 18:15

Dessau/MZ. - Ungewöhnlich in mehrfacher Hinsicht ist der Schulabschluss des Europa-Gymnasiums für den diesjährigen Abiturjahrgang. Zum einen sind am Mittwoch die 70 Absolventinnen und Absolventen zwischen dem Tag ihrer Zeugnisausgabe und dem des Abiturballes verreist. Gemeinsam fahren sie nach Berlin, wo sie unter anderem das Kanzleramt besuchen.

Zum anderen sind auf den Fotos ihrer feierlichen Zeugnisausgabe nicht nur die 18- und 19-Jährigen, die den Modellversuch 13 kompakt erstmals durchlaufen haben, mit ihrem Schulleiter zu sehen. Vor ihnen stehen außerdem der Bundeskanzler und der Ministerpräsident Sachsen-Anhalts.

Vor rund eineinhalb Jahren hatten sie schon einmal Kontakt zum Bundeskanzler. Während seiner Sommerreise sollte es eine Diskussion in einem Klassenraum der Schule in der Schillerstraße geben. "Diskussion war nicht viel", erinnerte sich Gerhard Schröder am Dienstag, "die Fragen kamen nur zögernd." Dafür aber erhielt er die Einladung zur Zeugnisausgabe. Die der Kanzler an- und am Dienstag tatsächlich in der Marienkirche wahrnahm.

Was Ministerpräsident Reinhard Höppner als ein gutes Beispiel bezeichnete. "Ein gutes Beispiel für Versprochen und Gehalten, so soll es ja sein bei Politikern." Eine Feststellung, die Schüler, Eltern und Gäste mit spontanem Beifall bekräftigten. Höppner verband mit seinen Glückwünschen zum Zeugnis der allgemeinen Hochschulreife den Wunsch, dass die Jugendlichen diesen Abschluss als Grundlage betrachten, "aus der Sie tatsächlich etwas machen". Ebenso aus der Zeit, die den Modellversuch-Teilnehmern gegenüber dem normalen 13. Schuljahr geschenkt wurde.

Nicht alle Jugendlichen gewinnen mit dem vorzeitigen Schulschluss Zeit, wie sie erzählten. Doch sind sie über den Modellversuch mit dem früheren Abitur nicht böse, zumal die Mehrheit am liebsten nach zwölf Jahren die Prüfungen bestanden hätte. Gloria Wetzel wird erst einmal ein halbes Jahr arbeiten. Diese Zeit benötigt sie allerdings nicht als Praktikum für das Techno-Mathematik-Studium, das sie im Wintersemester beginnen möchte. Christiane Grützner dagegen startet gleich in der nächsten Woche bei der BfA in ein Studium mit Ausbildung. Matthias Franke und Patrick Klausnitzer leisten ab Mai beziehungsweise Juni Zivildienst, um sich danach umzugucken beziehungsweise zu studieren. Sebastian Müller tritt nächsten Dienstag seinen Wehrdienst an, um möglichst ab kommendem Frühjahr zu studieren. Medizin könnte er sich vorstellen.

Die Dauer der Schulzeit sei nicht entscheidend, erklärte der Kanzler, die Pisa-Studie auswertend. Seiner Meinung nach sind Chancengerechtigkeit für Mädchen und Jungen auch nach der Schulzeit sowie der Zugang zur Hochschulreife ohne soziale Barrieren wichtig. "Bildungsreserven nicht ausschöpfen, das kann sich unser Volk nicht leisten", betonte Schröder. Jeder solle seine Begabungen entfalten können. Dafür wünschte der Kanzler den Absolventen alles Gute.