Zeugnisse des Alten Dessauers Zeugnisse des Alten Dessauers: Ausstellung über die Stadt vor 100 Jahren eröffnet

Dessau - „Ich will ein Lied euch singen! Mein Held ist eigner Art.“ - Mit diesen Worten beginnt Theodor Fontane seine Lobrede auf eine große Persönlichkeit der Stadt. Der Mann, um den es in diesem Gedicht geht, ist niemand anderes als der Alte Dessauer, Fürst Leopold I..
Und nicht nur Theodor Fontane, sondern auch der Anhaltische Kunstverein wollte seinem Schaffen in Dessau gedenken und eröffnete hierzu am Sonnabend die Ausstellung „Die Leidenschaft des Sammelns - die Residenzstadt Dessau“ im KunstRaum22 in der Askanischen Straße.
Ausstellung wagt einen Blick in die Geschichte von Dessau
„Die Ausstellung soll dazu anstoßen, einen Blick in die Geschichte Dessaus zu werfen“, erklärt Hans-Joachim Rohowski den zahlreichen Gästen während seiner Eröffnungsrede. Hans-Joachim Rohowski ist leidenschaftlicher Sammler. Seine Sammlerstücke bilden nun die Anschauungsobjekte der Ausstellung: alte Stadtführer, Zeichnungen und vor allem Postkarten. „Man kann es schon als eine für den Kunstverein ungewöhnliche Ausstellung bezeichnen“, so Rohowski.
Die alten Postkarten und Stadtführer zeigen Straßenzüge und Sehenswürdigkeiten Dessaus vor der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg. Die meisten Abbildungen stammen aus der Zeit der Jahrhundertwende um 1900 und den 1930er-Jahren. Rohowskis größter Schatz: Ein Schreiben eines katholischen Geistlichen aus dem Jahr 1738, unterzeichnet vom Alten Dessauer höchstpersönlich. „Aber fragen Sie mich nicht über den Inhalt dieses Schreibens. Es ist in einer alten deutschen Sprache geschrieben, die ich leider nicht übersetzen kann.“
In den 90er-Jahren beschaffte sich der Wahl-Dessauer die ersten Bücher über Fürst Leopold I. „Ab dann hakt man immer weiter nach und dringt immer tiefer in die Materie ein.“ Wenige Jahre später besitzt Rohowski eine beeindruckende Sammlung von Zeugnissen über die Residenzstadt Dessau. Die Postkarten, die unter anderem das herzogliche Hoftheater, die Museumskreuzung und die Zerbster Straße zeigen, kontrastierte Rohowski mit aktuellen Aufnahmen derselben Orte.
Immenser Andrang
„Wir werden auf der Straße tagtäglich mit dem alten Dessau konfrontiert, allein aufgrund der Baulücken, die seit der Zerstörung existieren“, meint Gerhard Lambrecht, Vorsitzender des Kunstvereins, dazu. Die Ausstellung im KunstRaum22 soll die Residenzstadt nun wieder zum Leben erwecken. „Jeder hat doch sein eigenes Dessau im Kopf. Wir zeigen hier, wie es damals wirklich aussah“, so Lambrecht.
Worauf der Kunstverein und Gerhard Lambrecht besonders stolz sind: Der Andrang bei der Vernissage ist immens. „Das zeigt doch, dass die Dessauer ein Interesse an ihrer Stadt haben.“
Alter Dessauer soll noch einmal bei einer Lesung gewürdigt werden
Nachdem alle Ausstellungsstücke ausführlich betrachtet wurden, konnten die Gäste ihre Anregungen und Danksagungen im Gästebuch des Vereins niederschreiben. Hans-Joachim Rohowski selbst wird zum Abschluss der Ausstellung den Alten Dessauer bei einer Lesung über dessen Leben noch einmal würdigen. Und natürlich wird er seiner Sammelleidenschaft weiter nachgehen. Was ihn dabei antreibt: „Die Lust, etwas Neues zu entdecken, wo man es nicht vermutet“, so Rohowski euphorisch. „Schon Goethe meinte einst: „Sammler sind glückliche Menschen.“
››Die Ausstellung kann bis 8. Februar mittwochs bis sonnabends zwischen 13 und 17 Uhr besucht werden. (mz)

