Zerbster Biker-Treffen Zerbster Biker-Treffen: Harley oder «Kampfschwalbe»
Zerbst/MZ. - Als die Sonne am späten Nachmittag ab und zu hinter den Wolken hervorlugt, spiegeln sich ihre Strahlen in blankem Metall, in poliertem Chrom, in schwarzen, metallicblauen oder dunkelroten Tanks. Das macht die idyllische Stimmung komplett, die auf diesem Treffen herrscht. Zwar dudelt aus irgendeiner Anlage Rockmusik a la "Born to be wild" von Steppenwolf, aber die Bänke, die rund zwanzig Meter entfernt von den glänzenden Motorrädern stehen, sind spärlich besetzt. "Das wird heut Abend noch", sagt Annemarie Hecht.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Annemarie Hecht auf dem Gelände ihres Zerbster Hotels ein Biker-Treffen auf die Beine gestellt. Jedoch keine riesengroße Veranstaltung mit grimmig dreinblickenden Bikern in Lederkluft, sondern ein eher gemütliches Zusammensein mit Motorradfans aus der Umgebung wurde es auch am Wochenende. Eigentlich waren die Biker mit 15 Prozent der rund 200 Besucher eher in der Minderheit, dennoch galt das Fest in erster Linie ihnen.
Annemarie Hecht sitzt seit einem Jahr ebenfalls gern auf einer großen Maschine. Welche der glitzernden Gefährte vor den Pforten der Festwiese sie am liebsten fährt, das wollte sie jedoch nicht verraten. Aber da kommt ihr ein weiterer Motorradfreund zu Hilfe. "Claus" nennt er sich. "Claus mit C", wie er betont. "Wir fahren alles. Sind nicht markenorientiert!", sagt Claus. Mitte 40 mag er sein, besteht aufs Duzen. Trägt einen weiß-orangen Motorradoverall und überall Embleme der bekanntesten Harley-Davidson. Sogar auf seinem Fingerring ist dieses Siegel eingeprägt. Dennoch erzählt Claus, zugezogener Zerbster, auch von seinem zweiten Zweirad, einem Moped, mit der er auch öfters fährt. "Manchmal nenne ich sie Kampfschwalbe" sagt er schmunzelnd.
Er selbst ist im Bikerclub "Elbe-Börde-Chapter" in Magdeburg organisiert, wie alle aktiven Harley-Fans in der Umgebung. Ausflüge gehören vor allem im Sommer zu den beliebtesten Aktivitäten der Biker, bestätigen "Claus" und Annemarie Hecht. Eine Frühjahrsausfahrt im April und eine Herbstausfahrt im Oktober umrahmen die Saison. "Wenn man als Gruppe fährt, ist es am schönsten", schwärmt Annemarie Hecht, die in diesem Jahr schon 3 000 Kilometer auf dem Motorrad gefahren ist. Darunter sowohl kleinere Fahrten als auch Mehr-Tages-Ausflüge.
"Wir achten vor allem darauf, dass wir eine ungerade Zahl bilden", sagt Claus über solche Ausflüge. Damit es bei Entscheidungen immer zu einem klaren Ergebnis kommt und nicht zu gleicher Stimmenzahl in beiden Parteien. Dass man bei den Ausflügen nur sehr wenig Gepäck mitnehmen kann, stört ihn nicht. "Man wird bescheidener", spricht er aus Erfahrung.
Inzwischen ist es wirklich Abend geworden. Einige Biker sind zwar noch angerollt, aber immer noch ist die Atmosphäre sehr gemütlich. Beim Baumstammweitwurf oder Tauziehen steigt die Stimmung, und das Bier besorgt den Rest.
So kommt es tatsächlich zu einem weiteren Spiel, nämlich "Schweineaugenweitspucken". Mit echten Schweineaugen, in Wodka eingelegt. Nicht alle Anwesenden können sich überwinden, aber einige, denen der Alkohol schon etwas zugesagt hat, doch. Das Klischee "Motorrad - Muskeln - Kleiderschrank" halte sich nach Meinung von Annemarie Hecht heute noch. Und auf anderen Bikertreffen sehe man sogar die lederbeklufteten "Schränke" mit den langen Haaren. Am Samstag in Zerbst jedoch blieben sie weitestgehend aus. "Die haben so ihre Treffen, wo sie regelmäßig hinfahren. Dafür sind wir hier als Veranstalter noch zu jung. Man muss sich erst durchsetzen."
Ob dies durch die musikalische Untermalung gelungen ist, bleibt fraglich. Zwei Bands spielten auf. "Bad Rabble" aus Zerbst und "Paranoid" aus Leipzig. Mit harten metall-lastigen Gitarrensounds sehr experimentell mochte bei "Paranoid" keine richtige Bikerstimmung aufkommen. "Ich habe eine Band engagiert, die ich vorher noch nie gehört hatte", will Annemarie Hecht aus Fehlern lernen.
GEKÜRZTE FASSUNG
Den vollständigen Text lesen Sie bitte in der Regionalausgabe der MZ am 09. Juli 2002.