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ZDFinfo-Doku über Freimaurer ZDFinfo-Doku über Freimaurer: Filmteam hat auch in Loge in Dessau gedreht

Von Heidi Thiemann 26.05.2017, 11:30
In Dessau hatte ein ehemaliger Logenmeister und Pfarrer diesen Freimaurer-Kelch über die Zeit des Nationalsozialismus und die Zeit der DDR gerettet. Vor aller Augen mitten in der Kirche. Heute bewahrt ihn die 1994 wiedergegründete Loge „Zu den drei Säulen“.
In Dessau hatte ein ehemaliger Logenmeister und Pfarrer diesen Freimaurer-Kelch über die Zeit des Nationalsozialismus und die Zeit der DDR gerettet. Vor aller Augen mitten in der Kirche. Heute bewahrt ihn die 1994 wiedergegründete Loge „Zu den drei Säulen“. ZDF/Jochen Blum

Dessau - Das war schon ein dreistes Versteck: In der Dessauer Auferstehungskirche stand der Kelch vor aller Augen. Ein Kelch der Freimaurer, den die Nazis 1935 verboten hatten.

Doch der Kelch überdauerte unbeschadet die Nazizeit und auch die folgende DDR. Und mit eben diesem Kapitel beschäftigt sich am Freitag, 26. Mai, um 20.15 Uhr eine Dokumentation auf ZDFinfo: „Freimaurer in der DDR“.

Freimaurer in der DDR

Wie ging es nach 1945 weiter in Mitteldeutschland, wo ab dem 18. Jahrhundert zahlreiche Logen gegründet wurden? Wo die Freimaurerei nach Ende des Dritten Reiches nicht wieder zugelassen wurde - zumindest nicht offiziell.

Eine Antwort auf ihre Frage erhielten die Filmemacher im Herbst vergangenen Jahres auch in der Dessauer Loge „Zu den drei Säulen“, erzählt Freimaurer Uwe Dorand.

Mehrere Logen in Dessau

Die Loge, deren Tradition bis 1912 zurückreicht, war 1994 wiedergegründet worden. Sie war bis zum Verbot 1935 neben „Esiko zum aufgehenden Licht“ die zweite Loge in Dessau.

Ihr Logenhaus in der Ferdinand-von-Schill-Straße war fortan für die Hitlerjugend Versammlungsort. Nach dem Zweiten Weltkrieg in städtischer Nutzung, zog 1954 das Puppentheater in das Gebäude ein, das bis 2008 dort spielte.

2010 kehrten die Freimaurer in die Ferdinand-von-Schill-Straße zurück

Im Jahr 2010 kehrte der Freimaurer-Bund wieder an seinen althergebrachten Ort zurück - und am Tag der Einweihung auch der Logenkelch und zwei Bildnisse, erinnert sich Dorand dankbar.

Doch von vielen anderen Dingen, etwa dem Mobiliar, fehlt noch immer jede Spur.

Peter König hatte im Herbst die Filmemacher mit der Geschichte in Dessau bekanntgemacht und ihnen auch den Kelch gezeigt.

Peter König hat an der Doku mitgewirkt

Nicht von ungefähr, wie Dorand meint. Denn König war der erste Dessauer, der nach der Wiedergründung der Loge „Zu den drei Säulen“ hier aufgenommen wurde.

„Er ist Gründungsmitglied und hat fortan als Chronist und Archivar in der Geschichte der Freimaurerei nicht nur in Dessau, sondern ganz Anhalt geforscht“, so Dorand.

Über die Logen, die sich zum Sammelbecken vieler lokaler Persönlichkeiten aus Politik und Verwaltung, Wirtschaft, Kultur, Justiz, Medizin... entwickelt hatten und die Toleranz, Brüderlichkeit, freies Denken und freies Forschen förderten.

Leider kann er die Ausstrahlung nicht mehr miterleben

All dieser Geschichte hatte Peter König in Archiven nachgespürt, selbst ein umfassendes Archiv angelegt und die Chronik des 100. Jubiläums der Loge geschrieben, eine Festschrift zum Jubiläum 800 Jahre Anhalt gestaltet und auch an der Ausstellung „Von Quebec bis Dessau - Anhalt und seine Freimaurer 1783-2013“ mitgewirkt.

Selbstredend stand er den Filmemachern der ZDF-Dokumentation zur Seite. Die Ausstrahlung aber erlebt er nicht mehr mit. Vor 14 Tagen ist er auf dem Dessauer Friedhof III beigesetzt worden. (mz)