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Wohnungen kommen in die alte herzogliche Brauerei

Von Andreas Braun 11.01.2005, 16:56

Bernburg/MZ. - Die Stadt ist darüber nicht gerade traurig. Denn mit der Nutzung des Grundstückes wird das ganze Gebiet aufgewertet, weiß Baudezernent Holger Köhncke. Für das Vorhaben im Sanierungsgebiet gibt es auch Fördermittel von der Stadt, weil es ein enorm hoher Aufwand sei, hier wirtschaftlich Wohnungen zu errichten. Mit den Bauarbeiten wurde schon begonnen. Das Gebäude ist komplett entkernt. Nur Außenmauern stehen noch.

Lange Zeit war das Gebäude dem Verfall preisgegeben. Mehrere Anläufe, die Brauerei oder zumindest die Geschichte auf dem Gelände aufleben zu lassen, scheiterten Anfang der 90er Jahre. Eine Müllkippe drohte sich zu etablieren. Autowracks und diverse "Ersatzteile" wurden gelagert. Die Bewohner der umliegenden Häuser hatten gar Angst, dass sich dort Ungeziefer heimisch macht. Die einstige privilegierte Brauerei verkam Mitte 1997 zum Schandfleck.

Bis zum Ende des 19. Jahrhundert war die Schlossbrauerei in der Langen Straße in Betrieb. Sie musste dem Fortschritt weichen. Die Actienbrauerei, 1892 in der Parkstraße gebaut, übernahm die Schlossbrauerei schließlich, weiß Museumsdirektor Jürgen Weigelt. Die Geschichte der Schlossbrauerei geht bis Anfang des 18. Jahrhunderts zurück. 1721 wurde das Privileg vergeben, für den Schlossherren Bier zu brauen. Möglich wurde das, weil das einstige auf die Familien beschränkte Hausbraurecht ausgebaut wurde. Ab Anfang des 18. Jahrhunderts (bis dahin gab es 124 private Braugerechtigkeiten in Bernburg) durfte auch gewerblich gebraut werden.

Dass die Vergabe des Privilegs, für den Hof zu brauen, nicht ohne Probleme abging, zeigt ein Aufstand gegen die Schlossbrauer. Mitte des 18. Jahrhundert rebellierten kleine Brauereibetriebe, allen voran einer in der Breiten Straße 94, gegen die Bevorzugung der Schlossbrauerei. Doch das Privileg blieb. Es war lukrativ und prestigeträchtig, sagt Weigelt. Händler und Handwerksmeister pachteten die Schlossbrauerei, die während der ganzen Zeit im Schnitt drei bis vier Arbeiter beschäftigte. Emanuel Siebert und der Klempnermeister Sommer waren 1837 die letzten Pächter, die die Brauerei vom Schloss pachteten. Danach wurde sie privatisiert, also in eigene Regie eines Brauers übergeben. Der ging aber schnell Pleite, so dass Gottlieb Schreyer sie 1860 übernahm, sagt Weigelt.

1885 baute einer der nächsten Eigentümer einen Eiskeller, um das Bier besser lagern zu können. Gerhard Liese hieß er und der stellte mehrere Sorten her. Doch mit der Industrialisierung wurde das Wasser der Saale, zur Herstellung des Biers notwendig, immer salziger. Ein Brunnen fehlte zunächst, um das Brauwasser zu liefern. Der wurde später zwar gegraben, aber einem für dem Markt fitteren Konkurrenten war die Schlossbrauerei unter Hans Adolphi (ab 1893 Besitzer) nicht gewachsen.