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Wochenmärkte in Dessau-Roßlau Wochenmärkte in Dessau-Roßlau: Wie kann die Attraktivität der Märkte gesteigert werden?

Von Carla Hanus 08.01.2015, 07:41
Dessau-Roßlaus Wochenmärkte: Über die Attraktivität wird seit Jahren gestritten.
Dessau-Roßlaus Wochenmärkte: Über die Attraktivität wird seit Jahren gestritten. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau-Roßlau - Am Donnerstag ist der erste große Markttag nach den Feiertagen. Wie viele Händler die Möglichkeit nutzen werden, ihre Stände in der Zerbster Straße in Dessau und in der Breitscheidstraße in Roßlau aufzubauen, das wird sich zeigen. Wie viele Kunden sich daran umschauen und etwas kaufen werden, ebenfalls.

Mit „Non-Food-Sortiment“

Vor einem Dreivierteljahr hat die Deutsche Marktgilde erneut den Zuschlag für die Betreibung der Wochenmärkte in der Doppelstadt erhalten. Für weitere drei Jahre. Mit einer wesentlichen Änderung. Auf Wunsch vieler Kunden hatte sich die Stadt Dessau-Roßlau entschlossen, das Sortiment etwas freizugeben. Knapp ein Drittel des Gesamtmarktangebotes darf seit dem 1. April 2014 mit dem so genannten Non-Food-Sortiment belegt werden.

„Wir haben die möglichen 30 Prozent zu hundert Prozent ausgenutzt“, stellt Frank Hadan fest, der seitens der Marktgilde auch für Dessau-Roßlau zuständig ist. Wobei trotz des Kundenwunsches erst einmal entsprechende Händler gefunden werden mussten, wie er sagt. „Sie mussten sich auf das nun hier neu gefragte Sortiment erst einstellen.“

Womit Hadan bei einem aus seiner Sicht entscheidenden Knackpunkt angekommen ist, den er nicht einmal bei den Standgebühren sieht, sondern so beschreibt: „Wochenmarkthändler sind nicht so dicht gesät“. Wenn Händler in Rente gingen, komme kein Nachfolger mehr. Das bestehende Geschäft schlafe einfach ein, das Gewerbe werde nicht fortgeführt.

Nachfrage nach regionaler Qualität

Auch seien regionale und Bio-Angebote nicht automatisch das Zugpferd, weiß Hadan aus Erfahrungen mit den Märkten landauf landab. „Wenn sich ein Wochenmarkt als Nahversorger auf regionale Produkte konzentriert, wird das oft wegen der Preise nur schleppend angenommen“, erzählt er. So komme es dann, dass ein Selbsterzeuger aus dem Landkreis Meißen seinen Feldsalat von alten Sorten als hochwertige Ware im Ausland verkauft. Dort sei dieser zwar kein Regionalprodukt mehr, erziele aber aufgrund der Nachfrage nach Qualität einen besseren Preis als vor Ort.

Dennoch würde Hadan gern das Angebot an regionalen Produkten erweitern, auch wenn er das Grundsortiment abgedeckt sieht und meint, dass der Markt auch mit Blick auf dessen Umgebung mit Fleisch, Backwaren und Gemüse nicht schlecht da stehe. Deshalb überlegt die Marktgilde, wie sie generell die Märkte attraktiver gestalten könne. Für Kunden wie für Händler.

Auf der nächsten Seite wird thematisiert, ob ein Ändern der Marktzeiten die Attraktivität des Wochenmarktes in Dessau fördern könnte.

„Ein Punkt könnten die Marktzeiten sein“, überlegt Hadan. „Es geht doch darum, wie wir die Kunden erreichen, die Geld auf dem Markt ausgeben würden, wenn sie es könnten.“ Da sei die Zeit von 10 bis 15 Uhr eben nicht attraktiv, um die Kunden zu erreichen, die arbeiten müssen. Vielleicht wäre schon eine Ausdehnung bis 17 Uhr günstiger oder es werde der Vormittag weggenommen und dafür bis in den Abend reingegangen? Ob es der Sonnabend sein sollte? „Das wäre die Frage“, sagt Hadan und lässt gleich leichte Zweifel anklingen. „Händler sind ein scheues Volk geworden.“

„Händler überlegen sich so etwas fünfmal“

Da, wo sich der Sonnabend „historisch“ etabliert habe, da funktioniere das. Diesen Tag für den Wochenmarkt erst einzuführen, sei schwierig. Die Händler stünden an diesem Tag ja schon anderswo. Was übrigens auch bei allen anderen Veränderungen der bisher üblichen Markttage zutreffen würde. Ihnen müsste somit ein attraktives Angebot unterbreitet werden, dass einen Wechsel oder die Erweiterung ihres Verkaufsbereiches lukrativ macht. Das bedeute prinzipiell, „sie müssen mehr Umsatz als anderswo erwarten können“, sagt Hadan, den er ihnen aber nicht zusagen könne, weil die Erfahrungen fehlen. „Händler überlegen sich so etwas fünfmal“, meint er deshalb und verweist auf die „dünne Decke“. „Ich habe leider keine Warteliste, das ist eben das allgemeine Problem.“

Generell könnte sich der Prokurist der Marktgilde-Niederlassung Dresden, die Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen betreut, aber eine Befragung der Kunden im Internet vorstellen. Andernorts habe sich das bereits bewährt. Möglicherweise würden die Kunden ja auch Thementage wollen, bei denen Selbsterzeuger ihre Produkte präsentieren.

Weihnachtswunsch

Einen Wunsch der Händler aber kennt Hadan. Sie wollen auch in der Vorweihnachtszeit nicht „rausgekegelt“ werden, betont er. Das ganze Jahr über sollen und dürfen sie die Zerbster Straße beleben, zum Weihnachtsmarkt aber müssen sie auf den August-Bebel-Platz ausweichen. „Das ist eine kleine wirtschaftliche Katastrophe“, spricht Hadan von unangenehmen, ja grauenvollen Erfahrungen mit dem Standortwechsel, den alle zwiegespalten sehen. „Die Ganzjahreshändler hätten gern auch im Advent eine Frischemeile in der Zerbster Straße. Den Platz hätte es in diesem Jahr in Richtung Rabe-/Poststraße gegeben. (mz)

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