Wildschweinplage in der Stadt Wildschweinplage in der Stadt: Dessau-Roßlau erste Kommune im Land mit Abschuss-Prämie

Dessau - Im Kampf gegen die Wildschwein-Plage hat Dessau-Roßlau jetzt eine Abschussprämie eingeführt. Die Stadt ist damit die erste Kommune in Sachsen-Anhalt, die eine solche Aufwandsentschädigung für Jäger zahlt.
Sie umfasst 20 Euro ab dem sechsten erlegten Tier. Beantragen können die Prämie die 51 Jagdpächter und die von der Stadt beauftragten Jäger. Die Regelung gilt ab dem 1. Juli zunächst für das laufende Jagdjahr und kann bei Bedarf auf das folgende ausgedehnt werden.
Vor allem im Süden von Dessau dringen Wildschweine immer weiter in Wohngebiete vor
„Mit der Prämie sollen die Abschusszahlen beim Schwarzwild gesteigert werden“, sagt Stadtsprecher Carsten Sauer. Die Entscheidung sei am Dienstag in der Dienstberatung des Oberbürgermeisters gefällt worden. Damit reagiere die Stadt auf die anhaltende Wildschweinplage in Dessau-Roßlau.
„Aufgewühlte Deiche, geplünderte Gärten und Gefahren im Verkehr beunruhigen die Einwohner. Die Aufwandsentschädigung ist eingeführt worden, um erste Erfolge durch die verstärkte Bejagung zu unterstützen“, erklärt Sauer. Damit folge man dem Beispiel anderer Bundesländer und Kommunen. Eingeplant im Haushalt sind rund 28.000 Euro an Entschädigungen bis 2020. Über das genaue Prozedere der Auszahlung laufen die Abstimmungen.
In der Stadt ist die Lage weiterhin angespannt: Schwarzkittel rücken immer weiter vor, vor allem im Süden verursachen die Tiere Schäden und sorgen für Unruhe. Erst Anfang dieser Woche beobachtete Marie Günther 15 Wildschweine, die am hellichten Tag durch den Peterholzhang in Haideburg liefen. „Es werden immer mehr, da bekommt man es mit der Angst zu tun. Wir brauchen eine dauerhafte Lösung. Die Tiere müssen hier weg“, sagt sie.
Im Jagdjahr 2017/18 wurden laut Stadtverwaltung 1.324 Tiere erlegt
Einige Einwohner schützen sich inzwischen durch Zäune. Mit durchwachsenem Erfolg. Wie groß die Population insgesamt ist, dazu gibt es keine Angaben. Die Abschusszahlen sprechen aber für sich: Im Jagdjahr 2017/18 wurden laut Stadtverwaltung 1.324 Tiere erlegt, im Jahr davor waren es 862. Zuletzt hatte Dessau-Roßlau auch einen zusätzlichen Jäger geholt, der in befriedeten Bereichen in Törten und Haideburg Tiere erlegt.
„Unser Auftrag ist es, den Bestand zu reduzieren. Die Prämie ist jetzt ein Schritt in die richtige Richtung“, sagt Kreisjägermeister Michael Mitsching. „Es besteht auch ein hoher Kostendruck bei Jägern.“ Erlegte Tiere würden hauptsächlich verkauft, aber die Wildpreise seien eingebrochen.
Außerdem müssen Unkosten wie die Untersuchung von Wildschweinfleisch auf Trichinen gedeckt werden. Lange habe die Kreisjägerschaft beim Oberbürgermeister auf ein Entgegenkommen gedrängt, so Mitsching. Die Entschädigung sei eine Hilfe. „Sie kann Anreiz sein, dass auch die Zahl der Frischlinge reduziert wird. Sie haben die höchste Lebenserwartung und sorgen für den meisten Zuwachs.“
Der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt begrüßt die Einführung einer Prämie
Insgesamt habe die Zahl der Wildschweine in den vergangenen Jahren explosionsartig zugenommen, sagt Mitsching. Die Jagd bleibe aber schwierig. „Wir versuchen, was wir unter den geltenden auch rechtlichen Bestimmungen können. Aber Steigerungen sind kaum noch möglich.“ Derzeit würden Wildschweine wegen der Ernte die Felder verlassen und sich in Richtung Wald und Stadt orientieren.
„Schon auf den Anbauflächen lässt sich schwer jagen. Aber auch in Wäldern sind die Sichtverhältnisse schlecht.“ In Wohngebieten gilt ein Jagdverbot, das nur teilweise per Ausnahmegenehmigung aufgehoben werden kann. Der zusätzlich von der Stadt eingesetzte Jäger habe aber in Süd dennoch Erfolge erreicht. „Über 20 Sauen sind geschossen worden.“
Der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt begrüßt die Einführung einer Prämie: „So werden Hürden bei der Schwarzwildbejagung abgebaut“, sagt Geschäftsführer Wilko Florstedt. „Andere Landkreise gehen andere Wege: Sie wollen mit dem Aussetzen der Untersuchungsgebühr einen vermehrten Abschuss von Jungwild erreichen.“ Dazu gehören der Salzlandkreis, der Altmarkkreis Salzwedel und Stendal. (mz)
Fast 45.000 Wildschweine haben Sachsen-Anhalts Jäger im vergangenen Jahr erlegt. Das sind so viele wie seit der Wiedervereinigung nicht. Gegenüber dem Rekordjahr 2016/17 entsprechen die Zahlen einem nochmaligen Anstieg von 5400 Tieren oder fast 14 Prozent.
Bei der Untersuchung von Wildschweinfleisch wird auf Trichinen geprüft: Dabei handelt es sich um Fadenwürmer, die Krankheiten auslösen können.