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Wildes Herz schlägt morgen

Von OLIVER SCHRÖTER 24.06.2009, 18:46

VOCKERODE/MZ. - Er ist einfach präsent. Und das, sogar oder gerade, als er auf seiner weißen Schwalbe um eine Straßenecke in Dessau-Nord biegt, den ostalgischen Roller aufbockt, den Helm abnimmt und die asymmetrisch geschnittenen Haare in Form schüttelt. Neo, so die Kurzform, trägt die Alien-Kontaktlinsen nicht, die zum Bühnenoutfit gehören, auch sonst ist er eher zivil gekleidet. Doch wenn da am Ende der schmalen Straße eine Bühne stehen würde, er wäre wohl in der Lage, sofort zum Sprung anzusetzen und eine Live-Show abzuliefern, die sich gewaschen hätte.

Gitarrist Carter, Drummer Mr. Mahony und Bassist Convex können sich glücklich schätzen, einen Sänger mit Star-Appeal zu haben und sie tun es wohl auch. Seit Neo am Bühnenrand steht, träumen die vier jungen Männer vom großen Wurf, von der Karriere im wilden Musikbusiness. Dass der Boden der Realität dort besonders hart ist, das haben sie bereits gelernt. "Nur mit gefestigten Wurzeln kann man weiter wachsen", fasst Neo Scope nach kurzer Überlegung die zurückliegenden Jahre zusammen.

2006 unterzeichnete die Band überglücklich einen Plattenvertrag beim Major-Label Universal. 2007 erschien die erste Platte "Sinfony". Doch schnell kam das Gefühl auf, dass die Dessauer die Erwartungen der Firma nicht so recht erfüllen und umgekehrt das Engagement von Seiten Universal Records nicht besonders groß ist. Mitte Februar 2008 dann aber die große Überraschung: Down Below spielen bei Stefan Raabs "Bundesvision Song Contest" und belegen einen sensationellen 3. Platz mit "Sand in meiner Hand".

"Wir dachten, jetzt müssen wir anknüpfen: Single, Album, Tour, die Eisen schmieden, so lange sie heiß sind, aber von Universal kam nichts. Das war eine schlimme Durststrecke." Erst im Herbst folgte die eigene Headliner-Tour. Als Ende 2008 dann die Arbeiten an der nächsten Platte begannen, wurden Demo-Songs eingereicht, folgten Gespräche, war aber letztlich klar, dass die Vorstellungen zu weit auseinander gingen: "Die Trennung von Universal war für beide Seiten in Ordnung. Mit ,Premium Records' haben wir ein kleines, stabiles und zahlungsfähiges Label mit guten Bands gefunden."

Und tatsächlich klingt "Wildes Herz" nach Befreiung und Aufbruch. Das liegt vor allem an den durchweg deutschen Texten. Zwölf Songs haben es auf die CD geschafft. Ihren Sound haben die Dark-Rocker aber nicht neu erfunden. Einige Balladen, viele Synthesizerklänge und die durchaus wandelbare Stimme von Neo Scope. "Das Album ist die Essenz von ungefähr 25 Stücken, bei der Auswahl versuchen wir dann eine gute Mischung zu finden. Nummern, die im Klub funktionieren, die live zünden und die gut im Radio rüberkommen."

Die Gratwanderung zwischen schwarzer Szene und Mainstream dürfte für Down Below mit "Wildes Herz" in eine neue Runde gehen. Neo sieht das als Chance: "Bands wie The Cure oder Depeche Mode haben einen riesigen Zulauf aus der schwarzen Szene, sind aber keine Szenebands und funktionieren auch im Bereich des Mainstreams." Down Below haben ihre Lektion also gelernt. Sind reifer geworden, etwas abgeklärter. Freitag kann man das hören. Am Tag der Veröffentlichung des neuen Albums feiert die Band in der Heimat. Mitternacht springt Neo Scope auf die Bühne am Kraftwerk in Vockerode im Anschluss an Gregor Seyfferts "Marquis de Sade" und zeigt, dass die Band mit ihm als Zugpferd durchaus das Zeug hat, die großen Arenen zu rocken. Der Traum geht also weiter, wo er hinführt, das werden die kommenden Monate zeigen.

Infos und Tickets für das Konzert Freitagabend in Vockerode im Netz unter www.downbelow.de.