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Stadtordnungsdienst eingeschaltet Weil sie am Zaun bellen, fühlen sich Passanten von den beiden Hunden des Landhauspächters in Dessau bedroht

Von Sylke Kaufhold 09.05.2021, 09:00
Sie sind ein Herz und eine Seele:  Sohn  Nate Ramin, die Hündinnen „Harley“ und „One Toe“ sowie Familienvater Alex Ramin.
Sie sind ein Herz und eine Seele: Sohn Nate Ramin, die Hündinnen „Harley“ und „One Toe“ sowie Familienvater Alex Ramin. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau - Dass seine Hündin einmal für Angst und Schrecken sorgen könnte, das hat sich Alex Ramin nicht träumen lassen. Doch ein Anruf des Ordnungsamtes konfrontierte den Pächter des Landhauses in dieser Woche damit, dass Passanten vor „Harley“ und deren Tochter „One Toe“ Angst haben und sich teilweise gar nicht wagen, am Grundstück vorbeizulaufen oder mit dem Rad vorbeizufahren, weil sie angebellt werden.

Ein Anwohner aus Dessau-Nord hatte im Namen mehrerer Nachbarn Beschwerde beim Amt eingereicht. Er sieht hier eine Gefahr für die Sicherheit und die Nutzbarkeit des touristischen Radweges. Denn der Zaun, der das Grundstück umgibt, könne von den Tieren leicht übersprungen werden, meint er.

„Wir haben sie überall mit hingenommen, sie war bei Festivals und Shows immer dabei“, erzählt „Hundevater“ Alex Ramin

Seit November 2017 gehört „Harley“, wie die Schäferhundmischlingsdame heißt, zur Familie Ramin. Sechs Monate war sie alt, als Alex Ramin die Hündin aus dem Tierschutz übernahm. „Sie war schwer misshandelt und hatte furchtbare Angst“, sagt er. Noch heute nimmt sie Reißaus, wenn sie einen Besenstiel sieht.

Bei Alex, Ehefrau Jasmin und Sohn Nate verlor „Harley“ nach und nach ihre Ängste und wurde ein Familienmitglied. „Wir haben sie überall mit hingenommen, sie war bei Festivals und Shows immer dabei“, erzählt „Hundevater“ Alex Ramin. Wie man sich in Menschenmassen und Stresssituationen gut und richtig bewegen kann, lernte sie von einem Hundetrainer.

Fünf der acht Welpen von „Harley“ posieren für die Kamera.
Fünf der acht Welpen von „Harley“ posieren für die Kamera.
(Foto: Ramin)

Hündin „One Toe“ sei jetzt im Teenageralter und eine kleine Rabaukin, weiß Alex Ramin

In Dessau, der neuen Heimat ihrer Familie, fühlt sich „Harley“ pudelwohl. Letzten Sommer hat sie sich in ihre Zaunbekanntschaft Hanki verliebt. Der Mix aus Altdeutschem Schäferhund und Australischem Calpi, wohnhaft in Dessau-Nord, machte Harley zur Mutter. Acht Welpen brachte diese am 4. November 2020 zur Welt.

Die Erstgeborene „One Toe“ blieb bei den Ramins. Alle anderen wurden vermittelt, fünf von ihnen in Dessau. „One Toe“ sei jetzt im Teenageralter und eine kleine Rabaukin, weiß Alex Ramin. Sie stürme nach vorne, wenn sich am Zaun was tut, weiß er. Aber nur, wenn die Tür geschlossen sei. Auch „Harley“ habe „ihr Revier“ im Blick und verteidige dies. Dass beide über den Zaun springen, schließt der Halter aus.

Alex Ramin möchte den Nordbewohnern, die sich ans Amt gewendet haben, gern die Angst nehmen

Jasmin Ramin ist froh darüber, dass die beiden so gut aufpassen. „Hier ist es abends dunkel und einsam, die beiden halten Fremde ab.“ Auch Wolfgang und Bettina Simontowski von der benachbarten Gartensparte „Landhaus“ sehen in den beiden Vierbeinern nützliche Aufpasser. „Sie machen ihren Job gut und halten uns unliebsame Besucher vom Hals. Ohne sie gäbe es bei uns mehr Einbrüche“, sind beide überzeugt. Dass sie auch mal bellen, hält das Paar für normal. „Sie bellen ja nicht stundenlang.“

Alex Ramin möchte den Nordbewohnern, die sich ans Amt gewendet haben, gern die Angst nehmen und sie überzeugen, dass Harley und „One Toe“ sehr liebe Familienhunde sind. „Ich lade die Leute zum Meet and Great mit den Hunden ein.“ Bei einer gemütlichen Kaffeerunde könnten sie die beiden kennen lernen. „Das haben wir mit Gästen, deren Kinder Angst vor Hunden hatten, auch gemacht.“ Das habe prächtig funktioniert. Einige kämen inzwischen sogar regelmäßig, um mit den beiden Gassi zu gehen.

Der Stadtordnungsdienst wird aufgrund des Bürgerhinweises die Situation am Landhaus zeitnah kontrollieren

Um im Landhaus speisen zu können, braucht es aber keinesfalls einen „Hundeführerschein“. „Wenn die Gaststätte normal geöffnet ist, sind die beiden Hunde drin“, betont Alex Ramin.

Der Stadtordnungsdienst wird aufgrund des Bürgerhinweises die Situation am Landhaus zeitnah kontrollieren, teilte das Ordnungsamt mit. Dabei werde überprüft, ob es Handlungsbedarf gebe und gegebenenfalls etwas veranlasst werden müsse. (mz)