Wasserszenen im Hospiz-Badezimmer
Dessau/MZ. - "Dafür macht das Malen einen Riesenspaß", sagt die Schülerin des Dessauer Philanthropinum. Luise ist eine von sechs Neuntklässlerinnen des Gymnasiums, die in dem im Dezember eröffneten Anhalt-Hospiz in der Oechelhaeuserstraße in Dessau ein Badezimmer gestalteten. Zwei Mal schon arbeiteten sie an dem Wandbild, das die Schöpfung darstellen soll, am Sonnabend beendeten sie es.
Angeleitet wurden die Mädchen von dem Architekten Dieter Bankert. "Ich möchte nicht als Lehrer wirken", sagt er, "die Mädels sollen ihre eigenen Gedanken entwickeln". Im November vergangenen Jahres begann die Ideenfindung. Die Schülerinnen brachten ihre Vorstellungen für das Bad aufs Papier. "Die Entwürfe wurden ständig umgestaltet", sagt Kunstlehrerin Annette Köthke, die das Projekt mitbetreute. "Das ist in der Schule nicht üblich. Da malt man ein Bild und dann ist es fertig", so die 50-Jährige.
"Am Anfang war ich enttäuscht, dass meine Ideen nicht gleich genommen wurden", sagt auch Luise Müller. Ursprünglich wollten die Schülerinnen Seifenblasen auf die Wand malen, in denen die einzelnen Motive zu sehen sein sollten. Auch die Arche Noah war im Gespräch. Schließlich entschied man sich für ein Wasserbild mit einem Boot, einem blauen Fisch und Pflanzen. Mit Pergamentpapier und Kohle wurden die Ideen auf die Wand übertragen, dann konnte zum Pinsel gegriffen werden. "Die Schwierigkeit bestand darin, alle Motive zu einem Gesamtbild zusammen zu bringen", sagt Architekt Bankert. Außerdem sollte die Farbgebung zu der orangefarbenen Wand gegenüber passen. Dadurch, dass das Bild keinen Rahmen hat, ergeben sich zwei Raumebenen, erklärt Bankert. Der reale Raum werde durch einen Bildraum ergänzt.
"Das Bild ist sehr, sehr gut gelungen", findet Hospizleiterin Anja Schneider. "Die Jugendlichen waren super bei der Sache." Schneider geht es auch darum, die Mädchen "mit dem Thema Sterben und Tod in zu Berührung zu bringen." Spezielle Fragen hätte jedoch keine gestellt. Im Vorfeld hatte man die Schülerinnen über die Hospizarbeit informiert. Möglicherweise war es nicht die letzte Zusammenarbeit mit dem Philanthropinum. Der religiös ausgestaltete "Raum der Stille" soll ebenfalls eine Wandmalerei erhalten. Architekt Dieter Bankert will diesen nur ungern mit Schülern gestalten: "Wie soll man das Thema Schöpfung noch toppen?", gibt er zu bedenken. Anja Schneider sieht dagegen kein Problem: "Platz ist genug."