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Kampf gegen Eichenprozessionsspinner Wann endet die Plage? Mildenseer Ortsbürgermeister fordert Handeln der Stadt ein

Von Danny Gitter Aktualisiert: 28.06.2021, 14:58
Die Haare des Eichenprozessionsspinners fliegen kilometerweit durch die Luft und lösen allergische Reaktionen aus.
Die Haare des Eichenprozessionsspinners fliegen kilometerweit durch die Luft und lösen allergische Reaktionen aus. Foto: DPA

Dessau - Die Liste der Hotspots im Dessau-Roßlauer Stadtgebiet, in denen der Eichenprozessionsspinner die Menschen plagt, wird immer länger. Seit der zweiten Juni-Woche leiden auch die Einwohner von Mildensee verstärkt unter der Plage. Vor allem in der Auenlandschaft rund um den östlichen Dessauer Vorort und im Gebiet rund um den Mildenseer Friedhof breiten sich die Raupen und ihre Härchen explosionsartig aus.

„Es gibt derzeit viele Beschwerden von Anwohnern, dass sie und ihre Kinder massiv unter den Folgen des vermehrten Vorkommens des Eichenprozessionsspinners leiden“, berichtet Ortsbürgermeister Uwe Groneberg (CDU).

In der örtlichen Arztpraxis werden seit Mitte Juni täglich rund 20 Menschen behandelt, die Kontakt mit den Härchen der Raupe hatten. Auch der Ortsbürgermeister ist derzeit von einem Ausschlag betroffen. Große Sorgen bereitet ihm, dass die Einwohner seines Ortes, vor allem im Bereich des Friedhofs, dem Eichenprozessionsspinner schutzlos ausgeliefert zu sein scheinen. „Selbst wer sein Grundstück dort nicht verlassen hat, bekam Beschwerden“, so Groneberg. Er vermutet, dass die Härchen durch starke Winde in die privaten Gärten getragen wurden und dort allergische Reaktionen hervorgerufen haben. „Es muss da dringend gehandelt werden“, so der Ortsbürgermeister.

Einige Wege, etwa im Tiergarten, sind bereits gesperrt.
Einige Wege, etwa im Tiergarten, sind bereits gesperrt.
Foto: Thomas Ruttke

Die Stadt sieht sich in den in und um Mildensee betroffenen Gebieten nicht zuständig. „Alle Flächen liegen in der Zuständigkeit verschiedener Institutionen des Landes“, teilt Stadtsprecher Carsten Sauer auf Nachfrage mit. „Wir haben aber die Institutionen über die Gefahrenlage informiert. Derzeit erfolgt eine Prüfung durch diese“, so Sauer. Die Stadt wird dort laut seiner Auskunft, unter anderem durch entsprechende Förderrichtlinien und durch den starken Befall städtischer Flächen, nicht unterstützend eingreifen können. „Die Flächenverantwortlichen müssen in die Pflicht genommen werden“, sagt der Stadtsprecher.

Auch betroffene Grundstückseigentümer können nur auf indirekte Hilfe durch die Stadt zählen. „Jeder Grundstückseigentümer ist gemäß eines Erlasses des Landesministeriums für Landwirtschaft und Umwelt selbst in der Beseitigungspflicht“, teilt der Stadtsprecher mit. Betroffene sollen sich an das Tiefbauamt wenden, das dann entsprechend Firmen zur Bekämpfung nennt.

Scharfe Kritik an dieser Praxis kommt vom Ortschaftsratsmitglied und CDU-Stadtrat Florian Kellner. „Die Grundstückseigentümer sind nicht Verursacher der Plage auf ihrem privaten Grund und Boden. Da ist es nicht einzusehen, dass sie sich selbst drum kümmern müssen und auch noch auf den Kosten sitzen bleiben“, so Kellner. Er will prüfen lassen, inwiefern es andere Möglichkeiten gibt. Sollte sich auf den öffentlichen Wegen in und um Mildensee die Gefahr nicht zeitnah eindämmen lassen, wird laut Auskunft des Stadtsprechers auch eine vollständige Sperrung der betroffenen Wege geprüft.

Am vergangenen Wochenende war wegen des starken Eichenprozessionsspinner-Befalls im Tiergarten der Walking-Tag ans Kornhaus verlegt worden. Seit Wochen berichten Anwohner bis nach Törten und Haideburg von Ausschlag und Juckreiz wegen der Härchen der Raupen.