1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Waldersee: Waldersee: Vermietung des Einkaufszentrums ist schwierig

Waldersee Waldersee: Vermietung des Einkaufszentrums ist schwierig

Von Andreas Behling 13.11.2014, 07:57

Waldersee - Im Asia-Imbiss zischen die Nudeln in der Pfanne. Das Blumenstudio hat sich mit seinem floralen Angebot schon auf die Adventszeit eingestellt. In der „Apotheke am Luisium“ wandern Pillen und Salben über die Ladentheke. Und ohne dass eine Stoßzeit herrscht, muss man auf dem Parkplatz vorm NP-Markt eine Weile suchen, um einen freien Stellplatz zu finden. Es ist nicht so, dass in Waldersees Geschäftszentrum „Luisium-Eck“ die Betriebsamkeit lahmt. Trotzdem könnte die Anziehungskraft größer sein. Hinter etlichen Schaufensterscheiben herrscht Tristesse.

Geschäfte stehen leer

Uwe Becker zum Beispiel ist längst in die City gewandert und hat sein Radhaus an die Museumskreuzung verlegt. Das „Walderseer Gardinen-Eck“ ist am 17. März ausgezogen. Aus zwei anderen Läden entlang der Straßenfront ist ebenfalls sämtliches Inventar entfernt worden. Und es fehlen die Hinweise, dass dort jemand zügig wieder seine Zelte aufschlagen möchte.

Ortsbürgermeister Lothar Ehm (CDU) kennt das Problem. „Mich ärgert sehr, dass Geschäfte geschlossen sind und leer stehen“, sagt er. Sofort schiebt er aber nach, dass er befürchtet, in der Sache „der falsche Ansprechpartner“ zu sein.

Das Objekt ist Privateigentum

Ehm verweist darauf, dass das ganze Objekt Privateigentum ist. „Ursprünglich ein Bauträger, mittlerweile wohl mehrere Dutzend Eigentümer.“ Ganz sicher ist sich Waldersees erster Mann da nicht. Ehm zufolge habe der Ortschaftsrat „versucht, über die Wirtschaftsförderung der Stadt zu erreichen, dass die Räume saniert und wieder vermietet werden“. Wegen der aus seiner Warte unübersichtlichen Eigentumsverhältnisse „wohl ein nicht leichtes Unterfangen“. Die von Möblierung befreiten Räume künden davon. „Jedenfalls ist bisher nicht viel erreicht“, muss Lothar Ehm konstatieren.

Gunter Kreßner hat auch kein Patentrezept parat. Er kümmert sich um Vermietung und Verkauf von Wohn- und Gewerbeimmobilien. Was am „Luisium-Eck“ seinen Job besonders schwierig macht, ist die Feuchtigkeit, die in Wänden empor gekrochen ist. Zu hoher Grundwasserstand? „Jein“, meint Kreßner. Möglicherweise seien auch Herstellungsfehler schuld. Von nicht korrekt vorgenommenen Rohrverbindungen ist die Rede. Fakt sei, dass die Nässe äußerst unangenehme Gerüche produzierte und zum Umzug der Postfiliale mit angeschlossenem Schreibwarenladen führte. Die fand ein Ersatzdomizil im benachbarten zweistöckigen Gebäude, das noch nicht so alt ist.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wieso es in Waldersee schwierig ist, Gewerberäume zu vermieten.

Der Makler will nicht ausschließen, dass die Sparkassen-Zweigstelle ebenfalls vor den Bedingungen im Haupttrakt kapituliert. Ferner war am Rande von „ständig wechselnden Mietern“ zu hören. Denen seien die Nebenkosten der Wohnungen zu hoch gewesen. Im Übrigen sind Flächen nicht nur auf der Erdgeschoss-Ebene zu vergeben. „In der Nummer 13 steht oben ein Büro leer“, informiert Gunter Kreßner. Und obwohl es in der Kochstedter Hirtenhausiedlung im Moment gewiss mehr Spaß macht, Geschäfte zu tätigen, will er in Waldersee nicht aufgeben.

Zu viele große Flächen

Generell, räumt Kreßner ein, sei es in der Stadt „nicht ganz so einfach“, Gewerberäume an den Mann oder die Frau zu bringen. Es gebe zu viele zu große Flächen. Für Existenzgründer wären kleinere Einheiten besser. Zum Teil sei das zähe Geschäft aber auch den Vermietern anzulasten. Es funktioniere nicht, in der Walderseer Randlage mehr Miete als im Fürst-Leopold-Carré zu verlangen, welches sich mitten im Zentrum befindet.

Angelika Wild hat sich derweil entschlossen, in dem ein paar Jahre jüngeren Gebäudekomplex am „Luisium-Eck“ ein „Well-fit“-Geschäft zu etablieren. Dort möchte sie Pflegeartikel, Gesundheits- und Wellness-Produkte sowie Mode und Accessoires anbieten. „Die Nachfrage bei den Kunden war da, die Dinge direkt testen zu können“, berichtet die Inhaberin. Zuvor basierte das Geschäftsmodell auf einem Online-Shop.

Standort Waldersee bleibt interessant

Die Standortwahl begründete Wild so: „Zum einen bin ich aus Waldersee. Zum anderen ist es eine schöne Ecke, die wegen des nahen Luisiums auch Touristen anziehen kann. Der Mix stimmt. Außerdem ist die Parkplatzsituation hervorragend.“ (mz)