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In der Wolfgangstraße Vor-Ort-Garten in Dessau: Schrebergarten 2.0

Von Danny Gitter 16.05.2016, 16:23
Die neuen Gärtner am Vor-Ort-Haus im Einsatz.
Die neuen Gärtner am Vor-Ort-Haus im Einsatz. Ruttke

Dessau - Junge Menschen, meist Studenten, buddeln und säen gemeinsam mit einem Dutzend anderer Leute verschiedener Generationen und Nationen im Garten. Mittendrin Sabine Hogh, Lehrerin am Liborius-Gymnasium, die begeistert bei der Sache ist.

Auf der Freifläche des VorOrt-Hauses in der Wolfgangstraße 13 ist am Wochenende mit einem Saatfest offiziell eine neue Garten-Gemeinschaft entstanden.

Hogh möchte unbedingt ein Teil davon sein. „Das ist das, wonach ich lange gesucht habe“, sagt die Lehrerin. Einen Schrebergarten, den hatte sie auch mal für kurze Zeit, als die Harzerin vor 10 Jahren nach Dessau gezogen war.

Doch oft fehlte der heute 38-Jährigen die Zeit, diesen ordentlich zu bewirtschaften. Auch die Zwänge waren ihr zu groß. Also gab die Lehrerin ihr Laubenpieper-Dasein bald wieder auf.

Doch die Gemeinschaft und die Freude am Gärtnern wollte sie wiederfinden und fand sie jetzt in der Wolfgangstraße 13.

Oft ist sie an dem denkmalgeschützten Haus, in dem früher unter anderem die Volkshochschule untergebracht war, vorbeigefahren. Lange stand es leer.

Dann reaktivierten es Studenten und Professoren der Hochschule Anhalt vor vier Jahren, um den Campus hinter dem Westausgang des Bahnhofs mitten ins Zentrum zu bringen.

Garten stiftet Gemeinschaft

Auch Hogh bekam das mit. „Ich dachte mir erst Studenten, wieder so eine geschlossene Gesellschaft, das ist nichts für mich“, erzählt sie.

Als Zugezogene hatte sie oft den Eindruck, dass Dessau eine Stadt der geschlossenen Gemeinschaften und Gesellschaften ist. „Die Stadt macht es einem nicht gerade leicht, Anschluss zu finden.“

Im VorOrt-Haus ist das anders, wie sie jetzt weiß. Hier wollen Studenten und Professoren gerade nicht unter sich bleiben.

Die Gemeinschaft mit den Dessauern wird gesucht. Deshalb zögerte Hogh auch nicht lange, in den VorOrt-Verein einzutreten, der sich vor zwei Jahren gründete.

In einem Schulgartenprojekt, das sie im Herbst 2014 mit einer damaligen sechsten Klasse auf der Freifläche des VorOrt-Hauses startete, entdeckte Hogh ihre Freude am Gärtnern und der Gemeinschaft wieder.

Immer mal wieder wurde auch von Vereinsmitgliedern etwas ausgesät und geerntet. Kürbisse, Feldsalat, Tomaten, Kräuter und Kartoffeln waren schon dabei.

Kultivierung nicht nur im Beet

In der neuen Saison soll aus dem VorOrt-Garten endgültig ein Gemeinschaftsgarten für alle Dessauer werden.

Egal, ob Student, Berufstätiger, Ruheständler oder Flüchtling, jeder der Interesse hat, Beete im VorOrt-Garten zu pflegen, kann sich beteiligen.

Am Sonnabend wurden unter anderem verschiedene Kräuter und Zucchini ausgesät und Kartoffeln gelegt. Bisher ist es knapp ein Dutzend potenzieller Gemeinschaftsgärtner, die sich vorstellen kann, die Beete regelmäßig zu gießen und zu hacken. Auch sind noch Saatflächen frei.

Hogh ist da auf jeden Fall wieder dabei. „Hier pflegt man ganz ungezwungen die Gemeinschaft und soziale Kontakte“, freut sich die Lehrerin.

Satzungen, Vorschriften, Grashöhen, das spielt im VorOrt-Garten alles eine sehr untergeordnete Rolle. Reichlich geerntet werden soll natürlich auch. „Mit einem Erntefest am Ende der Saison könnten dann die Gaben gemeinsam zubereitet und verzehrt werden“, blickt Claudia Trautmann, die Initiatorin des Saatfestes, schon einmal voraus.

Zwischendurch sind neben dem Gemeinschaftserlebnis Gärtnern auch vier Biergartenabende mit Kultur geplant. Die Gartensaison mitten im Zentrum kann also beginnen.

Fragen und Anregungen zum VorOrt-Garten können über die Facebook-Seite, per Mail: [email protected] oder per Telefon: 0340/502489 66 gestellt werden. (mz)