Vor 30 Jahren Vor 30 Jahren: Im Hugo-Junkers-Saal in Dessau wurde einst der PDS-Landesverband gegründet

Dessau - An der Hauswand ist es dokumentiert: Der Hugo-Junkers-Saal im Veranstaltungszentrum Golfpark Dessau ist und war eine gefragte Adresse. Neben Konzerten, Shows oder Tagungen findet hier auch die Politik ein Domizil.
So konstituierte sich in der einstigen Junkers-Kaserne im Oktober 1990 der erste Landtag Sachsen-Anhalts. Noch ein Vierteljahr zuvor hat sich an gleicher Stätte im Juli 1990 der Landesverband der Partei des Demokratischen Sozialismus (PDS) gegründert.
Auf beide Ereignisse vor 30 Jahren weisen vor Ort nun Tafeln hin. An die historische erste Landtagssitzung erinnert ein poliertes Schild aus Stahlblech, an die Gründung des neuen Partei-Landesverbandes schlichtes Plexiglas.
Roland Claus war der erste Landeschef der SED-Nachfolgepartei
Beide Male dabei und am Montag zur Einweihung wieder war mit Roland Claus der erste Landeschef der SED-Nachfolgepartei. „Es war damals schwer, ein Objekt für die neue Partei zu finden, wir waren wie gebrandmarkt“, erinnert sich Claus. Über seinen Volkskammer-Kollegen Rainer Eppelmann (CDU und für die letzte DDR-Regierung Minister für Abrüstung und Verteidigung) fand Claus Zugang zur alten Kaserne.
„Als guter Christ will ich Euch ruhig Sterbehilfe leisten“, soll der Mitbegründer der Bürgerrechtsbewegung Demokratischer Aufbruch mit Sitz am Zentralen Runden Tisch gesagt haben. Die PDS durfte jedenfalls ins alte Junkers-Gebäude.
30 Jahre danach gibt es wieder eine Überraschung: Hausherr Burchard Führer, Investor und mit gleichnamiger GmbH Betreiber, Arbeitgeber und Träger von Senioren- und Pflegeeinrichtungen, lässt es sich nicht nehmen, der Enthüllung beizuwohnen.
Burchard Führer: Dieser Platz stehe für die Ideen nicht linientreuer Menschen
„Die Tafel schmückt unser Haus“, lässt der Unternehmer keinen Zweifel. Dieser Platz stehe für die Ideen nicht linientreuer Menschen. Der Großindustrielle Junkers, der wissenschaftliche und wirtschaftliche Unabhängigkeit vehement verteidigte, erlitt 1933 Enteignung und Arrest durch die Nazis. „Den Freigeist wollen wir weiter pflegen“, so Führer.
Dessen Credo wiederum kennt wenig Berührungsängste: „Im Grunde haben wir ein gemeinsames Interesse: Das Unternehmen will gute Geschäfte machen, damit es seinen Arbeitnehmern gutes Geld für gute Leistung zahlen kann.“ Die Linke, inzwischen zur gesamtdeutschen Partei geworden, bekommt von Führer aber doch etwas ins Stammbuch geschrieben: „Im Prinzip seid ihr die einzigen konsequent Konservativen.“ Das klang beinahe anerkennend. (mz)