Vom Pass bis zur Müllgebühr
Dessau/MZ. - Erika Lenz arbeitet im Bürgerbüro im Ortsteil Rodleben, hat mit ihren Dienstleistungen schon vielen Einwohnern von hier und aus der Nachbargemeinde Brambach weite Wege ins Dessauer Rathaus erspart und hätte um 18 Uhr eigentlich längst Feierabend.
"Das sehen wir hier nicht so eng, und wir nehmen auch in der Mittagspause den Hörer ab", meint Ortsbürgermeister Joachim Meißner. Dass die Verwaltung für die Bürger da ist, das habe man in Rodleben schon immer so gehandhabt.
Franziska Schütze, seit zehn Jahren Rodlebenerin, ist des Lobes voll: "Ich bin mit der Verwaltung hier sehr zufrieden. So ein Bürgerbüro ist vor allem für ältere Leute vorteilhaft. Außerdem finde ich es schön, wenn man bei Behördenangelegenheiten ein wenig an die Hand genommen wird." Auch die Öffnungszeiten seien kundenfreundlich, und dass man, wenn es Not tut, mal ein paar Minuten später kommen kann, sei beispielhaft, meint die Frau, die aus früheren Zeiten, wie sie sagt, von ganz anderen Erlebnissen mit Ämtern berichten könnte...
Sie habe anfangs befürchtet, dass sie nach der Eingemeindung wegen jeder Kleinigkeit ins Dessauer Rathaus fahren muss, gibt Heidelinde Warnke aus Brambach zu, die gerade im Rodlebener Bürgerbüro ein Antragsformular holen will und gleich noch Müllmarken kauft. Nun aber sind ihre Behördenwege sogar kürzer geworden; denn vorher musste sie zur Kreisverwaltung oder zur Verwaltungsgemeinschaft nach Roßlau.
Als es um die Eingemeindung nach Dessau ging, sei von Anfang an klar gewesen, dass Rodleben eine örtliche Verwaltung mit Bürgerbüro bekommen muss. So sei es dann auch im Gebietsänderungsvertrag vereinbart worden, blickt Bürgermeister Meißner zurück. "Es ist schon wichtig, ob jemand wegen eines Personalausweises ins Rathaus muss oder ob er das hier erledigen kann", sagt er. Gerade das Bürgerbüro - eine Besonderheit unter allen Dessauer Ortsteilen - sei gegenüber den Einwohnern ein stichhaltiges Argument für die Eingemeindung von Rodleben nach Dessau gewesen. "Es ist für den Bürger doch gar nicht so wichtig, ob im Ortsteil ein Bürgermeister oder ein Ortschaftsrat sitzt. Wichtig ist, dass er seine Angelegenheiten vor Ort erledigen kann und dass das gesellschaftliche Leben weitergeht", lautet Meißners Standpunkt.
Ortsansässige Unternehmer würden immer wieder darauf hinweisen, dass sie für sich und ihre Mitarbeiter auf ein gewisses Niveau an Verwaltungs-Leistungen und kulturellen Angeboten, eben auf eine gute Infrastruktur Wert legen, berichtet der Bürgermeister. Die Wirtschaft habe es positiv aufgenommen, dass in der örtlichen Verwaltung weiterhin Angelegenheiten der Grund- und Gewerbesteuer erledigt werden können. Vorteilhaft sei auch, dass die örtliche Verwaltung nach wie vor Einrichtungen des Ortes betreut, wie die Kindertagesstätte, den Seniorentreff, die Grundschule, den Verkehrsgarten, den Gemeindesaal, die Bibliothek, die Heimatstube, den Jugendklub, Sporthalle und Schwimmbad.
Das Bürgerbüro Rodleben ist dem Büro des Dessauer Oberbürgermeisters direkt unterstellt. Die Anleitung und die Zusammenarbeit mit der Dessauer Stadtverwaltung - so könne man nach einem Jahr einschätzen - würden gut funktionieren, sagt Meißner. Außerdem seien die Computer der örtlichen Verwaltung per Datenleitung mit denen im Dessauer Rathaus verbunden.
Erika Lenz selbst, die zuvor schon viele Jahre in der Rodlebener Gemeindeverwaltung tätig war, wurde für ihre neuen, vielfältigeren Aufgaben fast drei Monate lang geschult. "Und wenn ich mal etwas nicht weiß, erkundige ich mich bei den Dessauer Kollegen. Auf jeden Fall bekommt der Bürger hier die benötigte Auskunft", sagt sie.
Öffnungszeiten des Bürgerbüros Rodleben, Steinbergsweg 3: montags, mittwochs und donnerstags 10 bis 12 Uhr und 13 bis 15 Uhr, dienstags 10 bis 12 Uhr und 14 bis 17.30 Uhr. Sprechzeit des Ortsbürgermeisters dienstags 14 bis 17 Uhr.