Viele offene Fragen schüren Skepsis
Dessau/MZ. - Standort unklar
Dessaus Tierheim braucht einen neuen Standort. Gelegen auf einer Hochwasserschutzanlage ist ein Weiterbetreiben oder gar eine Erweiterung an dieser Stelle nicht möglich. Der Tierschutzverein beschäftigt sich deshalb schon seit einigen Jahren mit einem Neubau. Zur Auswahl stehen zwei Grundstücke: Eines, das vom Verein in der Kühnauer Straße 175 erworben wurde, wo es nach Aussage des amtierenden Vorsitzenden Thomas Held Probleme mit der Erschließung gebe, oder eines in der Hünefeldstraße, das vielleicht im Flächentausch von der Stadt erworben werden könnte. Die Betreibung wäre laut Bauvoranfragen an beiden Standorten möglich.
Wie das Heim aussehen könnte, stellte der Architekt Jens Larsen den Vereinsmitgliedern ausführlich vor. Etwa 400 000 Euro Gesamtkosten sind für den eingeschossigen Bau veranschlagt, der in drei Modulen entstehen könnte. Eine detaillierte Finanzplanung liegt noch nicht vor. Inwieweit sich die Stadt, deren Pflichtaufgabe die Aufnahme von Fundtieren ist, an dem Neubau beteiligen würde, ist derzeit ebenfalls noch nicht geklärt. Sie bezuschusst den Betrieb des Heimes jährlich mit 120 000 Euro. Trotz der vielen Unklarheiten, zuzüglich des offenen Betreibervertrages, bekannten sich die Mitglieder nach einer langen kontroversen Diskussion zum Projekt. Einen langfristigen Betreibervertrag mit der Stadt vorausgesetzt.
Der von der Stadt vorgelegte Vertragsentwurf wiederum ließ die Wellen der Empörung bei den Tierschützern hoch schlagen. Ohne triftigen Grund sei der Vertrag von der Stadt gekündigt worden, meint der amtierende Vorsitzende. Deshalb habe man den Deutschen Tierschutzbund als Dachverband um Prüfung gebeten, "und die hat ergeben, dass die Kündigung nicht frist- und formgerecht erfolgte". Deshalb werde der Verein Widerspruch einlegen.
Keine Ausschreibung
Die Stadt hat den Betreibervertrag zum 30. September gekündigt. Ausgelaufen war dieser bereits 2005. Wegen Querelen mit einem anderen Tierschutz-Verein (der aus diesem hervorgegangen war) hatte die Stadt neu ausschreiben wollen. "Das mussten wir aber wieder aufheben, da wir einen Vertrag über fünf Jahre abschließen wollten. Aufgrund der nicht gesicherten Lage des Tierheimes war das nicht möglich", erklärt Gabriele Kegler, Leiterin des Umweltamtes.
Einfluss abgelehnt
Damit erklärt die Stadt auch, warum der neue Vertragsentwurf für den jetzigen Standort eine jährliche Kündigung einräumt. Die Vereinsmitglieder lehnen diese ab: "Damit hat der Verein keine Sicherheit mehr." Zudem kritisierten sie den geplanten Tierheimbeirat, der sich aus zwei Vertretern des Betreibers, einem der Stadt und dem Amtstierarzt zusammensetzen soll. Den Vorsitz soll die Stadt führen, ebenso bei Stimmengleichheit entscheiden. "Das ist eine totale Bevormundung des Vereins."
"Der Tierheimbetrieb muss ordnungsgemäß laufen, deshalb die Einflussnahme in Form eines Beirates", erklärt Gabriele Kegler, die deutlich macht, dass es vor allem die "Erfahrungen des letzten Vierteljahres" sind, die sie wachsamer sein ließen. "Wir wollen die Dinge gemeinsam lösen", betont sie. "Für mich entscheiden Fachargumente und keine Befindlichkeiten."