Angespannte Versorgungslage Viele Lücken bei Blutreserven: Institut in Dessau braucht dringend Spender
Dessauer Blutspendeinstitut kann nicht mehr alle Einrichtungen vollumfänglich beliefern. Die vierte Coronawelle hat einen Anteil daran.

Dessau/MZ - Das Lager mit Blutpräparaten im Dessauer DRK-Blutspendeinstitut weist an vielen Stellen Lücken auf. „Im Dezember und zu Weihnachten haben wir jedes Jahr ein Polster aufgebaut für Januar. Diesmal haben wir das nicht“, sagt Dr. Hartmut Kroll, Leiter des Institutes für Transfusionsmedizin.
Das hat direkte Auswirkungen auf die 100 Krankenhäuser und Praxen, die das Dessauer Institut in Sachsen-Anhalt versorgt. „Wir können nicht mehr alle vollumfänglich beliefern“, sagt Kroll und gibt zu: „Es ist eine unschöne Situation, wenn Chirurgen nicht mit dem nötigen Blutvorrat in eine OP gehen können.“ Er denkt, dass deshalb nicht lebenswichtige Operationen aufgeschoben werden müssen. Die Blutknappheit betreffe alle Blutgruppen.
Strenges Hygienekonzept gehört beim Spenden dazu
Das Dessauer Institut gehört zum DRK-Blutspendedienst NSTOB, der in Niedersachsen, Bremen, Sachsen-Anhalt und Thüringen an insgesamt acht Standorten vertreten ist. In den Instituten findet die Blutentnahme statt, von hier aus starten auch mobile Blutspendeteams. Die Spenden werden in den Instituten aufgearbeitet und den Einrichtungen im Versorgungsgebiet zur Verfügung gestellt.

In Sachsen-Anhalt sind täglich sechs Entnahmeteams unterwegs, um in Schulen, bei der Feuerwehr, Sportvereinen oder anderen Kooperationspartnern Blutspenden anzubieten. Die Pandemie aber hat die Arbeit der Teams erschwert. Anfangs, sagt Kroll, seien Spendenlokale weggebrochen. Zum Teil, wie an Schulen, die für den Unterricht geschlossen waren, spielte auch Unsicherheit eine Rolle.
Von Anfang an sei bei den Blutspenden auf strenge Hygieneregeln geachtet worden - das Abstandsgebot und die Pflicht zum Masketragen gehörte dazu. Inzwischen sind Blutspenden nur noch unter der 3-G-Regel möglich. Auch das habe vereinzelt zu einem Verlust an Spendern geführt.
Für Blut gibt es keinen Ersatz“
Dr. Hartmut Kroll , Leiter Institut für Transfusionsmedizin Dessau
Laut Kroll sei das Hygienekonzept aber insgesamt gut aufgenommen worden. Denn es gelte Spender und Mitarbeiter gleichermaßen zu schützen. „Es ist extrem wichtig, dass wir arbeitsfähig bleiben, um die Patienten im Land mit Blut versorgen zu können.“ Auch wenn heute durch den medizinischen Fortschritt bei Operationen ein geringer Blutbedarf als noch vor Jahren bestehe, brauche es dennoch die Konserven. „Für Blut gibt es keinen Ersatz.“

Vierte Coronawelle hat zu Fünfjahrestief bei Spenden geführt
Im Bereich des NSTOB werden täglich 3.000 Blutspenden benötigt, um die Lager aufzufüllen und die Versorgung sicherzustellen. Doch in der vierten Coronawelle war das Spendenaufkommen im gesamten Gebiet um 20 Prozent eingebrochen. „Die vierte Welle hat den geringen Bestand auf ein Fünfjahrestief reduziert“, machte Markus Baulke vom DRK-Blutspendedienst NSTOB im Dezember auf die dramatische Situation aufmerksam. Auch er warnte davor, dass „in wenigen Wochen Behandlungen und Operationen abgesagt werden“.

Zur Weihnachtsblutspende am 26. Dezember seien im gesamten Bereich des NSTOB rund 2.900 Spender gekommen, berichtet Kroll. Auch in Dessau ist dieser Termin am zweiten Weihnachtsfeiertag sehr gut angenommen worden, freut ihn das. „Aber generell liegen wir in Dessau zehn bis 15 Prozent unter dem Plan.“ Was sich im Lager mit den Blutpräparaten deutlich zeige.
Im Dessauer Institut werden täglich zwischen 600 und 1.000 Vollblutspenden aus Sachsen-Anhalt und Thüringen aufbereitet. „Ich würde mir wünschen, dass sich der ein oder andere noch ein Herz fasst und zur Blutspende kommt“, erklärt der Institutsleiter und auch: „Wer Blut spendet, ist jemand, der Verantwortung für die Mitmenschen übernimmt.“ Er weiß zudem, nach der Spende stelle sich ein gutes Gefühl ein, weil man etwas für seine Mitmenschen getan habe.
Verbindung per Rohrpost von Institut zum Dessauer Klinikum
Das Dessauer Institut beliefert mit den Blutpräparaten, die zuvor untersucht und aufbereitet werden, nicht nur generell 100 Einrichtungen. Im Labor werden auch Verträglichkeitsuntersuchungen durchgeführt und patientenspezifische Präparate für das Dessauer Klinikum, das Coswiger Herzzentrum und seit neuestem auch für das Krankenhaus in Köthen gefertigt, ebenso für andere Einrichtungen auf Nachfrage. Mit dem Dessauer Klinikum im Auenweg ist das Institut im Altener Damm direkt mit einer Rohrpost verbunden.
