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Verwaiste Eichhörnchenbabys Verwaiste Eichhörnchenbabys: Handaufzucht - Bonnie und Clyde sind wieder in Freiheit

Von Silvia Bürkmann 13.08.2018, 07:28
Eine „Handvoll“ Eichhörnchen namens Bonnie und Clyde wurde mühsam aufgepäppelt.
Eine „Handvoll“ Eichhörnchen namens Bonnie und Clyde wurde mühsam aufgepäppelt. Tierpark Dessau

Dessau - Für Bonnie und Clyde öffneten sich in dieser Woche die Gitter und Türen zur Freiheit. Jetzt können die zwei Eichhörnchen, die fast vier Monate lang von Menschenhand gepäppelt und geschützt wurden, dem Ruf der Wildnis in die höchsten Baumwipfel im Dessauer Tierpark folgen. „Auswilderung geglückt - unser Gangsterpärchen ist abgehauen“, meldete die städtische Einrichtung am Dienstag.

Dessau ist eine Auffangstation für Eichhörnchenbabys in Not

Die Freude darüber ist groß. In Dessau wie auch im Netzwerk „Auffangstation für Eichhörnchenbabys in Not“, das der städtische Tierpark in der Querallee seit Jahren mit der Aufzucht der „Findelkinder“ unterstützt. In die Rolle der „Eichhörnchen-Mama auf Zeit“ schlüpft seit dem Jahr 2010 Obertierpflegerin Marion Schüler. In Summe 17 der kleinen Kletterer hat Schüler bisher in Obhut genommen und aufgezogen.

15 ihrer Schützlinge konnten in die freie Wildbahn entlassen werden. Eines wurde in der Tierparkvoliere mit einem Artgenossen verpartnert und genießt sein sicheres Leben. Ein neues Nesthäkchen ist inzwischen wieder bei Marion Schüler eingezogen. „Anna braucht noch jede Menge Geduld. Ihr ging es ganz schlecht, als sie gefunden wurde. Das stark unterernährte Tierchen wog nur 72 Gramm. Wir werden sehen, ob wir sie durchkriegen. Ich geb’ mein Bestes.“

Winzlinge waren im April gerade einmal halb so groß wie ein Daumen

Ganz ähnlich war die Situation, als Bürger am 12. April ihren Fund in den Tierpark brachten. Aus den Zweigen abgestürzt, komplett mit ihrem Nest waren die beiden Winzlinge. Die Eichhörnchenbabys waren etwa drei Wochen alt, hatten auch schon ihren kräftig rotbraunen Fellansatz. „Aber sie waren eben noch winzig. Halb so groß wie ein Daumen. Doch ihre Augen haben sie dann bald neugierig geöffnet.“

Ihre Namen bekamen die beiden Tierbabys verliehen von Marion Schülers Tochter. „Sie fand damals ’Bonnie und Clyde’ schick und abenteuerlich. Ungeachtet der Tatsache, dass es ja Wurfgeschwister waren“, meint die Eichkatz-Mutti auf Zeit. Der Zootierpflegerin war auch bald klar, dass es sich bei ihren Zöglingen um zwei weibliche Tierchen handelt. „Egal, Bonnie und Clyde, das passte für die zwei Rabauken.“

Eichhörnchenbabys brauchten aller zwei Stunden ihre Flasche

Die zwei „Mädchen“ hielten ihre neu gefundene Ziehmutter auch auf Trab. Hatten die Tiere ihre erste Angst verloren und sich an menschliche Gegenwart und Berührung gewöhnt, ging es konsequent an den Gewichtsaufbau. „Die Babys brauchten alle zwei Stunden ihre Flasche. Das war anfangs eben auch mitten in der Nacht.“ Marion Schüler ließ ihre Ziehkinder nie unversorgt.

Bonnie und Clyde wuchsen und gediehen und konnten ab Juli auf die Auswilderung vorbereitet werden. In ihrer eigenen Voliere hatten die beiden Kletterkünstler die künftig zu erklimmenden Wipfel direkt vor Augen, hausten aber immer noch in der Sicherheit ihres „Schlafhauses“ und eines stets gefüllten Futternapfes. Nach den ersten Tagen werden die zwei Eichkätzchen deutlich lebhafter, flitzen durch die Voliere und klettern an deren Gitter auf und ab: Ist da nicht doch irgendwo ein Schlupfloch?

Eichhörnchen werden in freier Wildbahn drei bis vier Jahre alt

Als sich diese Woche nun das Gitter hob, waren die beiden „Freigänger“ Bonnie und Clyde im Handumdrehen abgängig. In freier Wildbahn neben Mardern, Greifvögeln und Waschbären als Fressfeinden wird ein Eichhörnchen 3 bis vier Jahre, in Gefangenschaft bis zu zehn Jahre alt. (mz)