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Verbrühung in Pflegeheim Verbrühung in Pflegeheim Dessau: Heimaufsicht ermittelt - Rätsel um Thermostate an der Wanne

Von Danny Gitter und Lisa Garn 01.03.2019, 14:20
Das Pflegeheim in der Dessauer Hausmannstraße.
Das Pflegeheim in der Dessauer Hausmannstraße. Brachert

Dessau - Nach den schweren Verbrennungen beim Baden im Dessauer Avendi-Pflegeheim in der Hausmannstraße ist der Zustand des 82-Jährigen weiterhin kritisch. Das hat am Donnerstag die Polizeiinspektion in Dessau bestätigt. „Es ist momentan so, wie es der Sohn beschrieben hat: Die medizinische Situation ist sehr schwierig“, sagte Sprecher Ralf Moritz. Die Ermittlungen laufen. Auch die Heimaufsicht ist eingeschaltet.

82-jähriger Mann war am Dienstag in Dessau viel zu heiß gebadet worden

Am Dienstagvormittag war der 82-jährige demente Mann bei einem Bad in der Einrichtung stark verbrüht worden. Erlitten hatte der Rentner Verbrennungen dritten Grades, er musste mit dem Rettungshubschrauber in eine Spezialklinik nach Halle geflogen werden. Die Polizei ermittelt gegen einen 20-jährigen Mitarbeiter wegen fahrlässiger Körperverletzung. Der Mann wurde seit 2016 in dem Pflegeheim gepflegt.

„Die Lage ist weiter sehr angespannt. Es ist für alle sehr traurig“, sagte am Donnerstag der Sohn am Telefon auf dem Weg in die Klinik. Ob eine Operation in Frage kommt, blieb zunächst offen. Am Tag zuvor hatte der Sohn erklärt, dass der Kreislauf des Vaters zu schwach für eine OP ist. Werde er aber nicht operiert, könnte der 82-Jährige an den Folgen der Verbrennung sterben. „Wir müssen jetzt sehen, wie es weiter geht. Mehr kann ich dazu nicht sagen.“

Pflegeheim in Dessau nutzt Bad derzeit nicht

Im Pflegeheim gibt es nach dem Unglück die Anweisung, zunächst keine Bewohner mehr zu baden. Der 20-jährige Pfleger ist derzeit nicht im Dienst. „Es sind alle sehr betroffen. Wir gehen durch das ganze Haus, um über den Vorfall und den Stand der Dinge zu informieren“, sagt Heimleiterin Daniela Müller. Mehr könne derzeit nicht getan werden. „Die Ermittlungen laufen. Wir hoffen, dass schnell geklärt wird, was passiert ist.“

Für das Baden der Bewohner würden strenge Regeln gelten, sagt Müller. „Es muss wegen der Intimsphäre gesichert sein, dass die Tür verschlossen ist. Der Bewohner muss sicher in der Wanne liegen. Und es gibt eine Handkontrolle für die Temperatur, bevor er ins Wasser kann.“ Zum Einsatz kommt im Badbereich aber auch ein Thermostat. Es soll verhindern, dass eine vorher festgelegte Maximaltemperatur überschritten wird.

Polizei und Heimaufsicht ermitteln und überprüfen Heim in der Hausmannstraße

Wie es zu dem tragischen Zwischenfall kommen konnte, sollen jetzt die Ermittlungen von Polizei und Heimaufsicht klären. „Wir werden die Einrichtung aufsuchen und unter anderem prüfen, ob die Thermostate funktionieren“, sagte Denise Vopel, Sprecherin des Landesverwaltungsamtes. Die Behörde ist in Sachsen-Anhalt zuständig für die Heimaufsicht und wird bei Unfällen mit Bewohnern automatisch eingeschaltet.

„Noch am Unfalltag hat die Einrichtung uns informiert und einen umfassenden Bericht gegeben.“ Erst im Januar 2019 war das Heim turnusmäßig überprüft worden, erklärt Vopel. „Dabei waren keine Mängel festgestellt worden.“ Im November gab es auch eine Kontrolle des Medizinischen Dienstes der Krankenkasse, der das Heim mit der Note 1,2 bewertet hatte. (mz)