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Untersuchung des Umweltbundesamtes Untersuchung des Umweltbundesamtes: Jahresringe im Kiemendeckel

Von silvia Bürkmann 08.08.2014, 17:14
Gleb Stalsky entnimmt am Seziertisch im mobilen Labor Muskulatur und Leber der Probenfische.
Gleb Stalsky entnimmt am Seziertisch im mobilen Labor Muskulatur und Leber der Probenfische. lutz sebastian Lizenz

Dessau/MZ - Am Donnerstag hatten sie besser gebissen. Da waren die weißen Ausrüstungsfahrzeuge mit dem „TR“-Kennzeichen aus dem pfälzischen Trier in Dessau-Roßlau eingerollt. Bei bestem Wetter wurden die Angeln für die Brassen in der Mulde ausgeworfen. Von 15 bis 22 Uhr. Im Dienste der Wissenschaft und im Auftrag des Umweltbundesamtes.

Die Umweltwissenschaftler der Universität Trier um Professor Martin Paulus vom Lehrstuhl Biogeografie untersuchen für die Umweltprobenbank (UPB) des Bundes seit fast 30 Jahre die Brasse als Umweltindikator. „Und seit der Wende konnten wir auch Mulde, Saale und Elbe als Probengebiete dazunehmen. In Dessau ist seit langem die Schützengilde ein grandioser Gastgeber“, erinnert sich Professor Paulus.

Auf „Fischzug“ gehen die Trierer sowohl an der Strommulde als auch an der Jonitzer Mulde. Da stehen die Brassen gut, wissen hiesige Petrijünger vom Anglerverband um Werner Kelm. Am Donnerstag konnten elf stattliche Exemplare aus dem Fluss gezogen werden. 20 werden gebraucht. Nur drei kamen am Freitagvormittag hinzu - die Fischer zogen also gestern Nachmittag noch mal ans Flussufer. Werner Kelm führte Bernd Fontaine und Joachim Krotten an die vielversprechendsten Plätze. Denn nicht jede Brasse ist tauglich für die Umweltprobenbank. Um eine Vergleichbarkeit der Daten zu sichern, kommen nur Tiere im Alter zwischen 8 und 12 Jahre ins mobile Labor.

Die liegen zuerst vor Diana Teubner auf dem Tisch, betäubt mit einem Stromschlag in der Fischbetäubungsanlage. Die junge Umweltwissenschaftlerin geht an die Blutentnahme. Es braucht viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung, um die hauchzarten Adern unter den Kiemen oder im Herzen zu treffen. Dann werden die Maße genommen. Ein- und derselbe Fisch hat nämlich zwei Längen: eine Gesamtlänge über die geschlossene Schwarzflosse und eine totale über die gespreizte. Dann werden Schuppen entnommen. Über die lässt sich wie auch über den Kiemendeckel das Alter des Fisches bestimmen. Nicht abschätzen, sondern unter dem Mikroskop genau auszählen, lacht Diana Teubner. Denn wie ein Baum Jahresringe hat, bildet auch der Fisch in Kiemendeckel und Schuppen dunklere Ringe für den Winter und hellere im Sommer aus.

Sind die Schuppen entnommen, erhält der Proband den letzten Stirnschlag und wird gewogen: Nummer 8 brachte gestern 961 Gramm auf die Waage und war insgesamt 45,5 Zentimeter (total 39,5 Zentimeter) lang. Im Jahr 2000 lag der Mittelwert der Dessauer Brassen noch bei 39,2 Zentimetern und 581 Gramm. „Die Fische haben ein größeres Wachstum und sind besser konditioniert“, kommt Professor Paulus also zu einer ersten Einschätzung auf den ersten Blick. Sind die Dessauer Daten aufgenommen, zieht die Karawane weiter, nach Wettin an der Saale und anschließend nach Barby.

Auf das Gramm genau gewogen.
Auf das Gramm genau gewogen.
Lutz Sebastian Lizenz
Charlotte Wesch am Objektträger.
Charlotte Wesch am Objektträger.
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Maya Burga beim Schockfrieren
Maya Burga beim Schockfrieren
Lutz Sebastian Lizenz