Unternehmensentwicklung Unternehmensentwicklung: Dessauer Stadtwerke mit kleinem Ableger
Dessau/MZ. - Was Stadtwerke landauf, landab praktizieren, versucht nun auch die DVV: eigenständige Tochterunternehmen mit privaten Beteiligungen zu gründen und Personal dorthin zu verlagern. Infra-Tec-Energy GmbH heißt die Firma, zum 1. Januar hat sie offiziell die Geschäftstätigkeit aufgenommen. Mit vorerst acht Beschäftigten. Es sollten mehr sein, doch andere DVV-Leute lehnten dankend ab und klagten: Die Tarife sind niedriger, worüber auch nicht eine kräftige Abfindung hinwegtäuschen kann, die die Verluste während der ersten zwei Jahre ausgleichen hilft.
Bei Infra-Tec-Energy sollen, erklärt Kleinschmidt, verschiedene Geschäftsfelder konzentriert werden, die bislang innerhalb des DVV-Konzerns verstreut waren oder nicht genau in dessen selbstgesteckten Aufgabenbereich passen: Erd- und Tiefbau gehören dazu, aber auch die Instandhaltung im Fernwärme- und Strombereich oder Werkstoffprüfung.
Unternehmenstöchter gibt es auch jetzt schon in den Stadtwerken, jede Sparte ist ein eigenständiges Unternehmen, das vom Konzern zusammengehalten wird. Infra-Tec-Energy wäre so nichts Neues, wären hier die Stadtwerke nicht in der Situation, über lediglich ein Drittel der Unternehmensanteile zu verfügen, die verbleibenden zwei Drittel teilen sich zwei Unternehmen aus der Nirove Gruppe: die Dessauer Nirove Industrieservice GmbH und die Bitterfelder Nirove Rohrleitungsbau Verfahrenstechnik GmbH.
Beide Firmen, bzw. deren Geschäftsführer Detelf Wenzel und Hans-Jürgen Meißner, haben Infra-Tec-Energy ursprünglich gegründet. Im Dezember des vorigen Jahres erst kamen die Stadtwerke dazu, nachdem zunächst Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung und schließlich Betriebsrat zugestimmt hatten. Die Lohn- und Gehaltseinbußen sind nicht unerheblich, für Infra-Tec-Energy gelten die Tarifverträge des öffentlichen Dienstes nicht.
Die neue Firma operiert auf einem Geschäftsfeld, das relativ eng besetzt ist in Dessau - Fernwärminstallation zum Beispiel ist eine Sache für Spezialisten. So sehen die wenigen Mitbewerber eine Konkurrenz heranwachsen, die ihnen gegenüber bevorzugt werden könnte. Kleinschmidt versucht zu beruhigen: Infra-Tec-Energy müsse sich dem Wettbewerb stellen.
Und dies vor allem in Dessau. Ein Passus im Gesellschaftervertrag legt fest, dass die Aufträge, die das Unternehmen abwickelt, "im Interesse der Stadt Dessau stehen" müssen. Interesse der Stadt ist ein dehnbarer Begriff: Wird er als Einschränkung empfunden, um einer Firma, die indirekt doch der Stadt gehört, Fesseln anzulegen, damit sie nicht in anderen Orten wildern kann? Dass Stadtwerke sich allzu eifrig, vor allem über die Grenze ihres angestammten Gebietes hinaus betätigen, ist in Sachsen-Anhalt politisch nicht gewollt. Oder soll eher verhindert werden, dass Infra-Tec-Energy Aufträge von DVV-Konkurrenten übernimmt? Und die gibt es mit der Privatisierung der Telekommunikations- und Energiemärkte reichlich.
Sinn würde eine solcherart verklausierte Selbstbeschränkung durchaus machen - wenn nämlich irgendwann Infra-Tec-Energy mehr Aufgabenfelder (und mehr Personal) von der DVV zugewiesen bekäme. Was aber, siehe oben, aus heutiger Sicht kein Thema ist.