Unsichere Karnvelssaison Unsichere Karnvelssaison: Kein Helau am Rathaus - Corona stoppt großen Umzug

Dessau-Rosslau - „Aus heutiger Sicht kann es 2021 keinen Dessauer Karnevalsumzug geben.“ Das sagt Klaus Böttcher als Präsident des Festkomitees Dessauer Karneval zur Party am Sonntag vor Rosenmontag.
Corona zwingt Jubel, Trubel, Heiterkeit in die Knie - die Schutzmaßnahmen zur Virus-Eindämmung erlauben weder voll beladene Wagen noch dichtes Publikum am Straßenrand oder auf dem Marktplatz. Auch die im Umzug mitwirkenden Vereine hätten Sorgen um ihre Leute im Menschengetümmel. „Nicht, dass die tags darauf alle flach liegen.“
Noch stehe zwar das finale Gespräch mit der Stadt Dessau-Roßlau und dem Festkomitee aus, „aber ich kann mir unter jetzigen Bedingungen wirklich keinen bunten Zug durch die Straßen vorstellen.“
Fünfte Jahreszeit steht bevor - in fünf Wochen sollte es eigentlich los gehen
In genau fünf Wochen aber beginnt nach närrischer Zeitrechnung die „fünfte Jahreszeit“, wenn am 11.11. um 11.11 Uhr symbolisch die Rathäuser gestürmt und bis Aschermittwoch besetzt werden. Das ist Brauchtum seit Jahrhunderten, heiß geliebt von den einen und genervt verspottet von den anderen. Die Coronapandemie nun bringt weltweit die ewigen Wahrheiten ins Wanken: Die brasilianische Metropole Rio de Janeiro verschiebt ihr legendäres Samba-Straßenfest 2021 in bis dato unbekannte Zukunft.
Auch in Deutschland haben die Karneval-Hochburgen die Reißleine gezogen. Gleichermaßen in Ost und West. Wasungen, Köln oder Düsseldorf - die großen Umzüge werden entweder abgesagt oder drastisch eingeschrumpft. Zu groß das Risiko in Zeiten der anhaltenden Corona-Pandemie, heißt es. Schunkeln und Singen in großen Menschenmengen, Küsschen und Schnäpschen unter Unbekannten - ein Karneval wie in alten Zeiten ist in Pandemie-Zeiten nicht möglich.
Wie nun gehen die Narren und Jecken in Dessau-Roßlau mit dieser Situation um? Ist auch an Elbe und Mulde lange vor Aschermittwoch schon „alles vorbei“, noch bevor es richtig angefangen hat? So hatten die Narren von Wolkes Carneval Club WoCC am Wochenende mitgeteilt, dass es in der Session 2020/21 mit Rücksicht auf die Gesundheit von Gästen und Mitwirkenden keine öffentlichen Veranstaltungen gibt.
Vereine suchen kleinere, neue Formate in den Corona-Zeiten
Im kleinen Rahmen, vereinsintern und ohne Publikum setzt sich indes der Elferrat im Waldeser Carneval Club am 11. November stramm die „Kappen auf“ zur 48. Session im WCC. „Auch wenn wir noch nicht wissen, wie: Der Karneval findet natürlich statt, jedes Jahr wie Ostern und Weihnachten“, lässt WCC-Präsident Ralf Rätzer keinen Zweifel. Die Mitgliederversammlung habe ein passendes Motto gefunden, nämlich „Wie es kommt, so wird’s genommen!“. Bis Ende November wollen die Waldeser entscheiden, ob angesichts dann geltender Regeln der Sitzungskarneval im Stadtwerke-Saal stattfinden kann oder nur Veranstaltungen im kleineren Rahmen möglich sind.
Die Erste Große und älteste Dessauer Karnevalsgesellschaft Gelb/Rot von 1954 will ihre 67. Session nicht aufgeben. „Die Gruppen proben und trainieren und ich bin zuversichtlich, dass wir uns den neuen Bedingungen anpassen können“, ist Präsident René Kranhold überzeugt. Die Form werde kleiner, aber gut sortiert. Das Veranstaltungszentrum Golfpark hat ausreichend Platz.
Davon wiederum hat die Alte Turnhalle in Roßlau als Stammquartier des RKC keinen Überfluss. „Ob wir da regelkonforme Veranstaltungen hinbekommen, müssen wir bis November noch entscheiden“, sieht Präsident Mario Güth noch viele und große Fragezeichen. Die Tänzer, Sänger und Büttenredner arbeiten an ihren Programmen. Ihre 55. Session wollen die Narren am nördlichen Elbufer jedenfalls zünftig starten und am 11.11. die Rathausschlüssel erobern. (mz)