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Umweltamt Umweltamt: Faltblatt über Pflanzen die nicht hier hergehören

Von sylke kaufhold 07.10.2013, 15:25
Auch Knöterich sollte sich möglichst im Stadtgebiet nicht weiter ausbreiten.
Auch Knöterich sollte sich möglichst im Stadtgebiet nicht weiter ausbreiten. Korina Lizenz

dessau-rosslau/MZ - Sie sind hübsch anzusehen, blühen ausdauernd oder entwickeln schnell ein kräftiges grünes Kleid. Vom Springkraut, der Goldrute oder diversen Knötericharten ist die Rede. Sie alle sind in heimischen Gärten anzutreffen. Aber nicht nur. Zunehmend erobern sie die Natur. Und zwar so, dass keine andere Pflanze mehr wachsen kann. Genau dies ist das Problem, dem das städtische Umweltamt den Kampf angesagt hat. „Wir werden bedroht“, formulierte es Amtsleiterin Gabriele Kegler in einem Pressegespräch. „Nicht von Außerirdischen, sondern von pflanzlichen Invasoren, den sogenannten invasiven Neophyten.“ Oben genannte Pflanzen gehören zu dieser Gruppe.

Nun könnte man der Natur doch freien Lauf lassen, denn es ist doch nicht so schlimm, wenn in unserer Gegend etwas mehr Knöterich oder Schlingkraut wachsen? „Diese Pflanzen gefährden mit ihrem quasi unbegrenzten Wachstum nicht nur andere Pflanzen und damit die heimische Natur und Landschaft“, verneint Gabriele Kegler die Frage entschieden, „sondern sie können auch erhebliche Schäden an Flussufern, Deichen und Gebäuden verursachen.“ Der Riesen-Bärenklau beispielsweise gefährdet den Menschen direkt, dessen Berührung kann zu Verbrennungen führen.

Invasion im Stadtgebiet

Verteilt sind die invasiven Neophyten im gesamten Stadtgebiet, das drüsige Springkraut beispielsweise vorrangig in Flusstälern. „Wir müssen uns der Thematik annehmen und die Bürger sensibilisieren“, sagt die Amtsleiterin. Noch seien die Bestände so, dass es eine Chance gibt, sie einzudämmen. In vielen anderen Regionen, u.a. in Süddeutschland, sei nur noch ein teueres Management der riesigen Flächen möglich. „In zehn Jahren würde aber auch bei uns die Situation so sein.“

Die Faltblätter gibt es im Bürgerbüro, bei der DWG, dem Stadtverband der Kleingärtner, in den Vorortrathäusern sowie natürlich im Umweltamt. Die Fundmeldungen können telefonisch bzw. per E-Mail sowie online unter www.korina.info gemacht werden, weiterhin per KORINA-App oder auch ganz klassisch per Meldebogen (Faltblatt) in jeder Dienststelle der Stadt abgegeben werden.

Im Stadtgebiet von Dessau-Roßlau sind es vor allem vier Arten, von denen eine Gefahr ausgeht: Das sind der Staudenknöterich, das drüsige Springkraut, die Wasserpest, der Riesen-Bärenklau. Aber auch die Rot-Esche, die Späte Traubenkirsche und der Eschen-Ahorn sind zu nennen. „Das Schwierigste ist für uns, ein Bestandsbild zu erhalten“, sagt Christoph Otto, Sachbearbeiter für Artenschutz im städtischen Umweltamt. „Deshalb brauchen wir die Mithilfe der Bürger.“ Der Bestand besagter Pflanzen ändert sich schnell, da sie sich auf unterschiedlichen Wegen sehr schnell vermehren können.

Um Erkenntnisse über die Verbreitung zu erhalten und Informationen über Vorkommen, Schadenspotenzial und mögliche Ansatzpunkte der Eindämmung zu erhalten, hat das Umweltamt ein Faltblatt herausgegeben. Die Funddaten werden in Zusammenarbeit mit der Koordinationsstelle Invasive Neophyten in Schutzgebieten Sachsen-Anhalts beim Unabhängigen Institut für Umweltfragen aufgenommen. Das Faltblatt will über bislang dokumentierte Vorkommen informieren und soll zugleich als Fundmeldung einschließlich Karte Verwendung finden. „Wir bitten die Bürger uns mitzuteilen, wenn sie irgendwo im Stadtgebiet eine Häufung besagter Neophyten entdeckt haben“, so beschreibt Christoph Otto.

Knöterich beliebt im Garten

Das kann übrigens auch im heimischen Garten sein. Denn Knöterich werde in Kleingärten oft gepflanzt, weil er schnell wächst und grünt. Er begnügt sich aber nicht mit dem Platz im Garten, sondern wuchert aus in die benachbarte Landschaft. So geschehen in den jetzt abgerissenen Kleingartenanlagen in Nord. „Die Entsorgung sollte in der Biotonne erfolgen, auf keinen Fall im heimischen Kompost“, macht Gabriele Kegler aufmerksam. Für die Bekämpfung rät die Amtsleiterin, den fachlichen Rat des Amtes einzuholen. „Denn das ist nicht einfach und bedarf besonderer Methoden.“

Die Kleingartenvereine sind wichtige Zielgruppe, aber ebenso die DWG, die bei Abrissarbeiten und Erdaushub für die Verbreitung sorgt. Denn es sind zumeist unbewusste Handlungen direkt vor der Haustür, die die Büchse der Pandora öffnen und einer Ausbreitung den Weg bahnen. Pflanzung der Arten in Gärten und Anlagen, das Kompostieren von Gartenabfällen an Rändern der umgebenden Landschaft können der Anfang einer verhängnisvollen Kette der Ausbreitung sein. Selbst das Transportieren von kontaminiertem Erdaushub oder von ungereinigten Werkzeugen (nach der Arbeit mit diesen Arten) ist ein Spiel mit dem Feuer.

Schön schaut es aus, das Drüsige Springkraut. Doch es gehört nicht in die Region.
Schön schaut es aus, das Drüsige Springkraut. Doch es gehört nicht in die Region.
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