Umwelt Umwelt: Grüne Ideen für Anhalt

Dessau - Malen mit der Sonne – oder besser gesagt durch jene. Ist das Kunst oder schon eine zukünftige Form der Nutzung erneuerbarer Energien?
„Beides“, sagt Alexandra Centmayer, die Teil des Künstlerduos „sunWorks“ ist. Gemeinsam mit dem Solarpädagogen Rolf Behringer hat sie im letzten Jahr einen „Zeichenroboter“ entwickelt – betrieben allein durch Sonnenenergie. Bestehend aus einer Solarzelle, einem kleinen Motor als Antrieb, sowie vier schwarzen Filzstiften, die das kleine Technikwunder zur Fortbewegung nutzt, dokumentieren seine stündlichen Solarzeichnungen die Sonnenintensität eines Tages. „Auf diese Weise kann man erneuerbare Energien sinnlich erfahrbar machen“, meint die Künstlerin aus Freiburg im Breisgau. „Die Kunst bietet einfach einen ganz anderen Zugang.“
Erst im Januar dieses Jahres gründeten 19 Mitglieder den Verein der „Energieavantgarde Anhalt“. Sowohl Privatpersonen, als auch Vereine und Vertreter aus der regionalen Wirtschaft arbeiten für den Einsatz erneuerbarer Energien sowie für Energieeinsparung.
„Bundesweit ist dies ein einmaliges Projekt“, sagt Mitglied Rolf Hennig. „Auch Bürger haben Gelegenheit, aktiv ihre Interessen einzubringen, um sich ohne Missverständnisse an der Energiewende zu beteiligen“, so Hennig. Die Zusammenarbeit mit der Politik, aber auch vielen Partnern in der Region sei entscheidend. Neben der Stiftung Bauhaus, der Landesenergieagentur Sachsen-Anhalt, sowie weiteren Unterstützern vor Ort, stoße man mit der RWE- Stiftung auch deutschlandweit auf positive Resonanz.
„Tag der Energieavantgarde“
Am Sonnabendnachmittag stand dieser aber nicht nur bei den innovativen Zeichnungen, sondern auch bei knapp 20 weiteren Unternehmen, Institutionen und Vereinen aus der Region im Mittelpunkt. Im Rahmen des „Tages der Energieavantgarde“ lockten jene mit ihren ökologischen Projekten und Angeboten interessierte Dessau-Roßlauer zur ersten Energiemesse ans Bauhaus. „Gerade die breite Vielfalt macht deutlich, dass in unserer Region ein großes Potenzial beim Thema erneuerbarer Energien steckt“, sagt Babette Scurrell vom Verein „Energieavantgarde Anhalt“. Dessen erklärtes Ziel ist eindeutig. „Wir wollen zeigen, wie viele handhabbare Möglichkeiten es für wirklich jeden gibt, sich an der Energiewende zu beteiligen.“
Vom Solargrill über urbane Windkraft- und klassische Solaranlagen bis hin zum Elektroauto – die Umweltideen der Aussteller ließen kaum Wünsche offen. Doch auch Energieversorger, wie die Stadtwerke, beteiligten sich. Dort arbeite man schon lange durch Biogasanlagen und die effektive Produktion von Wärme und Strom im eigenen Kraftwerk aktiv an der Energiewende mit, sagt Mark Müller von der DVV, die seit der Gründung Partner der Energieavantgarde ist. „Wir müssen das Projekt als Chance nutzen, um die Region Anhalt zum großen Testlabor für den totalen Umstieg auf neue Energieformen zu machen.“
Verein baut auf Brachflächen Gemüse an
Davon ist auch Daniel Hannemann überzeugt. Seit gut einem Jahr produziert er mit seinem Wittenberger Start-up-Unternehmen „Tesvolt“ Energiespeicher – als nahezu einziger in der Region. „Für Wind- oder Solaranlagen sind diese heutzutage unverzichtbar, um zum Beispiel auch nachts oder in windstillen Zeiten Strom nutzen zu können.“ Meist sei Verbrauchern diese Technik aber noch nicht vertraut, sagt Hannemann, der seine Branche im stetigen Wachstum sieht. Jenes kann auch Ronny Barche vom Dessauer Autohaus Heise feststellen. „Die Nachfrage nach Elektroautos wird bei uns immer größer.“ Allerdings gebe es oft Vorurteile. „Viele Interessenten sind überrascht, dass es sich um normale, alltagstaugliche Fahrzeuge handelt.“ Das Fahrgefühl hingegen sei „ganz anders“, da vollkommen geräuschlos, erklärt Barche. Bei einer Probefahrt konnten sich begeisterte Autofahrer davon einen Eindruck verschaffen. Doch auch weniger technische Alternativen fanden Anklang. „Mit Lebensmitteln aus lokalem Anbau können wir viel Energie einsparen“, ist sich Jan Zimmermann von der „Urbanen Farm“ in Dessau sicher. Seit 2013 baut der Verein auf Brachflächen in der Stadt Gemüse an, wobei der Ertrag eher nebensächlich sei. „Uns geht es mehr um ein nachhaltigeres Energie- und Umweltbewusstsein.“
Die Resonanz bei den Besuchern zeigt sich an diesem Sonnabend durchweg positiv. „Das Thema des Energiewandels betrifft uns alle, deshalb ist es wichtig, die Menschen immer wieder durch Ideen und Engagement zu bestärken“, sagt Jutta Hartmann. Auch der Veranstaltungsort ist ihrer Meinung nach gut gewählt. „Schließlich war die Bauhaus-Idee schon immer zukunftsweisend.“ Dem schließt sich auch Karl-Heinz Petschel an. Extra aus Aken ist er zur Messe gekommen – mit dem Rad versteht sich. (mz)
