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Umgang mit kapriziösen Schönen

Von Stefanie Hommers 03.06.2007, 15:23

Rodleben/MZ. - Man hätte meinen können, die Vierbeiner seien eigenes zur 700-Jahr-Feier von Rodleben im Festtagskleid erschienen.

Doch der runde Orts-Geburtstag war erst in zweiter Linie für den Augenschmaus verantwortlich. Der frisch fusionierte Pferdezuchtverband Brandenburg-Anhalt hatte die Landesmeisterschaften der Jungzüchter im Zuchtbezirk Sachsen-Anhalt zwar ganz bewusst anlässlich des Jubiläums nach Rodleben gelegt, doch das Outfit der Pferde war Teil der Präsentation. Und so widmeten sich bereits am frühen Morgen 33 meist weibliche Teilnehmer der optimalen Optik.

In drei Altersklassen traten die Wettbewerber gegeneinander an: Während die jüngsten Zuchtfreunde im Alter zwischen sechs und 13 Jahren noch das eigene Tier striegeln und einflechten durften, mussten die 14- bis 18-Jährigen sowie die Teilnehmer der Altersgruppe von 19 bis 25 Jahren sich mit fremden Vierbeinen auseinander setzen; per Auslosung wurden den Jungzüchtern die Pferde zugeordnet.

Seit zwei Jahren sei dieses auf Bundesebene schon lange übliche Verfahren auch bei Landeswettbewerben Usus, sagte Richter Thomas Francke, "das gewährleistet eine objektivere Auswahl." Für die Wettbewerbsteilnehmer bedeutete es indes eine zusätzliche Herausforderung, sich auf Temperament und Charakter eines nicht vertrauten Tieres einzustellen, zumal sich manches Pferd durchaus kapriziös gebärdete.

Antje Wienecke konnte das allerdings nicht aus der Bahn werfen. Mit Chanel hatte die 19-Jährige zwar einen recht schwierigen Kandidaten zu präsentieren, doch die Deutsche Meisterin des Jahres 2005 bestand ihre Aufgabe sehr souverän.

Auch wenn sie selbst nicht völlig zufrieden war ("besser geht's immer"), gab es lobende Kommentare von der Richterbank: Mit ruhiger Zügelführung und nachgiebiger Hand habe die junge Frau aus Brüchau die widersetzliche Stute optimal geführt, so Jörg Kotenbeutel, "eine tolle Leistung."

Der Richter aus Brandenburger hielt bei den Landesmeisterschaften zusammen mit seinem anhaltischen Kollegen Francke schon einmal unauffällig Ausschau nach geeigneten Kandidaten für die Teilnahme an der deutschen Meisterschaft. Einig waren sich die passionierten Zuchtfreunde, dass in Rodleben ein recht starkes Feld versammelt war. "Da steckt noch viel Potenzial drin", urteilte Kotenbeutel zufrieden, "dieser Nachwuchs ist ungeheuer wichtig für die Pferdezucht."

Neben dem praktischen Teil mit Herausbringen, Aufstellen und Vorführen des Pferdes auf der Dreiecksbahn beinhaltete der Leistungsvergleich einen Beurteilungswettbewerb für die Altersgruppen zwei und drei sowie eine theoretische Prüfung.

Und die hatte es durchaus in sich, fand nicht nur Marianne Schulz. Die 13-Jährige aus Bad Schmiedeberg musste, wie ihre Mitstreiterinnen, nicht allein allgemeine Fragen zu Zucht und Abstammung beantworten, sondern auch Ergebnisse wichtiger Derbys kennen.

"Was in den Büchern steht, wissen sie alle, aber solch aktuelle Fragen können einen schon mal aus der Bahn werfen", bestätigte Gabriele Liermann vom Reit- und Therapiezentrum Rodleben.

Diejenigen Wettbewerber, die in allen Prüfungsbereichen die Nase vorn hatten, versammelten sich am Nachmittag auf der Bühne des Festplatzes zur Siegerehrung.

Bei den jüngsten Zuchtfreunden siegte Theresa Jürges aus Altensalzwedel vor Marianne Schulz aus Bad Schmiedeberg; bei den 14-18-Jährigen konnte sich Anna Lohpens aus Köckte durchsetzen, Janine Mahlo aus Zerbst und Juliane Semmler aus Roßlau belegten die Plätze sieben und acht.