Folgen der Pandemie Über 300 Minijobs sind während Pandemie in Dessau-Roßlau verloren gegangen

Dessau/MZ - In der Corona-Pandemie ist die Zahl der Minijobs in Dessau-Roßlau deutlich zurückgegangen. Das berichtet die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG), deren Mitglieder in der Gastronomie besonders häufig einen 450-Euro-Job angenommen haben.
„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie“
Mitte vergangenen Jahres gab es in der Stadt demnach rund 3.100 Stellen auf 450-Euro-Basis. Das sind 340 weniger als zwei Jahre zuvor und ein Rückgang um zehn Prozent. Besonders betroffen sei das Gastgewerbe: Hier gingen im genannten Zeitraum allein 150 Minijobs verloren - ein Einbruch von 25 Prozent. Die NGG beruft sich bei ihrem Bericht auf Zahlen der Bundesagentur für Arbeit.
„450-Euro-Kräfte zählen zu den Hauptverlierern der Pandemie. Von der Küchenhilfe im Restaurant bis zur Verkäuferin an der Bäckereitheke - viele Minijobber leben in ständiger Angst, gekündigt zu werden. Dabei haben sie weder Anspruch auf das Arbeitslosen- noch auf das Kurzarbeitergeld“, kritisiert Jörg Most, Geschäftsführer der NGG-Region Leipzig-Halle-Dessau.
Der Gewerkschafter warnt davor, dass künftig noch mehr Menschen in solche unsicheren Jobs abrutschen könnten und damit zu prekären Bedingungen arbeiten müssten. „Wenn die Bundesregierung die Verdienstgrenze bei den Minijobs anhebt, dann dürfte das viele reguläre Arbeitsplätze verdrängen. Für die Betroffenen, zu einem Großteil Frauen, wird das zur Karrierefalle. Und spätestens im Alter ist Armut vorprogrammiert“, so Most.
Kritik an geplanter Gesetzesänderung für Minijobber
Nach den Plänen der Ampel-Koalition sollen Minijobber künftig 520 statt wie bislang 450 Euro im Monat verdienen können. Den entsprechenden Gesetzentwurf, über den der Bundestag noch im Frühjahr beraten wird, kritisiert die Gewerkschaft scharf: „Die Politik baut prekäre und krisenanfällige Stellen weiter aus, statt sie einzudämmen. Das ist ein Irrweg – gerade nach den Erfahrungen mit Corona“, so Most.
Die NGG verweist auf den Koalitionsvertrag. Darin schrieben SPD, Grüne und FDP, es müsse verhindert werden, „dass Minijobs als Ersatz für reguläre Arbeitsverhältnisse missbraucht oder zur Teilzeitfalle werden“. Abhilfe könne langfristig nur eine grundlegende Reform schaffen: Für Minijobs müsse bereits ab dem ersten Euro die Sozialversicherungspflicht gelten. Erst wenn Sozialabgaben, Kranken-, Pflege- und Rentenversicherungsbeiträge gezahlt würden, könnten Beschäftigte wirksam geschützt werden.