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Tuningtreffen "Status: tief" in Dessau Tuningtreffen "Status: tief" in Dessau: PS-Junkies beweisen Herz

Von Thomas Steinberg 25.04.2018, 14:01
Martin Berger mit seinem VW Käfer, Jahrgang 1973.
Martin Berger mit seinem VW Käfer, Jahrgang 1973. Thomas Steinberg

Dessau - Das Auto scheint auf dem Asphalt zu kleben. Der graue VW Käfer fällt auf neben mehr oder minder neuen BMW oder Audi, obwohl in vielen der Autos zig tausende Euro und jede Menge Arbeit stecken, um sie schicker und stärker zu machen als das Original. Willkommen bei „Status: tief“, einem Treffen der Autotuner aus der Region auf dem Parkplatz vor dem Mildenseer Kaufland.

„Neue Autos kann jeder. Mir ist das zu langweilig.“ Sagt Martin Berger, Ende 20 und aus Wolfen. Vor zehn Jahren hat er den Käfer mit Baujahr 1973 gekauft. „Mein erstes Auto.“ Seitdem bastelt Berger unentwegt an dem automobilen Klassiker, verschönert ihn, trimmt ihn auf klassisch-amerikanisch. Jetzt, mit abgesenktem Fahrwerk, klebt der Wagen so dicht am Pflaster, dass er eher einer Wanze als einem Käfer gleicht.

Veranstalter des „Status: tief“: Sämtliche Einnahmen gehen an krebskranke Kinder und Hospizeinrichtungen

Zum sechsten Mal haben sich am Wochenende einige hundert Besitzer aufwendig aufgebrezelter Fahrzeuge zum „Status: tief“ getroffen. Die Idee zur Veranstaltung war Kevin Zimmer und René Kaiser einst bei der Sonntagsbierrunde gekommen. Weil sie selbst getunte Passat, A4 und T5 fahren, weil es kein Treffen in Dessau gab und weil sie etwas anders machen wollten als andere Veranstalter: „Wir stecken die Einnahmen nicht in die eigene Tasche“, sagt Zimmer. Das Geld wird gespendet für krebskranke Kinder und Hospizeinrichtungen. Insgesamt sind so in den vergangenen Jahren schon mehr als 20.000 Euro für gute Zwecke geflossen.

Kummer ist Felix Schmidt gewohnt. Derzeit muss er bloß die Nachrichten anschalten – wieder einmal gibt es nur schlechte Nachrichten zu Opel. Schmidt ist ein Außenseiter in der Tunerszene mit seinem Vectra C aus dem Jahr 2004. Der Wagen hat stolze 300.000 Kilometer runter. Wer die auffälligen Umbauten ignoriert, könnte das Fahrzeug für fabrikneu halten. „Ich hab alles umgebaut, was umzubauen ist“, sagt Schmidt.

Tuning: die perfekte Geldvernichtungsmethode?

Ob Schaltknauf, Sitze, schwarzer Dachhimmel, seitliche Leuchten an den Kotflügeln, Überrollkäfig, Meilentacho. Nur die Spurverbreiterung hat er in einer Werkstatt machen lassen. Gekostet hat ihn das viele Tausende. Wirtschaftlich betrachtet kann Tuning zur perfekten Geldvernichtungsmethode werden. Vielleicht 2.000 Euro, schätzt Schmidt, würde er für seinen Wagen noch bekommen. Der Grund: „Opel ist bei Tunern nicht beliebt, der Marke haftet das Image der Rostlaube an.“

Ein paar Meter weiter steht tatsächlich eine solche. „Alter, von außen sieht der aus wie eine Ratte – aber schau mal rein“, begeistert sich ein junger Kerl. Die Karosserie des 51er Ford F1 Pickup ist Original, ansonsten aber kaum noch etwas. Unter der Motorhaube sitzt ein 400-PS-Aggregat, der Wagen lässt sich so tief absenken, dass die Trittbretter aufsitzen.

„Wagner Tuning“: Roßlauer Unternehmen ist beim Dessauer Tuningtreffen Sponsor

Carsten Wagner hat das Show-Fahrzeug nach Deutschland geholt. „Den haben wir in den USA umrüsten lassen.“ Von Roßlau aus ist seine Firma „Wagner Tuning“, die auf Kleinserien von Hochleistungskühlern spezialisiert ist, einst nach Kalifornien expandiert, demnächst soll in Texas eine Niederlassung eröffnen. „Eigentlich gehen wir nicht auf so kleine Events.“ „Wagner Tuning“ ist eher auf den ganz großen Messen zu finden - und das weltweit. „Aber das hier ist halt lokal und wir sind Sponsor.“

Gleich neben dem Ford steht der vielleicht wildeste Umbau eines Fahrzeugs und das vermutlich älteste des Nachmittags: ein Durant von 1928.

Mit der hoch aufragenden Familienkutsche von einst hat Martin Raths Hot Rod allerdings rein gar nichts mehr zu tun. Das Fahrzeug ist geschätzt 1,25 Meter flach, der chromglänzende Motor liegt offen, die breiten Räder stehen frei. Trotzdem hat der Wagen eine Straßenzulassung? Rath grinst: „Im Jahr 1928 waren Kotflügel noch nicht vorgeschrieben.“ (mz)

Viele VW reihten sich am Sonntag auf dem Kaufland-Parkplatz aneinander.
Viele VW reihten sich am Sonntag auf dem Kaufland-Parkplatz aneinander.
Thomas Steinberg
Nur 1,25 Meter flach: ein Durant von 1928.
Nur 1,25 Meter flach: ein Durant von 1928.
Thomas Steinberg
Stolz wurden besondere Autos präsentiert.
Stolz wurden besondere Autos präsentiert.
Thomas Steinberg