Trinkhalle : Trinkhalle in Dessau: Der perfekte Zwischenstopp an Meisterhäusern für Touristen

Dessau - „Keine Ahnung, dass das eine Trinkhalle ist.“ Karen Koschnick und Prodrag Borajevic staunen. Gerade sind die Dresdener vom Bauhaus gekommen, wollen zu den Meisterhäusern weiter und machen einen Zwischenstopp am Kreisverkehr.

Hier verdeckt die Mauer noch die Sicht auf die Meisterhäuser, aber eine einladende Öffnung tut sich auf - hinter der am Sonnabend Christian Treffler steht. In Mies van der Rohes Trinkhalle. Die 1962 abgerissen worden war und erst 2014 mit der Reparatur des Gropiushauses wieder erstand.

Zu Klee und Kandinskys Zeiten, erzählt er, gab es hier Milch. Später einen Kiosk, von dem ihm noch etliche alte Dessauer erzählen, vor allem von der roten und grünen Limonade, die es einst gab. „Die haben wir jetzt auch. Aus dem Fläming“, lacht Treffler. „Wir haben aber auch unsere eigenen Limonaden.“

Hausgemacht von Laura Spann. Beide, Treffler und Spann, haben in Dessau Design studiert. Seit sechs Wochen, seit die Trinkhalle wieder zum Verweilen einlädt, sind sie donnerstags bis sonntags von 12 bis 18 Uhr für die Besucher da. Und haben eben mehr als nur „den besten Kaffee der Stadt“.

Auch Limonaden, Süßigkeiten, kalte Suppen an heißen Tagen, warme Pastas an kalten Tagen und Bäckerei Schiekes Prasselkuchen. Doch das wird nicht wortlos über die Theke gereicht, Treffler ist ein Geschichtenerzähler. Und auch eine Tourist-Information. „Wo geht es hier zu den Meisterhäusern?“ ist die ihm am meisten gestellte Frage.

„Ich bin seit 40 Jahren Architekt und das erste Mal am Bauhaus“, scheint Rainer Seelbach das selber nicht zu verstehen. Er genießt in der Mittagssonne seinen Kaffee, bevor er weitergeht zur Führung durchs Bauhaus.

Bauhaus und Meisterhäuser sind auch der Grund, warum Martha und Elisa mit ihren Männern Radek und Piotr und den Kindern Julia, Maria, Leon und Miki in Dessau sind. In Italien waren die Polen im Urlaub. Und auf der Heimreise, war Radeks Wunsch, sollten sie unbedingt hier einen Stopp machen. „Er wäre so gerne Architekt“, lachen die Frauen und machen es sich in Gropius Garten gemütlich.

Dass noch mehr Besucher den Garten entdecken, der selbst an heißen Tagen unter den Kiefern angenehm Kühle und Schatten spendet, wünscht sich Jörg Klambt. Der Chef des Design-Shops am Bauhaus ist auch Trinkhallen-Chef. Mit der Picknickdecke könnte man sich hier hinsetzen. Klambt überlegt auch einen Liegestuhlverleih. Und wenn man im Garten etwas bestellen möchte? „Da ist eine Klingel“, sagt Treffler. Alles kein Problem.

In der Trinkhalle selber wird es langsam eng. Das kulinarische Angebot wurde peu á peu erweitert. Als nächstes auch kommt Eis - von Paletas aus Berlin. „Wir reagieren auf Nachfrage“, sagt Klambt und freut sich, dass die Trinkhalle sich so gut entwickelt. Auch manch Stammkunden gibt es schon.

Am Nachmittag ist der Kiosk für André Schlecht-Pesé mit Claudia Brinkel und ihrer Freundin Ulrike Ranft ein „perfekter Ausflugszwischenstopp“ beim Verdauungsspaziergang vom Kornhaus zum Bauhaus. Woher sie kommen? „Aus Dessau“, lacht Schlecht-Pesé, der Mitarbeiter der Hochschule Anhalt ist. Freundin Uli kommt aus Bochum, lebte acht Jahre in Wien und hatte zuvor in Dessau studiert. „Ich komme immer wieder“, lacht sie. Und der Kaffee hier, der sei wirklich gut. (mz)