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Trennung von Karsten Kuschel Trennung von Karsten Kuschel: Im Sinne aller Beteiligten

Von felix zilke 24.11.2015, 19:18
Andreas Schmohl (links) folgt zusammen mit Torsten Pätzold auf Karsten Kuschel (Mitte).
Andreas Schmohl (links) folgt zusammen mit Torsten Pätzold auf Karsten Kuschel (Mitte). Hartmut Bösener Lizenz

dessau - Wie immer holte Karsten Kuschel nach den absolvierten 90 Minuten seine Mannschaft zusammen. Nach der 1:6-Heimpleite gegen Möhlau am vergangenen Wochenende aber zum letzten Mal. Denn Kuschel verkündete der Mannschaft, dass er als Trainer des ESV Lok zurücktritt.

Ziel von Andreas Schmohl ist es bis zur Winterpause, vor allem im Heimspiel gegen Aken zu punkten. Nur drei Zähler trennen beide Teams. „Die Automatismen müssen wieder kommen, die Köpfe frei werden“, gibt Andreas Schmohl aber als Hauptaugenmerk aus.

Da diese Entscheidung unmittelbar nach der Enttäuschung und aus der Emotion heraus gefällt wurde, erklärte sich Kuschel im Gespräch mit dem Lok-Vorstand dazu bereit, eine Nacht darüber zu schlafen. Am Montag aber dann einigten sich beide Parteien endgültig. „Mein Entschluss stand eigentlich fest“, erklärte Kuschel, „aber ich hätte mich auch noch breitschlagen lassen, weiter zu machen.“ Am Ende ist die Trennung wohl die beste Lösung für alle Beteiligten. „Ich bin ausgelaugt, über Wochen und Monate immer wieder zu motivieren“, sagte der Ex-Trainer, „ich habe keine Zukunft mehr gesehen.“ Auch Abteilungsleiter Marko Fehler sieht in dem Entschluss die Optimallösung für alle. „Er hat die Entscheidung auch im Sinne des Vereins gefällt“, ist sich Fehler sicher. Dabei fällt der Vergleich zu Borussia Mönchengladbach und Lucien Favre ein - der auch Platz machen wollte. Es kam André Schubert und Gladbach startete eine Erfolgsserie. Kann das der ESV Lok auch?

Es wird schwer, zumal sich Kuschel und Fehler über einen Umstand absolut einig sind. „Wenn viele Granaten den Verein kurzfristig verlassen, dann wird es sehr schwer“, meint Fehler damit die Abgänge von Baßin, Schulze und Bohmeyer vor der Saison. „Diese Lücke konnten wir nicht schließen“, sagt auch Kuschel.

Zudem kommt für die Kicker vom Dietrichshain in dieser Saison viel Pech hinzu. „Es fehlt nicht nur die Qualität, sondern auch die Quantität“, sagte Fehler. „Ich konnte nicht ein Spiel mit der Mannschaft bestreiten, wie ich das am liebsten getan hätte“, so Kuschel. Vor allem der langwierige Ausfall von Abwehrchef Jens Stephan tut der Mannschaft sehr weh. Er ist einer, der die nötige Einstellung vorlebt. Oft hatte man den Eindruck, dass nicht allen im Team des ESV Lok der Ernst der Lage im Abstiegskampf bekannt war. „Das kann ich auch so sagen, einige wissen nicht, was Landesklasse bedeutet“, wollte Kuschel seinen Spielern aber auch keinen Vorwurf machen, „weil es viele einfach nicht kennen. Im Training waren sie diszipliniert, aber im Spiel nicht.“

Am Ende versuchte der Ex-Coach viel, vielleicht zu viel. „Da nehme ich die Schuld auf mich“, erklärte Kuschel nach der 1:6-Pleite, „da habe ich vielleicht eine falsche Taktik gewählt.“ Das ist auch Jens Stephan aufgefallen: „Am Ende hat er sich mit den Aufstellungen vielleicht verzockt.“ Doch auch der Abwehrspieler will dem Trainer keinen Vorwurf machen. „Das Training war immer gut, intensiv, daran kann es nicht gelegen haben“, sagte der ehemalige Co-Trainer Andreas Schmohl.

Er wird zusammen mit Torsten Pätzold ab sofort die Geschicke bei den Eisenbahnern an der Seitenlinie leiten. „Er ist einer, dem die Spieler mit seiner Erfahrung Respekt entgegen bringen“, sagt Schmohl über seinen Kollegen, „er war bei jedem Heimspiel, kennt die Mannschaft und weiß, was los ist.“ Sicherlich auch ein Grund warum sich der Vorstand für diese Variante entschieden hat. „Wir erhoffen uns, damit neue Impulse zu setzen“, erklärt Fehler. Auch die Mannschaft setzt die Hoffnung darauf. „Pätzold kann uns mit seiner Erfahrung und Strenge als Trainer sicher weiterbringen“, sagt Stephan. Bisher ist die Zusammenarbeit mit Pätzold und Schmohl definitiv bis zum Saisonende ausgerichtet. „Wir haben ihnen den Druck genommen“, beruhigt Fehler, „wenn es fruchtet, werden wir uns im Frühjahr zusammensetzen.“ Insbesondere er hofft, dass dadurch ein Ruck durch die Mannschaft geht. Manchmal benötigt es nur ein Erfolgserlebnis, damit der Knoten platzt. „Es sind nur vier Punkte“, sagt Schmohl zuversichtlich, „es ist noch alles machbar.“

Dass das gelingt, hofft auch Ex-Trainer Kuschel: „Es war für mich eine Ehre, diesen Traditionsverein zu coachen, ich war immer gern hier und wünsche dem Verein alles Gute für die Zukunft.“ (mz)