Travestie in Bernburg Travestie in Bernburg: Zauberwort wirkt wie magnetischer Kraftsauger
Bernburg/MZ/je. - Alle Jahre wieder kommt die beliebte Revue der "grellen Damen" nach Bernburg. Sie füllte am Sonnabend problemlos den großen Saal des Kurhauses bis auf den letzten Platz.
Wegen des Zuspruchs für diese Veranstaltung wurden kurzerhand noch weitere Stühle aufgestellt.
Damit bestätigte sich wieder einmal: Travestie wirkt wie ein Magnet auf sein Publikum in allen Altersstufen. Außerdem muss man dieser Revue bestätigen, dass die Qualität stimmt.
Wieder hervorragend gestaltet waren die Kostüme der Damen, die damit an die Traditionen der Kostümierungen der französischen Revuetheater in Paris erinnern, wenn auch die Zahl der Mitwirkenden geringer war. Aber diese fünf Interpreten waren jeder für sich in diesem Metier Spitze.
Schon die einleitenden Plaudereien von Leslie Anderson waren Volltreffer, die die Stimmung im Publikum sofort hoben. Wenn auch verschiedene Auslassungen nicht ganz jugendfrei waren, so blieben diese seyuellen Anspielungen immer im Rahmen - ebenfalls ein Novum zum Besseren im Programm. Leslie meinte zu diesem Thema treffend, dass die moralische Entrüstung der Heiligenschein der Scheinheiligen sei.
Aber Leslie konnte nicht nur hervorragend Histörchen erzählen, sondern auch singen, und sie sang live. Ebenfalls live sang Miss Grizelda, die aus Manila stammt. Als Stimmwunder beherrscht sie vier Oktaven - eine unglaubliche Leistung für eine Männerstimme. Aber nicht nur die Stimmen waren neben den Kostümen Sonderklasse.
Auch die schlanken Figuren, die von vielen der anwesenden Frauen - die überwiegende Mehrheit der Besucher war zweifelsfrei weiblichen Geschlechts - mit Neid betrachtet wurden.
Dazu Beine, die für jede Strumpfreklame verwendbar waren. Etwas abweichend von der schlanken Figur präsentierte sich Johnny Boy, ein negroider Typ, der eine täuschend ähnliche Tina Turner interpretierte und auch als Josefine Baker in ihren älteren Jahren auftrat.
Für starken Humor sorgte Luise, die mit Figur verstärkenden "Anbauten" als Unschuld vom Lande und als Schlampe mit ihren Sprüchen die Lachmuskeln der Zuschauer ununterbrochen strapazierte.