Ein Leben für die Kamera Trauer im Rathaus - Dessaus Stadtfotograf Bernd Helbig ist im Alter von 80 Jahren verstorben
Stadtfotograf Bernd Helbig ist mit 80 Jahren gestorben. In seinen Fotos für die Bildsammlung des Stadtarchivs wird er weiterleben.

Dessau/MZ - Für ein gutes Foto kletterte Bernd Helbig auch mal auf eine Leiter oder klingelte bei Mietern, deren Fenster einen guten Überblick auf das Geschehen versprach. Mit seinem Fahrrad und seiner Kamera gehörte er viele Jahre zum Stadtbild. Er war da, wenn es etwas zu fotografieren gab. Egal, ob großes Event, Sportveranstaltung, offizieller Stadttermin. Bernd Helbig war Dessaus Stadtfotograf, bis ihn im Jahr 2004 eine schwere Krankheit stoppte und zwang, die Kamera aus der Hand zu legen. Am 7. Dezember ist er im Alter von 80 Jahren gestorben.
Vergessen wird er aber nicht sein. „Er wird nicht nur in den Erinnerungen seiner ehemaligen Kollegen weiterhin wärmstens und voll Dankbarkeit präsent sein, sondern in seinen Fotos, Negativen und Dias weiterleben, die in der Bildsammlung des Stadtarchivs vorhanden sind und rege genutzt werden“, sagt Frank Kreißler, der als Leiter des Stadtarchivs viele Jahre der Vorgesetzte von Bernd Helbig war.
Bernd Helbig begann im Oktober 1991 im Rahmen einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme seine Tätigkeit als Fotograf im Stadtarchiv Dessau und wurde im August 1992 dort fest angestellt. Er war verantwortlich für die fotografische bzw. Bilddokumentation wichtiger Ereignisse und Veränderungen in der Stadt, für die Anfertigung von Reproarbeiten und die Betreuung der umfangreichen und ständig wachsenden Foto-, Film- und Negativsammlung des Stadtarchivs. Schon lange vorher stellte er Aufnahmen für das Stadtarchiv zur Verfügung oder fertige sie im Auftrag der damaligen Leiterin des Stadtarchivs, Ulla Jablonowski. Dank ihm verfügt die Stadt zum Beispiel über eine umfangreiche Dokumentation der Wendeereignisse 1989/90.

Bei seinen Kollegen im Stadtarchiv war Bernd Helbig beliebt. „Alle haben sehr gern mit ihm zusammengearbeitet“, sagt Frank Kreißler. „Er war immer hilfsbereit und immer da, wenn er gebraucht wurde.“
Das hat auch Hans-Georg Otto in seiner Zeit als Oberbürgermeister so empfunden. „Ich habe ihn sehr geschätzt als unheimlich engagierten Mann, der für die Dokumentation Dessaus gelebt hat“, sagt das ehemalige Stadtoberhaupt. Helbig habe seine Fotos immer und überall gemacht, ohne viel Aufhebens darum.
Das Fotografieren war sein Leben. Auch für die „Freiheit“ und spätere „MZ“ war Bernd Helbig im Einsatz, insbesondere bei Sportveranstaltungen. Aber auch außerhalb der Sportplätze zog es ihn stets in seine Stadt, um Neues und Ungewöhnliches, aber auch das Alltägliche mit seiner Kamera aufzuspüren. Das tat er, wenn es sein musste, spätabends, an Wochenenden, an Feiertagen und auch im Urlaub.
Und wenn er sich in den Kopf gesetzt hatte, ein wichtiges Motiv in die Kamera zu bekommen, dann habe er es mit Freundlichkeit, Beharrlichkeit und Chuzpe (fast) immer geschafft, berichtet Kreißler schmunzelnd. „Manchmal hatte man den Eindruck, dass er das Objekt seiner fotografischen Begehrlichkeit von allen Seiten gleichzeitig ins Bild setzte - von hinten, vorn, oben, unten.“
Mit seinem Fahrrad war Bernd Helbig eigentlich überall in der Stadt schnell zur Stelle. Geärgert aber hatte ihn, dass ihm der Drahtesel so manches mal gestohlen wurde. Für einen Menschen, der sehr auf Gerechtigkeit und Korrektheit bedacht war, war das unverständlich.