Traditionspflege Traditionspflege: Schlesierlied und Europafahne
Roßlau/MZ. - Rund 150 Roßlauer sowie Gäste aus Coswig, Zerbst, Köthen und Elsnigk waren der Einladung des Vereins gefolgt und freuten sich auf einen unterhaltsamen Sonntagnachmittag. Dazu gehörte auch politische Lokalprominenz, so der ehemalige Landrat Gerhard Michaelis, der derzeitige Landrad Holger Hövelmann und der Roßlauer Bürgermeister und Ehrenmitglied Klemens Koschig.
Pünktlichkeit ist eine Zier, das gilt auch bei den Schlesiern, und so begann das Programm Punkt 14 Uhr mit dem Einmarsch der Folkloregruppe in ihren Trachtenkostümen. Die Schlesierfahne, das Banner und eine blaue Europafahne ergänzten das bunte Bild. Zum Auftakt erklang das Schlesierlied, das gleich der ganze Saal mitsang. Gelernt ist eben gelernt, denn dieses Lied haben die meisten schon in der Schule geträllert und bis heute nicht vergessen.
Da der Geschäftsführer des Vereins, Peter Zerbaum, wegen eines Krankenhausaufenthaltes dieses Mal nicht das Zepter schwingen konnte, übernahm Vereinsvize Harry Feske in Gestalt des Bergeistes Rübezahl diese Rolle.
Zum alljährlich wiederkehrenden Ritual gehörte die Wahl der neuen Kermskönigin, die vom Vorstand des 160-köpfigen Vereins bestimmt wurde. Die Wahl fiel auf die Rutraut Niemann. Sie bekam von ihrer Vorgängerin die Schärpe umgehängt.
Für sie sei der Verein ein Stück zweite Heimat geworden, erklärte Rutraud Niemann im Anschluss. Sie freue sich auf jeden Montag, wenn die Folkloregruppe zum Singen zusammenkomme. Die 74-Jährige musste 1946 ihre niederschlesische Heimat verlassen, kam über das Lager Coswig nach Roßlau. Sie fühle sich zwar wohl in der Schifferstadt, doch ab und zu ziehe es sie doch in die alte Heimat.
Ein Jahr lang muss Rutraut Niemann nun den Verein bei repräsentativen Anlässen vertreten, eine Aufgabe die sie gern übernimmt. Was folgte, war im Vereinsdeutsch der "Ehrentanz für Trachtenträger" - das hieß, die Damen und Herren der Folkloregruppe durften zu den Klängen des Schneewalzers als erste aufs Parkett.
Damit war der offizielle Teil beendet, der gemütliche begann. So manch einer der Gäste wartete schon sehnsüchtig auf den Kaffeestart. Denn zur Kerms lassen es sich die Frauen nicht nehmen, ihre Backkünste zu offenbaren. Neben Mohn- und Kirschkuchen fand vor allem der Schlesische Streuselkuchen reißenden Absatz.
Mit Blas- und Schlagermusik wurde dann in den Abend getanzt. Dazwischen gab es Informationen über Urlaubsreisen nach Schlesien, auch die Gewinner der Tombola wurden ermittelt. So war es für die meisten Gäste eine rundum gelungene Schläs'sche Kerms.