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Tag des offenen Denkmals in Dessau Tag des offenen Denkmals in Dessau: Bauhaus verbessert Besucherinfrastruktur

Von Thomas Altmann 15.09.2014, 18:55
Die Re-Inszenierung zeigt jetzt, wie das Direktorenzimmer bei Walter Gropius aussah.
Die Re-Inszenierung zeigt jetzt, wie das Direktorenzimmer bei Walter Gropius aussah. Lutz Sebastian Lizenz

Dessau-Rosslau - Nur das Telefon gibt Aufschluss über das Alter der zeitlos wirkenden Möbel, die mit Walter Gropius von Weimar nach Dessau gezogen sind. Als Gropius 1929 das Bauhaus verließ, nahm er seine Möbel mit. Dennoch: Nach Weimar hat nun auch Dessau einen Nachbau des Gropius-Schreibtisches als Teil eines re-inszenierten Ausstattungsensembles im Direktorenzimmer.

Zum Tag des offenen Denkmals präsentierte das Bauhaus Dessau den Abschluss der Unesco-Maßnahmen zur Verbesserung der Besucherinfrastruktur. Die Planungen wurden 2009 begonnen und sukzessiv umgesetzt, finanziert durch das „Investitionsprogramm nationale Unesco-Welterbestätten, Welterbestätte Dessau-Roßlau“, ein Förderprogramm des Bundes unter Beteiligung des Landes Sachsen-Anhalt und der Stadt Dessau-Roßlau. Die beinah abgeschlossenen Maßnahmen boten Anlass für eine Matinee zur „Moderne und ihrer touristischen Erschließung unter denkmalpflegerischen Aspekten“. „Herzlich willkommen am Bauhaus, einer Ikone der Moderne, die bald 90 Jahre alt wird, aber keineswegs betagt wirkt“, sagte Stiftungsdirektorin Claudia Perren.

Nicht alles kann man sehen

Monika Lüttich, Mitarbeiterin der Denkmalbehörde der Stadt Dessau-Roßlau, benannte Konzepte und Behördenwege, auch abgelehnte Projekte, wie die Erstellung eines Managementplanes. Die Konkretisierung besprach Monika Markgraf, Mitarbeiterin der Bauabteilung der Stiftung. Es begann mit energetischen Verbesserungen und dem Umzug der Mitarbeiter in den Nordflügel. Markgraf benannte auch Dinge, die nun da, aber nicht zu sehen und deshalb gelungen seien, etwa die Sicherheitsbeleuchtung im Vestibül. Anderes soll gesehen werden, wie das neue Leitsystem. Per Fingerzeig erschließen sich Texte und Fotografien, mit Touchscreen und Content-Line als Ankunft in der Gegenwart.

Auf der Bühne sitzen bald Professor Christoph Brumann, Max-Planck-Institut für ethnologische Forschung Halle, und Regina Bittner, Stiftung Bauhaus Dessau: „Modernes Welterbe - ein Dialog“. 15 Bauten der Moderne, so Brumann stünden als wegweisende Architekturen bisher auf der Liste. Den Anfang machte 1987 Brasil. Das Gespräch thematisierte die Erweiterung der Schutzzonen vom historischen Repräsentations- zu Alltagsbauten bis hin zu Praktiken und Techniken, oder den interessengeleiteten Blick in die Vergangenheit, der Aufschluss über die Gegenwart biete und das gewachsene Interesse an Geschichte. Das Bauhausgebäude als Erinnerungsort stehe, so Bittner, für ein anderes Geschichtsbild Modell, für eines, welches bewusst Vergangenheit hinter sich lasse; und nunmehr selbst Geschichte habe.

Zurückhaltung kontra Re-Inszenierung und Nachbau

Im Haus erscheint nun so gebunden wie parzelliert, was zu vermitteln war: Tourismus und Denkmalschutz, das historische Gebäude und die Bewegung des Denkens, Zurückhaltung kontra Re-Inszenierung und Nachbau, sanktioniert durch Befund und Quellenlage. Es gibt einen Raum für Museumspädagogik und ein Gegenwartslabor, in welchem die Forschungen der Stiftung vorgestellt werden. Und es gibt den Blick zurück, etwa über das Vorzimmer in das Direktorenzimmer auf den re-inszenierten Arbeitsplatz von Walter Gropius.

„His Masters Voice“ - Grammophon, Koffer und Klappstuhl: Auch Marianne Brandts Zimmer im Atelierhaus wurde re-inszeniert und steht dem Besucher offen. Modernes Wohnen „im „Selbstversuch“, die Formierung einer Arbeits- und Lebensgemeinschaft wird so wieder nachvollziehbarer. Drei weitere Zimmer, die vermietet werden, wurden „personalisiert“, soll heißen, mit Möbeln und Kunstwerken der Bauhäusler ausgestattet, ein Albers-, ein Arndt- und ein Ehrlich-Zimmer. Letzteres etwa ist mit Möbeln eingerichtet, die Franz Ehrlich Mitte der 1950er Jahre für die Werkstätten Dresden-Hellerau entwarf. Die Küche neben der Mensa wurde erneuert.

Der Gymnastikraum re-inszeniert und fortgeführt. Die Tanzfläche soll betreten werden. Eventuelle Bewegungen werden in Anlehnung an Oskar Schlemmers Stäbetanz sichtbar und auf Wunsch ausgedruckt: Algorithmische Gymnastik. Und bald schon wird man auf der Dachterrasse Wein trinken können - gebuchtes, einst privilegiertes Studentenleben. (mz)