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Tag der offenen Tür Tag der offenen Tür: Mit Füßlingen aus Folie übern Hof

Von Ute Hartling-Lieblang 13.06.2004, 21:54

Halle/MZ. - Köthen / MZ. "Das ist ja Wahnsinn", rutscht es Karl Werner nicht nur einmal heraus, als er die Zahlen hört, die Johannes Hage verkündet. Der Rentner aus Edderitz bleibt dem Leiter Milchproduktion auf dem Hof Pfaffendorf beim Betriebsrundgang immer dicht auf den Fersen. "Mich interessiert das alles sehr", sagt er.

Die Eltern von Karl Werner waren früher Einzelbauern und hatten in den 50er Jahren selbst einen Hof in Pfaffendorf. Bis die LPG kam. "Da waren sie mit die Letzten, die eintraten." Vier Kühe haben die Werners gehalten, und wenn die am Tag mal 25 Liter Milch gaben, "dann waren wir mehr als zufrieden", blickt der Edderitzer zurück.

Kein Wunder also, dass Werner Augen und Ohren aufreißt, als Johannes Hage Spitzenleistungen von bis zu 65 Litern Milch am Tag nennt. "Da möchte ich doch gern wissen, was die Tiere für Futter bekommen." Hage beantwortet gern die Fragen der unzähligen Besucher, die sich beim Tag der offenen Bauernhofes von ihm durch die Anlage führen lassen. Etwas drollig sieht es schon aus, wie die Besucherscharen - vom Kleinkind bis zum Großvater - mit ihren Überschuhen aus Plastefolie über den Hof stapfen.

Seuchenschutz ist Vorschrift. Schließlich sollen die 724 Milchkühe, alles Hollsteiner Friesen, die auf dem Pfaffendorfer Hof in Gruppen zu je 96 Tieren stehen, gesund bleiben, um weiterhin reichlich Milch zu geben und gesunde Kälber zur Welt zu bringen. 9800 Liter Milch gibt jedes der Tiere durchschnittlich im Jahr, abzüglich der Zeiten, in denen sie "Trockensteher" sind, wie der Fachmann sagt. Etwa 65 bis 70 Tiere kalben auf dem Hof Pfaffendorf im Monat und bringen Kälber zur Welt, die im Schnitt 42,7 Kilo wiegen und täglich etwa 780 Gramm zunehmen. Die Zahl der Totgeburten liegt bei 6,7.

"Wir können heute füttern, was wir wollen", begründet Hage die beachtlichen Milchleistungen, wobei die Rationen ständig korrigiert werden. Fünfmal am Tag wird nachgeschoben und was übrig bleibt, das sind mitunter zwei Tonnen pro Tag, bekommen die 22 Mastbullen, die extra dafür gehalten werden und im Herbst zur Schlachtung gehen. "Wichtig ist auch, dass die Tiere ordentliche Liegeplätze vorfinden, wo sie wiederkäuen können", sagt Hage.

Gespannt verfolgt auch der 35-jährige Dirk Lippmann die Ausführungen von Hage. "Ich arbeite selbst in der Milchproduktion", begründet er sein Interesse. Bis aus Bernburg sind an diesem Samstag Besucher auf den Hof Pfaffendorf gekommen, scharenweise strömten die ersten gleich zur Eröffnung auf den Hof, so dass die Parkplätze knapp wurden. Wer nicht am Rundgang teilnehmen wollte, konnte sich an den zahlreichen Ständen der Direktvermarkter aus der Region umschauen. Sehr eifrig wurde zum Beispiel das Angebot genutzt, Frühkartoffeln zum Preis von einem Euro zu kaufen. Aber auch die Harzimkerei aus Ballenstedt und viele andere Anbieter fanden Abnehmer. Eifrige Frauen der umliegenden Dörfer hatten leckeren Kuchen gebacken, darunter die Mitglieder Volkssolidarität Görzig. Das Restaurant Athos aus Pfaffendorf sorgte für herzhafte Speisen.

Informationen rund um die Landwirtschaft gab es beim Tag der offenen Tür ebenso wie eine Schau modernster landwirtschaftlicher Maschinen, deren Größe so manchen in Stauen versetzte. Der Landesjagdverband Sachsen-Anhalt zeigte an seinem Stand Trophäen und Jagdwaffen, der Kreativzirkel Köthen bot Handarbeiten zum Kauf an. Die Gröbziger Rassekaninchenzüchter hatten ein Streichelgehege aufgebaut, das es auch der vierjährigen Sarah Wächter aus Köthen angetan hatte, die bei ihrem Patenonkel in Pfaffendorf zu Gast war. Umrahmt wurde der Tag von zahlreichen kulturellen Darbietungen. Die Gröbziger Jagdhornbläser eröffneten die Veranstaltung. Der Männerchor Trebbichau hatte etwas Mühe, in der großen Halle gegen das Stimmengewirr der vielen Besucher anzusingen, Tanzgruppen der Schulen rundeten das Programm ab. Zufrieden mit der Resonanz beim Tag des offenen Bauernhofes zeigten sich am Ende die Vertreter des Kreisbauernverbandes. "Wir haben 3500 Besucher geschätzt, das übertraf all unsere Erwartungen", so Heinz Vierenklee vom Kreisbauernverband .