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Tag der offenen Tür beim Bundesforstamt Tag der offenen Tür beim Bundesforstamt: Automatik im Wald und schnelle Falken

Von Stefanie Hommers 19.10.2003, 16:48

Roßlau/MZ. - Was am Sägebock noch reine Handarbeit ist, bei der es gilt, ein Pfund Holz aus einem Stamm herauszuholen, sieht in der forstlichen Praxis inzwischen ganz anders aus. Bei einem Ausflug mit dem Shuttle-Bus in den nahen Wald können die Besucher eine fast vollautomatische Fällung erleben. Durch eine Schneise rollt ein sechsachsiger Schlepper, der ausfahrbare Kran mit Greifer und Säge zerlegt den Baum Stück für Stück in transportgerechte Stücke und übernimmt auch noch das Auf- und Abladen. Und das alles bedient von einem einzigen Mann. "Waldarbeiter sind zu teuer", bekennt Forstamtsleiter Wolfgang Brezing. Ein Pappenstiel ist indes die Anschaffung der Maschine auch nicht. Stolze 250 000 Euro kostet so ein Gerät mindestens. "Das können wir uns auch nicht leisten, diese Art der Holzverarbeitung findet bei uns nur über Unternehmer statt", beschwichtigt Brezing.

Seit 1995 leitet Brezing das Bundesforstamt "Ein Traumberuf", findet er, einfach weil man Einfluss auf den Wald nehmen könne und sehe, dass da etwas heranwachse. Wald und Wild gehören für den erfahrenen Förster, der über die Ornithologie zum Beruf gekommen ist, unbedingt zusammen. Obgleich die Jagd nur etwa zehn Prozent Anteil an seiner Arbeit ausmacht, ist sie für ihn "die schönste Nebensache der Welt". Leben und sterben gehören für ihn zur Natur: "Wenn wir Holz fällen, töten wir auch Bäume." Nur wenn Tochter Eva mit auf den Hochsitz kommt, muss die Flinte zu Hause bleiben. "Ich hab die Tiere lieber lebend", bekräftigt die bekennende Vegetarierin.

Höchst lebendig zeigt sich am Tag der offenen Tür auch ein Falkenpaar. Zur Freude von Christoffer und Celina, die die Ankunft der Vögel aufmerksam beobachten und alles genau wissen wollen. "Warum haben die solche Hüte auf?", erkundigt sich Christoffer beim Anblick der ledernen Kopfhauben. Geduldig und kindgerecht gibt der stellvertretende Amtsleiter Volker Schulze Auskunft. "Zur Beruhigung, so wie wenn bei dir zu Hause abends zum Schlafen das Licht ausgemacht wird." Doch kaum ist die Kopfbedeckung entfernt, schießen die Falken pfeilschnell durch die Luft. Bis zu 120 Stundenkilometer erreichen die Vögel, die schon seit Jahrhunderten zur Jagd eingesetzt werden, und blitzartig schießen sie auf ihre Beute hinab. Die ist bei der Vorführung von Andreas Zschüntzsch nur eine Attrappe.

Erst in diesem Jahr hat Zschüntzsch mit der Abrichtung von Falken angefangen, für Greifvögel interessiert er sich aber schon seit seiner Kindheit . "Alles, was krumme Schnäbel hat, fasziniert mich." Rund fünf Wochen brauche man allein, um den Vogel soweit zu bringen, dass er auch zurückkomme, erläutert der Vogelfreund. Zur Sicherheit haben seine Falken denn auch nicht nur ein Glöckchen am Fuß, sondern auch einen sechs Kilometer weit reichenden Peilsender zum Wiederfinden. Schließlich ist so ein Zuchtexemplar gut und gerne seine 600 Euro wert.

Der junge pakistanische Sakerfalke, den Zschüntzsch seit dem Frühjahr trainiert, hat seine Sache indes gut gemacht. Nachdem er die Vogelattrappe aus den Fängen gelassen hat, gibt es zur Belohnung echtes Fleisch: ein Tagesküken. Womit auch Christoffers nächste Frage beantwortet wäre. "Warum hast du denn da so kleine Entchen?", hatte er eben noch von Andreas Zschüntzsch wissen wollen, und der hatte trocken entgegnet. "Weil Falken kein Knäckebrot mögen."